Geplänkel mit Dortmund und Leverkusen Die Eintracht knabbert genüsslich am Kuchen der Großen

Die Eintracht spielt nicht nur künftig in der Champions League, sie kommt auch in anderen Bereichen den Topteams der Liga immer häufiger in die Quere. Gerade mit Borussia Dortmund gibt es diverse Berühungspunkte.

Frankfurts Robin Koch (links) ist Dortmunds Serhou Serhou Guirassy einen Schritt voraus.
Frankfurts Robin Koch (links) ist Dortmunds Serhou Serhou Guirassy einen Schritt voraus - für die Clubs gilt das noch nicht. Bild © Imago Images
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Krösche kocht! Eine zuletzt immer häufiger verwendete Beschreibung in den Sozialen Medien, die entgegen naheliegender Vermutungen nichts mit Mahlzeiten, Wutausbrüchen oder Vertragsverlängerungen von Abwehrchefs zu tun hat, sondern schlicht meint: Markus Krösche, der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, erledigt seinen Job par excellence. So klingt das heutzutage eben in dieser tiktok-isierten Welt.

Krösche jedenfalls leistet seit Frühsommer 2021 eine derart gute Arbeit, dass nicht nur seine Spieler regelmäßig auf die Wunschzettel von Großclubs geraten, sondern auch er. Während selbst der FC Bayern nachgedacht haben soll über ihn als Max-Eberl-Upgrade, buhlte Anfang des Jahres vor allem Borussia Dortmund um die Dienste des 44-Jährigen. Krösche aber, das ist bekannt, bleibt lieber in Frankfurt. Es gibt dafür einige Gründe, einer davon: Die Eintracht ist dem BVB so nah wie nie in diesem Jahrhundert.

Die "Agenda 2030" der Eintracht

Es sei an dieser Stelle zur Einordnung unbedingt noch festgehalten: Natürlich ist Dortmund den Frankfurtern weiterhin voraus, in nahezu allen Bereichen, ob Kaderwert, Etat, Mitgliederzahlen, Titel, weltweiter Bekanntheit. Dennoch gab es zuletzt Anhaltspunkte, wonach dieser Abstand eben doch kleiner geworden ist. Als erster Beleg dient die Abschlusstabelle der vergangenen Saison, die die Eintracht auf Platz drei führt und damit unmittelbar vor der Borussia.

"Wir wollen uns als Nummer fünf in der Bundesliga etablieren", sagte Krösche kürzlich der Sportbild. Dauerhaft in die Top vier vorzustoßen, sei zwar nicht realistisch. "Da haben Leverkusen, Dortmund und Leipzig andere Voraussetzungen. Von Bayern gar nicht zu reden." Es gelte aber, zur Stelle zu sein, wenn eines der genannten Teams schwächelt. Der Boulevard verpasste diesem Ansinnen den griffigen Titel "Agenda 2030". Demnach würden nicht nur die Ansprüche bei der Eintracht nach oben geschraubt, sondern auch der finanzielle Einsatz zum Erreichen der Ziele.

Etat steigt mit Augenmaß

In der Tat wird der Frankfurter Etat für die kommende Saison erneut steigen, auch bedingt durch die Champions-League-Teilnahme. Dies wird jedoch mit Augenmaß geschehen. Verheben wollen sie sich in Frankfurt nicht, geplant wird weiterhin mit der Europa League. Auch bei einem Jahr ohne internationalen Wettbewerb, was immer möglich ist, soll nicht gleich Alarmstufe Rot herrschen. Es geht weiterhin um die richtige Balance zwischen Risiko und Sicherheit. Auch werden mögliche Verkäufe von Leistungsträgern wie Hugo Ekitiké noch immer dazugehören.

Es passt dennoch ins Bild, dass die Eintracht bei ihren Transferbemühungen zuletzt immer häufiger als Konkurrent der Großkopferten auftritt - vor allem von Bayer Leverkusen und eben Dortmund. Vergangene Saison hatten die Hessen den Nationalspieler Pascal Groß schon von sich überzeugt, als der BVB doch noch dazwischengrätschte. Diesmal führte die Eintracht dem englischen Toptalent Jobe Bellingham schon den eigenen Campus vor, wenngleich auch dieser wohl den Weg nach Dortmund einschlagen wird.

Taktische Transfer-Geplänkel

Andersherum fühlte der BVB beim Freiburger Ritsu Doan vor, der laut hr-sport-Infos stark zu einem Wechsel nach Frankfurt tendiert. Mit einer Zusage des Flügelspielers wird zeitnah gerechnet. An Robin Koch war indes Bayer Leverkusen dran, der Frankfurter Abwehrchef aber wird bleiben und sogar seinen Vertrag verlängern - ein deutliches Signal. Beim Kopenhagener Toptalent Victor Froholdt, das Krösche sehr gerne verpflichten will, soll neuerdings ebenfalls der Vizemeister aus dem Rheinland mitmischen. Kurzum: Die Eintracht hat Platz genommen am Tisch der nationalen Schwergewichte (die Bayern ausgenommen), knabbert hier und da an deren Kuchen, die großen Stücke aber bekommt sie noch nicht ab.

Teile dieser Transfer-Geplänkel können wohl auch als Taktik abgetan werden: siehe Causa Bellingham. Da dürfte den Frankfurtern schnell klar gewesen sein, dass die 30 bis 40 Millionen Euro Gesamtpaket für den 19-Jährigen zu viel sein werden, dennoch flog der Engländer ein. Frei formuliertes Motto: Seht her, mit uns müsst ihr rechnen! Umgekehrt ist davon auszugehen, dass etwa das BVB-Interesse an Doan nicht zufällig just in der Woche vor dem Bundesliga-Finale bekannt wurde, als sich die Eintracht, Freiburg und Dortmund im Dreikampf um die Königsklasse befanden. Anschließend flachte das BVB-Interesse am Japaner rasch ab.

Vor allem Leipzig zeigt Schwächen

Die Eintracht also ist noch nicht ganz oben angekommen, sie fordert die Spitze aber heraus. Noch sind keine 30-, 35- oder 40-Millionen-Euro-Transfers realistisch, sehr wohl aber welche bei 20 Millionen. Der Mainzer Jonathan Burkardt und auch Doan werden in diesem Bereich gehandelt.

Spannend auch: Während der BVB unter Trainer Niko Kovac, Stand jetzt, wieder an Stabilität gewonnen hat und womöglich nächste Saison ganz vorne angreifen will, schwächelt augenscheinlich ein anderes Topteam: RB Leipzig. Die Sachsen sind international diesmal nicht vertreten und haben derzeit nicht mal einen Trainer für die kommende Runde gefunden. Mehrere Wunschkandidaten sagten ab. Zudem gelten die zwei besten Kicker, Stürmer Benjamin Sesko und Offensivmann Xavi Simons, als Verkaufskandidaten. Die Eintracht lauert schon auf Schwächen.

Quelle: hessenschau.de