Reisende stehen an Abfertigungsschaltern im Flughafen an.

Erneut streiken die Piloten der Lufthansa-Tochter Discover. Etliche für Sonntag und Montag geplante Flüge von Frankfurt aus wurden gestrichen oder starteten später als geplant.

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Ausfälle am Frankfurter Flughafen: Piloten streiken bei Discover Airlines

Flugzeug der Airline Discover am Flughafen Frankfurt vor einem Condor-Flieger
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Passagiere der Lufthansa-Tochter Discover Airlines müssen sich wegen eines aktuellen Piloten-Streiks auf Ausfälle und Verzögerungen einstellen. Etliche für Sonntag und Montag geplante Discover-Flüge von Frankfurt aus wurden gestrichen oder hatten Verspätung, wie am Sonntag der online einsehbaren Abflugtafel des Flughafens zu entnehmen war, darunter Verbindungen nach Gran Canaria, Fuerteventura, Mexiko und in die USA.

Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die Piloten dazu aufgerufen, für 48 Stunden bis einschließlich Montagabend ihre Arbeit niederzulegen. Der Streik sei angelaufen, sagte VC-Vorstandsmitglied Matthias Baier am Sonntagmittag. Die Gewerkschaft wolle im Laufe der Woche die genauen Folgen auswerten. Es wurde mit einer hohen Streikbeteiligung gerechnet.

Flüge auf Kurz- und Mittelstrecken heben weitgehend ab

Von Discover hieß es vor Beginn des Streiks, von Frankfurt aus sollten während des Ausstandes voraussichtlich 90 Prozent der geplanten Kurz- und Mittelstreckenflüge stattfinden. Auf der Langstrecke sollten rund 30 Prozent der Verbindungen bedient werden.

Insgesamt seien im Zeitfenster des Streiks von Frankfurt aus 27 Abflüge geplant. Passagiere sollten möglichst regelmäßig ihren Flugstatus überprüfen. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, gute Lösungen für unsere Gäste zu finden", hieß es von der Airline. "Dennoch ist uns bewusst, was der Streik für die Reisepläne vieler bedeutet, dafür möchten wir uns entschuldigen."

Dritter Streik binnen sechs Wochen

Die Vereinigung Cockpit (VC) hatte den Streik am Freitagabend angekündigt. Mit dem erneuten Arbeitsausstand, dem dritten binnen sechs Wochen, reagiere man "auf die anhaltende Weigerung des Managements von Eurowings Discover, marktübliche Tarifverträge zu akzeptieren", teilte die Gewerkschaft mit. 

Beim jüngsten eintägigen Streik waren die Auswirkungen auf den Flugplan überschaubar. Die Lufthansa-Tochter Discover Airlines, nach der Gründung 2021 zunächst als Eurowings Discover unterwegs, steuert vom Flughafen Frankfurt aus hauptsächlich touristische Ziele auf der Langstrecke an, aber auch auf Kurz- und Mittelstrecke.

Die Gewerkschaft VC will erstmals einen Tarifvertrag für die 420 Piloten bei der Airline abschließen. Die Piloten sprachen sich in einer Urabstimmung für Streiks aus.

Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der VC, begründete den nächsten Schritt im Arbeitskampf so: "Auch nach zwei Streiktagen liegt seitens des Managements von Discover weiterhin kein verhandlungsfähiges Angebot vor. Dies führt zu einer unnötigen Eskalation seitens des Arbeitgebers und verdeutlicht dessen mangelnden ernsthaften Willen zur Einigung." Das Sondierungsgespräch am Freitag sei enttäuschend verlaufen.

Schweizer Vorbild

Weiterhin halte das Unternehmen an der Vorbedingung fest, vor einem Tarifabschluss eine sogenannte Sozialpartnerschafts-Charta abzuschließen, teilte VC mit. Aus Sicht der Gewerkschaft soll damit das Streikrecht massiv eingeschränkt werden. Diese Vorbedingung sei untragbar. Die Gewerkschaft zeigte sich verwundert über das Vorgehen des Managements, weil im Lufthansa-Konzern der Schweizer Ferienflieger Edelweiss mit einem soliden Gesamtarbeitsvertrag ausgestattet sei.

Die Vereinigung Cockpit hob hervor, dass die erneute Streikankündigung nicht leichtfertig getroffen worden sei. Die Piloten sähen darin "ein letztes Mittel" und hofften auf ein Einlenken des Managements. Passagiere von Discover sollen sich über mögliche Flugausfälle und Verzögerungen informieren, bevor sie zum Flughafen aufbrechen.

Management verurteilt Streikaufruf

Die Leitung des Unternehmens reagierte auf hr-Anfrage mit Unverständnis auf den Schritt der Gewerkschaft. Beim Gespräch am Freitag sei vereinbart worden, "dass Discover Airlines bis zum 7. Februar ein verbessertes Angebot für den Vergütungstarifvertrag vorlegt, wie von der GEwerkschaft gefordert". Die Geschäftsleitung habe sich "nochmals klar für eine Tarifierung ausgesprochen".

Daher verurteile man den Streikaufruf von VC scharf, schrieb Discover am Freitagabend. Dass man nicht das geforderte verbesserte Arbeitgeber-Angebot abwarte, "zeigt eindeutig, dass es hier nicht um gute Lösungen für die Mitarbeitenden geht". Offenbar gehe es um andere Interessen.

Mehrere Tarifkonflikte im Lufthansa-Konzern

Lufthansa verhandelt derzeit mit mehreren Beschäftigtengruppen in unterschiedlichen Konzerngesellschaften über Arbeitsbedingungen und Entgelte. Bei Discover gibt es den Konflikt mit den Piloten und dem Kabinenpersonal.

Bei der Mutterfirma selbst haben bereits die Flugbegleiter und die Bodenkräfte mit Warnstreiks gedroht. Zusätzlich schränken Arbeitskämpfe bei Dienstleistern wie zuletzt an den Sicherheitskontrollen und den Bodenverkehrsdiensten den Luftverkehr bei Deutschlands größter Fluggesellschaft ein. 

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