Vor zweieinhalb Jahren rettet sich Volleyballerin Thyrza Kiewik im letzten Moment schwer verletzt aus einem brennenden Auto. Auch dank des Sitzvolleyballs findet sie zurück ins Leben – und träumt nun von den Paralympics.

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Sitzvolleyballerin Kiewik träumt von den Paralympics

Sitzvolleyballerin Kiewik
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An ihren ersten Punkt im Sitzvolleyball im Frühjahr 2023 kann sich Thyrza Kiewik immer noch ganz genau erinnern. "Ich habe diesen Punkt so gefeiert, ich war so stolz auf mich. Diesen Moment, den kann mir niemand mehr nehmen", erzählt die 27-Jährige vom persönlichen sportlichen Highlight in ihrer neuen Sportart, die sie erst dieses Jahr für sich entdeckt hat.

Beim Sitzvolleyball spielen sechs Personen pro Team. Die Spieler sitzen auf dem Feld, können aber je nach Behinderung hin und her "rutschen". Das Netz ist in der Mitte auf 1,05 Meter gespannt, so dass der Ball im Sitzen darüber geschlagen werden kann.

Dieser Tag veränderte alles

Bis vor zweieinhalb Jahren spielte Kiewik in der niederländischen Bundesliga Volleyball, dann ändert der 27. Juli 2021 ihr Leben. Auf der Heimfahrt vom Reitstall braut sich ein Gewitter zusammen. Ein überholendes Auto kommt durch den Regen ins Rutschen und berührt ihren Wagen. Kiewik knallt in die Leitplanke, ihr Auto beginnt zu brennen. Immer wieder schlägt sie mit ihrer Schulter gegen die Tür. Sie will sich befreien. Nach einer gefühlten Ewigkeit rettet sie sich nach draußen.

Das linke Bein ist durch den Unfall für immer beschädigt. Eine Orthese hilft der 27-Jährigen überhaupt zu laufen. Ihre linke Schulter ist so stark verletzt, dass sie vor kurzem noch einmal operiert werden musste. Die Sehkraft im linken Auge ist eingeschränkt und auch im Kopf hat das Ereignis Nachwirkungen. Zum Beispiel, wenn sie einen Unfall sieht, kommt Panik in ihr auf, sagt sie. Oder sie träumt von ihrem Unfall. "Da kommt dann leider auch die Psyche mit ins Spiel."

Die Nationalhymne als Herausforderung

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Doch ihre neue Sportart, das Sitzvolleyball, lenkt sie ab, gibt ihr neue Lebensenergie. Die gebürtige Niederländerin, die ihren Lebensmittelpunkt mittlerweile in Darmstadt hat und für Deutschland spielt, bringt so viel Talent mit, dass sie schon im Oktober 2023 bei der Europameisterschaft in Italien mit dabei ist.

Sportlich gibt es gleich Platz vier bei der EM, abseits davon hat sie sich auch auf die Nationalhymne vorbereitet, erklärt Kiewik lachend. Sie habe zwar während des Singens noch ein bisschen zu den anderen geguckt und immer wieder gedacht, "mache ich das jetzt richtig?", aber: "Mittlerweile klappt es ohne Fehler und ich kann am lautesten mitsingen."

Paralympics 2024 in Paris sind das große Ziel

Für ihren Sport nimmt Kiewik vieles auf sich. Über 400 Kilometer fährt die Darmstädterin pro Woche nach Hoffenheim ins Training. Dazu kommen jeden Monat Trainingseinheiten in Berlin. Ihr großes Ziel: Nächstes Jahr bei den Paralympics in Paris um eine Medaille kämpfen.

Doch dafür muss sich das Sitzvolleyball-Nationalteam im Frühjahr in China noch qualifizieren. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Für Kiewik sind die Paralympics nach ihrem Schicksalsschlag auf jeden Fall ein großer Traum: "Manchmal kann ich es gar nicht realisieren, dass ich vielleicht nächstes Jahr dabei bin. Ich habe auf jeden Fall frei, es steht in meinem Kalender." Sollte es klappen, kommt mit Sicherheit ein neues sportliches Highlight dazu.