Die Spieler von Türk Gücü Friedberg schlagen die Hände über dem Kopf zusammen.

Weil der FC Gießen verzichtet, hätte Türk Gücü Friedberg die Chance gehabt, als zweiter Hessenligist in die Regionalliga aufzusteigen. In der Wetterau war man darauf aber gar nicht vorbereitet - und reichte die nötigen Unterlagen nicht rechtzeitig ein.

Audiobeitrag

Audio

Eintracht Frankfurt II steigt vorzeitig auf

Die zweite Mannschaft der Eintracht jubelt
Ende des Audiobeitrags

Alles Bitten und Flehen war am Ende vergebens. Selbst die hessische DFB-Vizepräsidentin Silke Sinning griff zum Hörer, um ein gutes Wort für Türk Gücü Friedberg einzulegen, aber bei der Regionalliga Südwest blieb man hart: Die Wetterauer dürfen nicht an der Aufstiegsrunde für die Regionalliga teilnehmen.

Die Friedberger sind einer von drei Hessenligisten, die einen Lizenzantrag für die vierthöchste Klasse im Fußball gestellt haben. Am Montag gab der finanziell angeschlagene FC Gießen dann aber bekannt, dass man auf sein Aufstiegsrecht verzichten würde.

Für den Aufstiegskampf bedeutete das theoretisch zweierlei: Die U21 von Eintracht Frankfurt ist als Tabellenführer durch, Türk Gücü Friedberg darf – vorausgesetzt man schließt die reguläre Saison mindestens als Vierter ab – in der Aufstiegsrunde um einen Platz in der Regionalliga kämpfen. Das Problem: In der Wetterau war man auf den Gießener Verzicht nicht vorbereitet.

Kein Aufschub wegen juristischer Bedenken

"Wir hätten schon Bock gehabt auf die Aufstiegsrunde", sagt Vorstandsmitglied Fatih Kaplan dem hr-sport. Aber der Heimatplatz der Friedberger genügt den Ansprüchen der Regionalliga nicht. Das wussten sie in der Wetterau. Weil sie aber davon ausgingen, dass Gießen aufsteigen möchte, kümmerten sie sich nicht um eine Alternative.

Eine solche hätte aber bis Montag vorgestellt werden müssen, um die Lizenz für die kommende Saison zu erhalten. Als die Absage aus Gießen kam, war keine Zeit mehr, um die Stadionfrage zu klären. Einen Aufschub, um die Unterlagen nachzureichen, lehnte die Regionalliga ab. Sollte Türk Gücü am Ende tatsächlich aufsteigen, wäre das juristisch angreifbar, so die Befürchtung.

"Ist denen doch nicht morgens am Frühstückstisch eingefallen"

Ein bisschen sauer ist man in Friedberg deshalb schon. Auf Gießen, nicht auf die Liga. "Die Regionalliga war immer offen und ehrlich zu uns", sagt Kaplan. Aber der FC hätte doch gerne etwas früher Bescheid sagen können, ist man überzeugt. Kaplan wiederholt, was Sinan Karanfil, der Sportliche Leiter in Friedberg, bereits der Frankfurter Neuen Presse gesagt hat: "Das ist denen doch nicht morgens am Frühstückstisch eingefallen."

Natürlich hätten sich auch die Friedberger selbst früher um ein Stadion bemühen können, aber die Chance für den Aufstieg waren im Prinzip nicht vorhanden und die Zeit der Verantwortlichen nun mal begrenzt. "Man macht das im Endeffekt ehrenamtlich", gibt Kaplan zu Bedenken.

Fair bleiben und Platz vier verteidigen

Allzu lange ärgern wollen sie sich in Friedberg über die vertane Chance aber nicht. Man sieht den Lizenz-Ärger als Lernprozess für die Zukunft. Mit dem FSV Frankfurt möchte man im Sommer Gespräche führen, wie die Konditionen für eine Mitbenutzung des Stadions am Bornheimer Hang sind. Auch mit dem Friedberger Bürgermeister ist man im Kontakt, um eine Möglichkeit zu finden, trotz möglichen Aufstiegs in Friedberg weiterspielen zu können.

Die Hessenliga-Saison will Türk Gücü "fair zu Ende spielen". Auch wenn es für die Wetterauer um nichts mehr geht, der Abstiegskampf ist in vollem Gange. Und in Friedberg will man sich nicht dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung aussetzen. "Wir wollen Platz vier verteidigen", sagt Kaplan. Der würde zwar nun doch nicht für den Aufstieg berechtigen, wäre aber immerhin die beste Platzierung der Vereinsgeschichte.