Dino Toppmöller vor viel Arbeit.

Eintracht Frankfurt hat mit Dino Toppmöller einen neuen Trainer. Trotz der jüngsten Erfolge wartet auf den Coach eine ganze Menge Arbeit - auch als Moderator.

Am 10. Juli startet Eintracht Frankfurt mit dem Training für die neue Saison. Neu-Trainer Dino Toppmöller freut sich auf die Herausforderung, wird aber direkt gefordert sein. Dies sind die drängenden Baustellen:

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Eintracht Frankfurt – Dino Toppmöller ist neuer Cheftrainer

hs
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1. Klare Struktur in die Abwehr

Die Kritik von Vorgänger Oliver Glasner an der Defensive hallt noch nach, Vorstand Markus Krösche muss dringend neue Verteidiger an den Main lotsen. Viele Namen werden gehandelt wie beispielsweise der U21-Nationalspieler Yann Bisseck, doch Toppmöller muss einen echten Chef im Verbund finden. Nach dem Abgang von Martin Hinteregger probierten sich nacheinander Tuta, Makoto Hasebe oder Kristijan Jakic in der Zentrale. Der Brasilianer Tuta hat schon bekannt gegeben, dass er sich rechts sicherer fühle, Hasebe ist 39 und Jakic gelernter Mittelfeldspieler. Hrvoje Smolcic muss nach seiner langen Verletzungspause erst einmal wieder den Rhythmus finden. Neuzugang Willian Pacho dürfte sich auch erst einmal an die Bundesliga gewöhnen müssen.

Bei seinen vorherigen Stationen als Chef setzte Toppmöller auf die Viererkette. Gleiches hatte auch Glasner im Sinn, musste aber von seinen Plänen Abstand nehmen, weil die Mannschaft in der Dreierkette besser funktionierte. Wie er das System und das Personal auch wählt, Toppmöller muss schnell dafür sorgen, dass die Abwehr wieder über Automatismen die nötige Sicherheit findet.

2. Eine neue Achse finden

Neben der Fahndung nach einem Defensiv-Chef könnten auch jene nach zentralen Spielern im Mittelfeld und Angriff auf der Agenda stehen. Djibril Sows Verbleib erscheint fraglich, Sebastian Rode hält nicht mehr die volle Distanz durch. Das Werben um Topstürmer Randal Kolo Muani könnte mit den Wechseln anderer Mittelstürmer in Europa wie Karim Benzema und Kylian Mbappe richtig Fahrt aufnehmen.

Wie also sieht das Gerüst der Mannschaft dann aus? Immerhin Mario Götze setzte mit seiner Vertragsverlängerung ein Zeichen, dass er zum Anführer der Eintracht werden kann, Kevin Trapp ist es ohnehin. Ansonsten bedarf es bei der Eintracht auch (neuer) erfahrener Kräfte, um die vielen Jungspunde anzuleiten.

3. Talente entwickeln

Denn davon hat die Eintracht einige in petto: Ob nun Junior Dina Ebimbe, Faride Alidou, Paxten Aaronson oder Hugo Larsson - sie alle haben das Potenzial, in der kommenden Saison für Aufsehen zu sorgen. Einer der (internen) Kritikpunkte an Glasner soll gewesen sein, dass er die jungen Spieler nicht ausreichend einbezogen und entwickelt habe. Toppmöller ist auch deswegen in diesem Punkt gefordert, weil die Eintracht qua Philosophie Talente voranbringen will, um dann Transfereinnahmen zu generieren. Aktuellstes Beispiel könnte Jesper Lindström werden.

Nicht umsonst betonte Krösche bei der Vorstellung von Toppmöller: "Dino hat gelernt, mit wenigen Mitteln in Düdelingen Großes zu leisten und junge, entwicklungsfähige Spieler als hauptverantwortlicher Cheftrainer auf die nächste Stufe zu heben."

4. Standards, Standards, Standards

Bei allen Diskussionen um Spielphilosophie und Taktik muss bei der Eintracht an den Basics gearbeitet werden: Ecken, Freistöße, ja auch Einwürfe. Die Schwächen bei gegnerischen Standards brachen der Mannschaft zuletzt immer wieder das Genick, trotz ansprechender Schützen war die eigene Gefahr bei ruhenden Bällen übersichtlich.

Es braucht also Training - und Scouting. Otto Rehhagel sagte schließlich nicht zu Unrecht, dass sich "2 Meter Körperlänge" nicht trainieren lasse. Verteidiger Tuta erwähnte zuletzt, dass viele Spieler eben zu klein seien. Die Eintracht muss zulegen - oder über sich hinauswachsen.

5. Die Erwartungen moderieren

Auch wenn das Wort "Demut" am Stadtwald immer wieder fällt, so sind nach den Finalteilnahmen und Pokalsiegen in den vergangenen Jahren zweifellos die Ansprüche gestiegen. Europa über die Bundesliga muss wieder das Ziel sein, auch wenn gleichzeitig acht bis neun Mannschaften um diese Plätze balgen. Die Reisen und Spiele in der Conference League können bei diesem Ziel eine Hypothek darstellen.

Toppmöller steht erstmals im großen Rampenlicht, er wird dabei vor allem als Moderator gefragt sein und nicht nur als Trainer. Vorgänger Glasner musste sich nicht nur zu Aufstellungen äußern, sondern zu Machtkämpfen in den Gremien, Kokain-Vorwürfen gegen den Präsidenten, Wechselgerüchten oder Fan-Thematiken. Natürlich hoffen sie in Hessen, dass derlei Themen nun abnehmen, aber auf Toppmöller wartet eine andere mediale Hausnummer als noch in Virton oder Düdelingen. Immerhin: Die vergangene Saison beim FC Bayern dürfte auch für ihn ein Stahlbad in Sachen Aufregern und Aufgeregtheiten gewesen sein.