Trainer-Wechsel beim Zweitligisten Prekäre Lage beim SVWW: Unerfahren im Abstiegskampf

Der SV Wehen Wiesbaden entlässt drei Spieltage vor Schluss den Trainer Markus Kauczinski - und probiert es vorerst mit dessen bisherigen Assistenten. Die haben viel Stallgeruch und wenig Erfahrung.

Nils Döring (rechts) übernimmt vorerst von Markus Kauczinski.
Nils Döring (rechts) übernimmt vorerst von Markus Kauczinski. Bild © Imago Images
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Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo vom SV Wehen Wiesbaden und rechts das Logo von Greuther Fürth
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Markus Kauczinski, das legt eine Statistik nahe, ist offenbar kein Trainer für den Endspurt einer Fußballsaison. Für den gebürtigen Gelsenkirchener endeten die letzten drei Engagements frühzeitig im Frühling. 2019 beim FC St. Pauli am 10. April, 2021 bei Dynamo Dresden am 25. April und nun am Sonntag, 28. April 2024, beim SV Wehen Wiesbaden. Die wilde Heim-Niederlage gegen Greuther Fürth (3:5) war den Vereinsbossen zu viel, sie stellten Kauczinski frei. Auch wenn es ihnen schwer gefallen sei, wie es in der Mitteilung des Clubs geschrieben stand. Demnach brauche es für die ausstehenden Spiele aber "einen neuen Impuls", so Geschäftsführer Nico Schäfer.

Das große Ziel ist in riesiger Gefahr, der Klassenerhalt in Liga zwei. Als schlechteste Rückrundenmannschaft (zehn Punkte) taumelte der SVWW unter Kauczinskis Führung dem Abstieg entgegen. Nach Wochen, in denen die gefährliche Zone stetig näherkam, ist sie endgültig da. Der SVWW rutschte ab auf Relegationsrang 16. Tendenz fallend. Denn das Restprogramm der Wiesbadener Fußballer ist ein happiges - zumindest auf den ersten Blick.

Zwei mutmaßliche Aufsteiger als Gegner

Der Tabellenzweite Holstein Kiel braucht am Sonntag beim SVWW noch Punkte für den sicheren Aufstieg. Am letzten Spieltag treten die Hessen zudem gegen den FC St. Pauli an – dem aktuellen Tabellenführer, der bis dahin allerdings aufgestiegen sein könnte. Dazwischen kommt es zum mutmaßlichen Alles-oder-Nichts-Duell bei Eintracht Braunschweig, die den Wiesbadenern in der Tabelle zwei Zähler voraus sind.

Insofern ist es einerseits gewagt, dass die Nachfolge Kauczinskis vorerst intern geregelt wird. Mit Nils Döring und Giuliano Modica übernehmen die bisherigen Assistenten das Training. Die kurzfristige Anstellung eines externen Fußballlehrers schloss der Club darüber hinaus zwar nicht aus, sie wäre eine von zwei möglichen Optionen, andererseits ist das Vertrauen gerade in Döring groß. Bereits im Herbst 2021, als Rüdiger Rehm gehen musste, leitete Döring die Mannschaft übergangsweise für zwei Partien an, holte vier Punkte, ehe er das Team in die Hände von Kauczinski übergab.

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Die Hand eines Wiesbadener Spielers verschwindet komplett im Loch im Rasen
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Gelernt von Oliver Glasner

Seitdem hielt sich das Gerücht, wonach Döring mittelfristig zurückehren könnte auf den Cheftrainer-Posten, hartnäckig. Zumal sich der 44-Jährige, geboren in Wiesbaden, einst selbst für den SVWW am Ball (36 Einsätze in erster und zweiter Mannschaft), im Frühjahr 2023 die Befähigung dazu ausstellen ließ. Er schloss die Trainer-Pro-Lizenz des DFB erfolgreich ab.

"Sehr spannend und lehrreich" sei die Zeit damals gewesen, so der Ex-Profi, der für Siegen, Paderborn und Ahlen 120 Zweitligaspiele absolvierte. Unter anderem musste er sich als fiktiver Reporter in einer gestellten Pressekonferenz am bissigen Steffen Baumgart abarbeiten. Auch hospitierte er bei Eintracht Frankfurt, schaute Trainer Oliver Glasner und Sportvorstand Markus Krösche über die Schulter.

Dörings Philosophie baut auf Nähe zu den Spielern

Trainer-Erfahrung auf der großen Bühne aber kann Döring nicht aufweisen. Nach der aktiven Karriere begann er in der Jugend des SVWW, coachte die U19 und U17, ehe er zum Co-Trainer der Profis aufstieg. Das war’s. Ähnlich erging es auch seinem Kollegen Modica. Der gebürtige Argentinier, der in Offenbach unweit des Bieberer Bergs aufwuchs und bei den Kickers seine ersten Schritte im Profifußball machte, fand als aktiver Spieler den Weg über Dresden und Kaiserslautern zum SVWW. Dort wurde er später erst Analyst und dann ebenfalls Co-Trainer.

Ganz grundsätzlich pflegt Döring einen offensiven Fußballansatz sowie eine große Nähe zu seinen Spielern. "Das sind alles junge Menschen, da kannst du keinen autoritären Stil an den Tag legen", verriet er mal dem Wiesbadener Kurier. Inwiefern sich Dörings Stil in der kurzen Zeit des Saison-Endspurts noch implementieren lässt, bleibt abzuwarten. Markus Kauczinski stand dann doch eher für das Gegenteil.

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Quelle: hessenschau.de