Chancentod Schwalbach

Kayra Güler aus Bad Schwalbach vergibt bei einem Hallenturnier eine derart große Torchance, dass ein Video von seinem Missgeschick um die Welt geht. Selbst Stars wie Mats Hummels oder Mijat Gacinovic gefällt's, der verhinderte Torjäger nimmt's mit Humor.

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Wie kann der nicht rein? Hessischer Amateurkicker vergibt Mega-Chance

Chancentod Bad Schwalbach
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Hallenfußball im Taunussteiner Stadtteil Bleidenstadt (Rheingau-Taunus) kann gnadenlos sein. Im Sport- und Jugendzentrum, wo traditionell zwischen den Jahren ein zweitägiges Turnier des gastgebenden TSV stattfindet, müssen sich die Amateurkicker bei Fehlschüssen oder groben Fehlern schon mal was anhören. Da die stets vollbesetzte Tribüne einige Meter über dem Spielfeld thront, ist die Übersicht gut und die Stimmung mitunter erdrückend. Ein Entkommen gibt es nicht.

"Als ich den Ball angenommen habe, haben alle gejubelt. Dann habe ich nur noch 'Oooh nein, oooh nein' und Gelächter gehört", erzählt Kayra Güler, der aktuell wohl berühmteste Chancentod Hessens, im Gespräch mit dem hr-sport. Der 24-Jährige versiebte vor den Augen zahlreicher Zuschauer und Zuschauerinnen eine Chance, die man eigentlich nicht vergeben kann, und bekam prompt die akustische Quittung. "Wir spielen Halbfinale, die Hütte ist voll und ich hau das Ding vorbei. Ich hab' nur gedacht: So blöd kannst du doch nicht sein." Oooh doch.

Güler haut Ball aus 50 Zentimetern daneben

Aber was war eigentlich passiert? Gülers Team, der Kreisoberligist SG Bad Schwalbach/Langenseifen, traf im Semifinale auf Ligakonkurrent Bleidenstadt und lag bereits mit 1:0 in Führung, als es zu der für Güler unglücklichen und inzwischen für große Teile der Fußballwelt sehr amüsanten Aktion kam. Nach einem astreinen Schwalbacher Konter und einem Pfostenschuss eines Mitspielers prallte der Ball genau in die Füße von Güler. Der Torwart geschlagen, das Tor leer. Optimale Zutaten für eine Szene für die Amateurfußball-Ewigkeit.

"Der Ball lag 50 bis 80 Zentimeter vor dem Tor und ich habe eigentlich nur überlegt, ob ich ihn jetzt mit 200 km/h oder ganz lässig reinmache", lacht Güler. Zu viele Gedanken, zu viel Zeit und zu wenig Druck führten letztlich zu einem Schuss, der kerzengerade in Richtung Außenbande flog und von dort ins Aus trudelte. "Es ist nicht ganz so gut ausgegangen." Glück im Unglück für den Unglücksraben: In der Schlussphase der Partie erzielte Güler dann doch noch einen Treffer, Bad Schwalbach zog ins Endspiel ein und gewann später sogar den Titel. Alles halb so wild also? Nicht ganz.

Der Fehlschuss geht viral

"Ich dachte erstmal, dass es jetzt nicht so schlimm war. Als ich dann aber wieder auf die Tribüne kam, standen alle am Handy und haben sich was angeguckt." Was auf den Smartphones der Fußballfans für ebenso großes Interesse wie Erheiterung sorgte, war dann schnell klar. "Die Leute haben meinen Schuss gefilmt. Ich habe es mir dann auch angeguckt, das war schon sehr witzig." Güler bewies an diesem Tag zwar nur begrenzte Zielgenauigkeit, dafür aber umso mehr Humor. Das Video landete mit seiner Erlaubnis schnell in zahlreichen Whatsapp-Gruppen und dann auf der Instagram-Seite des Vereins. Dort ging es viral.

Kayra Güler

Obwohl Gülers Club bei Instagram gerade einmal knapp 500 Personen folgen, wurde das Video dort inzwischen rund zwei Millionen Mal angeschaut und mehrere hundert Mal kommentiert. Doch damit nicht genug: Denn richtig durch die Decke ging der kurze Clip dann bei 433. Auf der größten und bekanntesten Seite für Fußball-Videos wurde Gülers Fauxpas weltweit inzwischen mehr als 20 Millionen Mal aufgerufen und selbst von Stars wie Mats Hummels oder Eintracht-Legende Mijat Gacinovic mit einem Like versehen. "Jeder Fußballer träumt davon, mal bei 433 aufzutauchen. Natürlich vielleicht nicht so", fasst Güler schmunzelnd zusammen. "Ich habe das Unmögliche möglich gemacht." Aus Shame wurde Fame.

Güler weiß eigentlich, wie es geht

Güler, der im normalen Amateurfußballer-Leben einer der torgefährlichsten Mittelfeldspieler der Kreisoberliga Rheingau-Taunus ist und in 14 Spielen an 21 Treffern direkt beteiligt war, ist laut eigenen Angaben aktuell mit dem Durchforsten der zahlreich eingetrudelten Instagram-Nachrichten aus aller Welt beschäftigt. Danach will er sich dann wieder auf den Liga-Alltag konzentrieren. "Mein Ziel ist es, in der Rückrunde keine Großchance mehr zu vergeben und noch mehr Tore zu schießen. Ich weiß ja eigentlich, wie es geht." Auch wenn ein millionenfach geklickter Videobeweis aktuell etwas anderes zeigt.