Ngankam von Eintracht Frankfurt im Spiel gegen Aberdeen

Eintracht Frankfurt müht sich gegen Aberdeen zum Sieg und kann sich zur Abwechslung auf eine Standardsituation verlassen. Es gibt positive Ansätze, der Glanz vergangener Europapokal-Nächte ist aber verflogen. Sebastian Rode wird zur tragischen Figur.

Videobeitrag

Video

Robin Koch im Interview: "Schön, dass es jetzt auch für die Eintracht geklappt hat"

koch_interview
Ende des Videobeitrags

Eintracht Frankfurt ist am Donnerstag mit einem 2:1-Arbeitssieg gegen den FC Aberdeen in die Gruppenphase der Conference League gestartet. Für die Hessen trafen Omar Marmoush vom Elfmeterpunkt (11. Minute) und Robin Koch per Kopf nach einer Ecke (61.). Den zwischenzeitlichen Ausgleich schoss Dante Polvara (22.). Die Analyse in fünf Punkten.

1. Arbeitssieg dank Ecke

Das Wichtigste zuerst: Die Eintracht ist nach acht Pflichtspielen in dieser Saison weiter ungeschlagen und hat auch die Pflichtaufgabe gegen Aberdeen erfüllt. Dass die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller, der mit Co-Trainer Stefan Buck einen Experten für Standardsituationen mit nach Frankfurt gebracht hat, den entscheidenden Treffer nache einem Eckball erzielte, war ebenso bemerkenswert wie folgerichtig.

Nachdem ruhende Bälle bei der Eintracht in der Vergangenheit und auch den ersten Partien in dieser Saison meist kollektives Kopfschütteln ausgelöst hatten, rieben sich am Donnerstagabend plötzlich viele verwundert die Augen. Farès Chaibi brachte den Ball nach rund einer Stunde mit Zug und ohne Schnörkel in Richtung Fünfmeterraum, dort stieg Koch am höchsten und nickte ein. "Es ist so simpel. Man braucht einen guten Schützen und jemanden, der mit Speed einläuft", freute sich Toppmöller nach Schlusspfiff. Wieso solche Tore dann nicht öfter fallen, bleibt ein Rätsel.

2. Die Offensive bleibt das Sorgenkind

Zur ganzen Wahrheit gehört jedoch auch dazu, dass die Eintracht gegen die spielerisch stark limitierten Gäste aus Schottland wohl nur auf diese Weise treffen konnte. Die Offensive, die dieses Mal zu Beginn aus Omar Marmoush, Mario Götze und Paxten Aaronson bestand, blieb erneut weitgehend ideen- und espritlos. Die Eintracht schaffte es so gut wie nie, Tempo in ihre Aktionen zu bekommen oder mal für eine Überraschung zu sorgen. Spätestens am Strafraum war meistens Endstation.

Dass sich Aberdeen fast ausschließlich mit neun Mann rund um das eigene Tor verschanzte und extrem tief stand, sollte nicht verschwiegen werden. Eine Entschuldigung ist das aber nicht. "Wir hatten viel Ballbesitz, aber nicht zielstrebigen Ballbesitz. Wir ergötzen uns manchmal an unserem Ballbesitz, da müssen wir mehr Mut haben", fasste Sportvorstand Markus Krösche richtig zusammen. "Wir haben noch viel Luft nach oben." Die Hessen wirkten auch gegen Aberdeen oft zu träge und seltsam lethargisch. Vom Glanz und der Energie vergangener Europapokal-Nächte war gegen Aberdeen nichts zu spüren. Im Spiel nach vorne hakt es noch gewaltig.

3. Die Wechsel beleben das Spiel

Etwas besser wurde es erst, auch das ist eine wichtige Erkenntnis, dank mehrerer Joker. Allen voran Eckballschütze Chaibi, der in der Halbzeit für den angeschlagenen Götze in die Partie kam, belebte das Angriffsspiel und zeigte in einigen Szenen, dass er eine Bereicherung werden kann. Jessic Ngankam, der Aaronson ersetzte und die Rolle des Stoßstürmers übernahm, machte seine Sache ordentlich. Auch Hugo Larsson, der bereits vor der Pause für den verletzten Sebastian Rode eingewechselt wurde, ließ erneut seine fußballerische Klasse aufblitzen.

"Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison, dass durch unsere Wechsel noch einmal Energie reinkommt", betonte Toppmöller. "Das zeigt, dass die Truppe lebt." Es zeigt allerdings auch, dass sich eine Stammelf noch immer nicht gefunden hat. Die Eintracht befindet sich weiter in der Findungsphase und ist noch stark abhängig von Einzel-Leistungen. Mal trifft Niels Nkounkou aus dem Nichts, mal gelingt Eric Junior Dina Ebimbe ein Geniestreich, mal haut Ngankam einen rein. Einen überzeugenden Auftritt des gesamten Teams gab es noch nicht.

4. Sebastian Rode wird zur tragischen Figur

Ob die Eintracht mit einem topfitten und gesunden Kapitän besser performen würde, ist Spekulation. Dass Sebastian Rode in dieser Spielzeit noch gar nicht ins Rollen gekommen ist und gegen Aberdeen erneut verletzt vom Platz humpelte, verkompliziert die Sache aber zusätzlich. Für die Eintracht ist das ständige Fehlen von Rode schmerzhaft, besonders tragisch ist der Verlauf der aktuellen Spielzeit aber vor allem für Rode selbst.

Am ersten Spieltag gegen Darmstadt 98 hielt er ganze sechs Minuten durch und musste danach länger pausieren. Nach seinem Kurz-Comeback gegen Köln verpasste er das Gastspiel in Bochum krankheitsbedingt, nun stoppten ihn Schmerzen in der Wade. "Es ist bitter für ihn", so Krösche. Klar ist schon jetzt: Rode, der seine Karriere aufgrund zahlreicher Verletzungen im kommenden Sommer frühzeitig beenden wird, wird auch am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Freiburg ausfallen. "Das wird nix", so Toppmöller.

5. Was passiert gegen gute Teams?

Die Eintracht wird also erneut ohne ihren Kapitän auskommen und sich gleichzeitig enorm steigern müssen. Nachdem die bisherigen Bundesliga-Gegner Darmstadt, Mainz, Köln und Bochum allesamt aus dem Tabellenkeller kamen und auch der FC Aberdeen, der in Schottland aktuell Vorletzter ist, eigentlich nicht als Gradmesser dienen darf, kommt mit dem SC Freiburg nun ein Europa-League-Teilnehmer nach Frankfurt.

Die Breisgauer sind zwar ebenfalls nicht vollends überzeugend gestartet, der Sportclub ist dennoch bislang der mit Abstand stärkste Gegner der Hessen. Noch ist die Eintracht ungeschlagen und trotz aller Schwierigkeiten einigermaßen gut durch den Saisonauftakt gekommen. Den Nachweis, auch gegen gute Mannschaften Punkte sammeln zu können, müssen die Hessen aber noch erbringen. Mit der Leistung vom Donnerstagabend dürfte das schwierig werden.