John Degenkolb Paris Roubaix

Am Samstag beginnt die 110. Ausgabe der Tour de France. Der Oberurseler John Degenkolb ist bereits zum neunten Mal dabei. Diesmal startet er aber in einer ganz neuen Rolle: Als Team-Kapitän kommt es für ihn mehr auf den Kopf als die Beine an.

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John Degenkolb blickt auf die Tour de France

John Degenkolb
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Radprofi John Degenkolb ist absoluter Routinier: Er ist Sieger des Eintagesrennens Paris-Roubaix, erfahrener Teilnehmer der Tour de France, sogar eine Etappe des bedeutendsten Straßenrennens der Welt konnte er schon gewinnen.

Und trotzdem ist er nervös, wenn er am Samstag im spanischen Bilbao in seine mittlerweile neunte Frankreich-Rundfahrt startet. "Man weiß, wie hart die Schmerzen sein werden, wie groß das Leiden sein wird. Da herrscht schon ein bisschen Ehrfurcht", so der Radprofi aus Oberursel (Hochtaunus) im Interview mit dem hr-sport.

"Wenn man bei der Tour dabei ist, dann ist man in der obersten Liga", sagt der 34-Jährige. "Das ist auch das, was es ausmacht." Die oberste Radsport-Liga ist aus deutscher Sicht in diesem Jahr so klein wie seit 22 Jahren nicht mehr: Degenkolb ist nur einer von sieben deutschen Startern.

Bei Tour in neuer Rolle

Der Oberurseler, der im vergangenen Jahr seine beste Tour-Platzierung einfahren konnte, ist in diesem Jahr vor allem als "Road Captain" seines Teams DSM gefragt.

"Meine Hauptarbeit wird sein, die Mannschaft zusammenzuhalten und mit der Mannschaft und der sportlichen Leitung im Vorfeld einen klaren Plan für jede Etappe zu machen", erklärt er seine Rolle.

Bis "ins kleinste Detail" werde er sich die Strecken aber erst vor Ort anschauen. "Das macht mich sonst zu sehr verrückt und bringt mir nicht den Vorteil, den ich brauche."

Kopf mehr gefragt als Beine

Zwar gebe es Momente, in denen er gerne noch im Rampenlicht stehen würde, so Degenkolb. Jetzt als Teamleader zu starten, sei aber eine große Ehre. "Die Aufgaben sind komplett anders. Es geht darum, mehr den Kopf als die Beine zu benutzen."

An Ergebnissen mache er seinen Erfolg bei der Tour ohnehin nicht mehr fest, sondern daran, ob er gesund in Paris ankomme - und "ob mein Teamchef mit mir zufrieden ist".

Diskussionen nach Tod von Schweizer Radprofi

An der Kritik wegen möglicher fehlender Sicherheitsvorkehrungen, die nach dem Tod des Schweizer Radprofis Gino Mäder laut wurde, möchte sich Degenkolb allerdings nicht beteiligen.

Der 26 Jahre alten Radprofis war bei der Tour de Suisse Mitte Juni in einer Abfahrt verunglückt. Mäders Tod sei "absolut schrecklich", sagt Degenkolb - und kein Einzelfall. "Wenn ich auf meine 13 Jahre Profikarriere zurückblicke, ist er leider Gottes nicht der einzige, der sein Leben in einem Rennen lassen musste."

"Wir müssen ja trotzdem runter"

Nun zu bemängeln, dass sich in Sachen Sicherheit nichts tue, sei in seinen Augen aber nicht der richtige Weg. Letztlich sei es an Fahrern, Teams und Veranstaltern, den Radsport "so sicher wie möglich" zu machen.

"Wir sitzen leider nicht in einem Käfig, in dem wir uns komplett abschirmen können", so Degenkolb. "Wir haben eine Radlerhose und ein Trikot an - und einen Helm." Nun Abfahrten zu verändern, schütze die Fahrer nicht. "Wir müssen ja trotzdem runter." Das gilt ab Samstag auch für die Tour de France.