John Iredale feiert seinen Treffer in Regensburg.

Ein bemerkenswertes Tor in Regensburg lässt den SV Wehen Wiesbaden vom Zweitliga-Klassenerhalt träumen. Die Ausgangslage für das Rückspiel ist nun denkbar einfach.

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Highlights: Regensburg – Wehen Wiesbaden

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Im Fußball werden Treffer gerne in Kategorien gepackt: Da gibt es die Traumtore, die die Herzen der Fans höher schlagen kassen. Und die Kacktore, unansehnlich reingewurschtelt, Marke "Hauptsache drin". Der SV Wehen Wiesbaden schaffte im Relegations-Hinspiel in Regensburg (2:2) am Freitagabend ein seltenes Kunststück: Er vereinte beides in einem Treffer.

Denn als der Ball in der 71. Minute im Strafraum zu John Iredale kam, waren bereits einige Unzulänglichkeiten der Regensburger vorausgegangen. Robin Ziegele hatte den Ball hilflos mit der eigenen Hacke für Gino Fechner vorgelegt, Keeper Felix Gebhardt einen wuchtigen, aber eben auch extrem unplatzierten Schuss von Ivan Prtajin nur nach vorne abklatschen lassen. Und dann kam Iredale. Und trat beim Versuch, den Abpraller direkt zu verwandeln, erst mal am Ball vorbei.

Slapstick und Fußballkunst

Doch der Australier ließ nicht locker: Er verwickelte Oscar Schönfelder in einen Zweikampf, in dem der Regensburger den Ball mit der Hand spielte. Iredale hob nicht nur den Arm zum Protest in Richtung Schiedsrichter, um einen Elfmeter zu fordern, sondern zugleich auch seine Hacke, mit der er die Kugel im Tor unterbrachte. So viel Slapstick und Fußballkunst in nur einer Szene sieht man wahrlich selten.

Der Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 aus Wiesbadener Sicht war aber nicht nur künstlerisch wertvoll. Denn nach der schwachen ersten Halbzeit sah es lange so aus, als würde der SVWW mit einer Hypothek ins Rückspiel am kommenden Dienstag (20.30 Uhr) gehen. "Es war brutal wichtig, dass wir hier nicht mit einer Niederlage reinstarten. Schade, dass wir das 2:1 nicht über die Zeit gebracht haben", sagte Robin Heußer, Torschütze zum 1:1.

SVWW-Umstellungen machen sich bezahlt

Dass Dominik Kother in der 79. Minute den Hausherren noch das 2:2 sicherte, moderierte der SVWW nach Abpfiff weg. "Es ist ein gutes Ergebnis", so Co-Trainer Giuliano Modica, der für den gesperrten Nils Döring an der Seitenlinie gestanden hatte. Und der erschreckend schwache erste 45 Minuten seines Teams und eine Regensburger Führung zur Halbzeit gesehen hatte. "Wir waren sehr enttäuscht mit der ersten Halbzeit, wir waren sehr mutlos." Doch die Umstellung auf Viererkette und die Auswechslungen fruchteten. Nachdem der SVWW zuletzt gegen Fürth und St. Pauli Führungen verspielt hatte, drehte er nun selbst eine Partie.

"Wir haben uns in der ersten Halbzeit ein bisschen den Schneid abkaufen lassen, sind aber zum Glück aufgewacht", beschrieb es Kapitän Sascha Mockenhaupt, der sich als Einwechselspieler ebenso wie Iredale und Hyun-ju Lee für einen Startelf-Einsatz aufdrängte. "So bin ich absolut positiv fürs Rückspiel."

Die Ausgangslage für jenes Rückspiel in Wiesbaden ist denkbar einfach: Wer gewinnt, bekommt das letzte Zweitliga-Ticket. Dabei dürfte es dem Sieger egal sein, ob der entscheidende Treffer ein Kunstschuss oder ein Kacktor ist. Oder eben beides.