Frank Jakob in neongelber Schiedsrichter-Kleidung und mit Pfeife in dem Mund.

Am Wochenende nimmt Frank Jakob die Pfeife kaum aus seinem Mund. Als Handball-Schiedsrichter hat er den perfekten Ausgleich zu seinem Büroalltag gefunden. Aber eine Sache fällt auf. Zumindest wenn er sich bewegt.

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Handball-Schiedsrichter Frank Jakob trotzt seiner Behinderung

Frank Jakob still
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Samstagabend. TV Flieden gegen TSG Seligenstadt. Bezirksoberliga im Handball. Die Halle ist voll und laut. Mehrere Heim-Fans haben Trommeln dabei, machen ordentlich Dampf. Das färbt ab aufs Spiel: Es ist hart. Und schnell.

Aber nicht zu schnell für Frank Jakob. Der Schiedsrichter aus Wenigumstadt (Obernburg am Main) ist immer auf der Höhe. Spiele wie dieses sind für ihn Routine, er leitet sie mehrmals am Wochenende. Seit über 20 Jahren. Mit einer Spastik, die ihn beim Laufen sichtbar einschränkt.

Schiedsrichter-Sein – eine Leidenschaft

Für sein Hobby fährt Frank Jakob mit seinem Gespannspartner Rolf Baumann quer durch Hessen. Die Zeit investiert der 45-Jährige gerne, erzählt er dem hr-sport, weil das einfach "tierisch Spaß" mache. Angefangen hat er seine Laufbahn beim Fußball, draußen wurde es ihm aber zu kalt. Deshalb wechselte er in die Halle. Das Schiedsrichter-Sein ist für ihn eine Leidenschaft. Auch, weil es sehr viel mit ihm als Menschen mache. "Das prägt einen, man lernt ein ganz anderes Auftreten."

Zumindest in Flieden tritt Frank Jakob sehr souverän auf, obwohl die Emotionen einige Male hochkochen.  Als Unparteiischer muss man sich dann durchsetzen. Frank Jakob kann das. Und bleibt dabei trotzdem freundlich. Sagt zumindest sein Gespannspartner: "Er ist der Nettere von uns beiden."

Jakob und Baumann – ein fast perfektes Team

Und tatsächlich: Selbst, wenn "der Nette" mal harte Entscheidungen treffen muss, hat er oft ein Lächeln im Gesicht, spricht viel mit den Spielern, erklärt seine Pfiffe. "Wir passen wirklich gut zusammen", sagt deshalb Baumann.

Jakob und Baumann – ein fast perfektes Team. Wäre da nicht ein kleines Problem: "Er ist Bayern-Fan, ich Eintracht-Fan, aber wir kommen trotzdem miteinander aus", sagt Jakob lachend. Das seien halt die "kleinen Makel", die der jeweils andere habe. Jakobs Erkrankung ist für seinen Partner übrigens nie ein Thema gewesen: "Alles funktioniert ganz normal, für mich ist das keine besondere Situation", beschreibt Baumann.

Und Frank Jakob selbst? Der beschreibt sich als Unparteiischen, der "keine Gesichter vergisst". Wer bei ihm einmal negativ auffalle, der habe es auch in Zukunft schwer. Und konsequente Entscheidungen gehören zum Schiri-Job.

Behinderung fällt auf, aber behindert nicht

Genau wie das viele Sprinten. Dann fällt sein Handicap auch Zuschauern und Spielern auf: "Wenn man ihn über den Platz laufen sieht, dann merkt man: Hoppla, er läuft unrund", sagt zum Beispiel Martin Best, der in Flieden als Zuschauer in der Halle ist.

Auch Jakob selbst spürt seine Behinderung, wenn er durch die Halle sprintet. Aber sie behindert ihn nicht. Zwar sei sie für ihn psychisch präsent, er frage sich "wie kommt man an, guckt da jemand komisch?". Körperlich schränke sie ihn aber nicht ein, er habe keine Schmerzen, merke nur, dass er etwas unrund laufe. Und während des Spiels blende er auch das aus, sagt Jakob, denn da "konzentriert man sich total auf die Sache".

Wenig Aufregung, viel Lob

Das gilt auch für die Spieler. Man nehme es im ersten Moment zwar wahr, sagt zum Beispiel Marius Reich, Torwart vom TV Flieden, mache dann aber schnell "einen Haken dran und blendet das auf dem Spielfeld komplett aus".

Obwohl der Ton in Handball-Hallen auch mal rau sein kann: Negative Erfahrungen hat Frank Jakob als Referee noch nie gemacht. Sicher auch deshalb, weil allen schnell klar wird: Der Schiri kann was. Flieden-Fan Best findet gar, er habe "selten so eine gute Schiedsrichterleistung hier in der Halle gesehen". Und auch Torhüter Reich lobt das Gespann, er könne sich an keine Situation erinnern, bei der "man sich jetzt aufgeregt hätte". Das sei im Handball außergewöhnlich.

Frank Jakob - respektierter Referee

Ganz so zufrieden ist natürlich nicht jeder – Berufsrisiko als Schiedsrichter. Direkt nach Abpfiff kommt ein Spieler von Seligenstadt zum Gespann, diskutiert lautstark über eine Entscheidung kurz vor Schluss.

Aber auch dieses Wortgefecht endet versöhnlich – inklusive Handshake. Der Abend in Flieden zeigt: Frank Jakob wird als Schiedsrichter respektiert, ist ein fester Bestandteil der Handball-Familie. Und pfeift auf sein Handicap.

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