Last-Minute-K.o. in Balingen Friedberg hofft nach Relegations-Drama auf Kloppo-Effekt

Nach dem dramatischen Aus in der Relegation zur Regionalliga schwankt Türk Gücü Friedberg zwischen Trauer und Stolz. Trainer Enis Dzihic schöpft neuen Mut aus der Story eines alten Weggefährten.

Enttäuschung beim Friedberger Noah Michel
Enttäuschung beim Friedberger Noah Michel Bild © Imago Images
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Auch am Tag nach dem bitteren 2:3 in Balingen ist bei Türk Gücü Friedberg die Enttäuschung über den so knapp verpassten Regionalliga-Aufstieg groß. "Man denkt, es wird besser, aber es hallt noch nach", sagte Trainer Enis Dzihic am Dienstag dem hr-sport.

Friedberg hatte sich im entscheidenden Relegationsspiel nach einem 0:2-Pausenrückstand zurückgekämpft, das 2:2 hätte für den Sprung in die Viertklassigkeit gereicht. "Balingen war eigentlich mausetot", so Dzihic. Nach einem Freistoß schlugen die Hausherren dann eiskalt zu - zum Ärger des Türk-Gücü-Coaches. "Ich wollte wechseln und durfte nicht. Ich wollte zwei Defensive reinbringen." Der Schiedsrichter ließ jedoch zuerst den Freistoß ausführen, der die Mittelhessen ins Unglück stürzte.

"Wie ein Stich in die Magengrube"

"Ich war selbst leer, aber musste natürlich viele weinende Gesichter in den Arm nehmen", berichtete Dzihic. "Ich habe auch selbst ein paar Tränen verdrückt, obwohl ich versucht habe, sie zurückzuhalten." Der späte K.o. habe sich "wie ein Stich in die Magengrube" angefühlt.

Trotz aller Enttäuschung fühlt der Trainer aber auch Stolz auf seine Mannschaft. Türk Gücü hatte sich durch einen starken Schlussspurt in der Hessenliga (und dem Verzicht von Meister Fernwald) für die Aufstiegsrelegation qualifiziert und im ersten Spiel Kaiserslautern furios mit 6:0 besiegt. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir haben das erste Spiel wirklich überragend gestalten können", so Dhizic. "Das waren zwei Bonusspiele, ich habe den Jungs vorher gesagt, dass sie das genießen sollen."

Türk Gücü will neuen Angriff nehmen

Im Moment der Niederlage dachte er dann an einen ganz bestimmten Charakterkopf des Fußballs. "Ich hatte meinen alten Freund Jürgen Klopp vor Augen, mit dem ich mal zusammen studiert habe. Der musste dreimal so eine Situation erleben und hat nie aufgegeben." Klopp gelang der Bundesliga-Aufstieg mit Mainz 05 vor mehr als 20 Jahren erst im vierten Anlauf. Türk Gücü hat ähnliches hinter sich: 2023 konnten die Lizenzauflagen nicht erfüllt werden, 2024 stoppten sie ein Punktabzug und das Aus in der Aufstiegsrelegation - das sich in diesem Jahr dramatisch wiederholte.

"Ich habe meinen Jungs gesagt, dass wir einen neuen Angriff nehmen und aus solchen Niederlagen stärker hervorkommen", so Dhizic. Zuvor wird er allerdings einen Umbruch managen müssen. Zahlreiche Spieler, unter anderem Demyan Imek, der in Balingen mit seinem Doppelpack fast zum Aufstiegshelden wurde, werden den Verein verlassen. "Dann heißt es, wieder bei Null anzufangen." Vorher will sich aber auch der Trainer etwas Zeit nehmen, das turbulente Saisonende zu verarbeiten. "Ich bin froh, wenn erst einmal ein bisschen Pause ist."

Quelle: hessenschau.de