Nach einer durchwachsenen Flandern-Rundfahrt will John Degenkolb beim Klassiker Paris-Roubaix eine Überraschung schaffen. Mit im Gepäck hat er ganz viel Begeisterung - und die Erinnerung an einen ganze besonderen Moment im vergangenen Jahr.

Audiobeitrag

Audio

Degenkolb will bei Paris-Roubaix "Akzente setzen"

John Degenkolb am Rande der Flandernrundfahrt
Ende des Audiobeitrags

An sein Rennen Paris-Roubaix von 2023 denkt John Degenkolb gerne zurück: "Ich bin als allererster auf mein Pflasterstück, was mir gewidmet wurde, gefahren. Meine Familie stand genau dort am Streckenrand", erzählte er im Sportschau-Podcast "Tourfunk". "Ich habe die Augen von meinem Vater und von meiner Mutter gesehen, Gänsehaut bekommen und gedacht: Egal, was heute noch passiert, das war der Moment des Tages."

Kurz vor dem Ziel stoppte ihn dann ein Sturz, sein siebter Platz konnte sich trotzdem sehen lassen. "Ich habe gesehen, dass ich auch nach einer langen Durststrecke immer noch das Zeug dazu habe, dort ganz lange mitzufahren." Und genau das soll wieder klappen, wenn am kommenden Sonntag die 121. Auflage des Eintagesrennens ansteht. "Es kommt drauf an, ob man Kopfsteinpflaster fahren kann oder nicht. Und das kann ich. Diese Belastung liegt mir sehr gut", so Degenkolb.

Lieber die Klassiker als die Tour de France

Der 35-Jährige war am vergangenen Wochenende bei der Flandern-Rundfahrt 37. geworden. "Es war ein ultra-schweres Rennen. Es ist kein sonderlich gutes Ergebnis, aber ich habe mich irgendwie durchgekämpft." Aktuell ist Degenkolb für einige Tage bei der Familie in Oberursel, um zu regenerieren und sich auf sein Lieblingsrennen vorzubereiten.

2015 gewann Degenkolb Paris-Roubaix. Überhaupt ist er Feuer und Flamme für die Eintagesrennen. "Für mich ist das die Periode im Radsportzirkus, für die ich am meisten Begeisterung habe", sagte er. "Natürlich ist die Tour de France auch ein wahnsinnig großes und tolles Rennen. Aber wenn ich wählen könnte, wo ich noch mal ganz erfolgreich sein möchte, ist es definitiv in den Klassikern." Neben der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix zählen auch Mailand-Sanremo, Lüttich–Bastogne–Lüttich und die Lombardei-Rundfahrt zu den sogenannten Monumenten des Radsports, also den traditionsreichsten Eintagesrennen.

Nicht der Top-Favorit, aber ...

Auf den legendären Kopfsteinpflastern von Paris-Roubaix will Degenkolb wieder "alles reinhauen": "Ich bin alles andere als ein Top-Favorit für Sonntag. Das war aber letztes Jahr genau derselbe Fall", sagte er. "Dementsprechend hoffe ich, dass ich Akzente setzen und mich bis ins Finale zeigen kann." In Roubaix würden Geschichten geschrieben, "die man sich in 20, 30 Jahren noch erzählt".

Ein harter Konkurrent um den Sieg wird Mathieu van der Poel. Der Niederländer gewann im Vorjahr und war auch bei der diesjährigen Flandern-Rundfahrt nicht zu schlagen. "Es ist schon beeindruckend, auf was für einem außerirdischen Niveau er unterwegs ist." Aber auch Degenkolb hat sich fest vorgenommen, wieder für Gänsehaut-Momente zu sorgen.