Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt

Die Krawalle rund um das Heimspiel gegen Stuttgart sind weiter ein großes Thema bei Eintracht Frankfurt. Vorstandssprecher Axel Hellmann fordert ein Ende der Fan-Gewalt, schießt aber auch gegen die Polizei, die GdP und Peter Beuth.

Videobeitrag

Video

Axel Hellmanns Abschieds-Rede für Peter Fischer

Axel Hellmann Eintracht Frankfurt
Ende des Videobeitrags

Auch mehr als zwei Monate nach den Ausschreitungen rund um das Heimspiel von Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart kommen die Diskussionen über Auslöser und Schuldige nicht zu einem Ende. Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann nutzte die Mitgliederversammlung am Montag, um das Thema noch einmal aufzurollen und ausführlich dazu Stellung zu beziehen. "Das verlangt Differenziertheit. Und das will keine der beiden Seiten wirklich hören", sagte er und schickte damit einen erst Gruß in Richtung Fans und Polizei.

Die Anhänger und die Ordnungskräfte, die sich im Stadion körperlich und danach verbal attackiert hatten, sehen weiterhin die alleinige Verantwortung und das einzige Fehlvergehen bei der jeweiligen Gegenseite. Dort die nicht mehr in den Griff zu bekommenen Aggressoren, gegenüberstehend eine völlig überzogene Reaktion der Staatsgewalt. So lauten die nicht in Einklang zu bekommenen Positionen. Doch wo liegt die Wahrheit? "Wir sind noch in der Aufklärung", so Hellmann, der dann trotz des weiterhin laufenden Verfahrens drei Erkenntnisse präsentierte.

Die Nordwestkurve ist zu voll

Der Anfangspunkt der Eskalation, daran besteht kein Zweifel, waren unerlaubte Versuche, ohne gültige Karte in den Stehplatzbereich vorzudringen. Da die Anziehungskraft der stimmungsgewaltigen Kurve die Kapazität derzeit um ein Vielfaches überschreitet, lassen sich vor allem jüngere Fans nicht von der Block-Nummer auf ihrem Ticket vom großen Erlebnis abhalten. Eine ebenso verständliche wie seit Jahrzehnten in vielen anderen Stadien der Republik gängige Praxis. "Auch ich bin in den 80ern vom H- in den G-Block geklettert", so Hellmann.

Bei allem Verständnis, das Hellmann äußerte, müsse diese Massenwanderung in das atmosphärische Epizentrum des Frankfurter Stadions aber aufhören. "Die Nordwestkurve ist bumsvoll, das kann gefährlich werden." Die unerlaubten Zutrittsversuche, so lautete die erste Erkenntnis des Abends, sollen auch in Zukunft verboten und strikt unterbunden werden. "Wir werden alles dafür tun, dass es nicht zu einer Überfüllung kommt und erwarten, dass das dann akzeptiert wird", betonte Hellmann.

Gewalt darf nicht die Lösung sein

Woraus automatisch die zweite Erkenntnis folgt: Akzeptieren heißt ärgern und weggehen, nicht draufschlagen. Dass abgewiesene Anhänger der Eintracht vor dem Duell mit dem VfB Stuttgart Mitarbeiter des Ordnungsdienstes tätlich angriffen und damit die Gewaltwelle auslösten, ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen und ein absolutes Tabu.

"Jedem mit gesundem Menschenverstand muss klar sein, dass man nicht auf Leute einprügelt, nur weil man nicht die richtige Karte für den Block hat", stellte Hellmann klar. Gewalttätige Personen haben bei der Eintracht keinen Platz.

Polizei ist nicht unschuldig

Nach zwei unmissverständlichen Forderungen an die Fans nahm sich der Vorstandssprecher dann aber auch noch die Polizei und den folgenden Einsatz vor. Dieser sei, das müsse nach zahlreichen Gesprächen mit Augenzeugen und Betroffenen so konstatiert werden, absolut übertrieben gewesen. "Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, waren geschockt", so Hellmann, der dann kurz von einem "Exzess" sprach, jedoch selbst zurückruderte und Erkenntnis Nummer drei "juristisch korrekt" so formulierte: "Das war ein Einsatz von Gewalt in nicht angemessenem Maß."

Das Vorgehen der Polizei, das rund 200 Verletzte zur Folge hatte, wird bei der Eintracht weiterhin sehr kritisch beäugt und alle Verantwortlichen wohl noch sehr lange beschäftigen. Da beide Seiten jedoch nicht von ihren Standpunkten abrücken, sei die Aufklärung sehr schwierig, betonte Hellmann. "Ich würde mir dieselbe Hingabe, mit der gegen Fans untersucht wird, auch in den Reihen der Polizei wünschen." Die Fronten bleiben verhärtet.

Hellmann schießt gegen die GdP

Gleiches gilt für das Verhältnis der Eintracht zur Gewerkschaft der Polizei (GdP) und zum ehemaligen Innenminister Peter Beuth (CDU). Hellmann ließ es sich nicht nehmen, am Ende seiner Rede noch ein paar besondere Grüße auszurichten. Der GdP, die konsequente Maßnahmen gegen die Ultras gefordert hatte, entgegnete er, dass die Eintracht nie ganze Gruppen, sondern stets einzelne Täter bestrafen werde. "Ich lasse mir von einer Lobby-Organisation nicht sagen, welche Maßnahmen wir hier umsetzen sollten."

In Richtung Beuth, der am Ende seiner Amtszeit Pfeifkonzerte bei Ausschreitungen sowie Punktabzüge gefordert hatte, sagte Hellmann: "Ich hatte die Hoffnung, dass er kein Abschlussinterview mit wirren Forderungen gibt."

Eintracht muss Gewaltproblem lösen

Eine komplette Klärung der skandalösen Ereignisse rund um das Spiel gegen den VfB Stuttgart, das wurde sehr klar, ist aktuell nahezu unmöglich. Fans beschuldigen die Polizei, die Polizei beschuldigt die Fans, die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Was aber klar sein muss, wie auch Hellmann unterstrich: "Es muss uns gelingen, jegliche Gewalt aus unserem Stadion zu bekommen." Dafür braucht es neben einer klaren Kante der Eintracht aber auch ein Umdenken auf beiden Seiten.

Formular

hessenschau update - Der Newsletter für Hessen

Hier können Sie sich für das hessenschau update anmelden. Der Newsletter erscheint von Montag bis Freitag und hält Sie über alles Wichtige, was in Hessen passiert, auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbstellen. Hier erfahren Sie mehr.

* Pflichtfeld

Ende des Formulars