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Gerch insolvent: Folgen für altes Frankfurter Polizeipräsidium unklar

Altes Polizeipräsidium Frankfurt

Eigentlich soll auf dem Gelände des alten Frankfurter Polizeipräsidiums ein neues Quartier entstehen. Ein Investor hatte das Areal vor einigen Jahren für über 200 Millionen Euro gekauft. Jetzt ist das Unternehmen insolvent, die Folgen für das Projekt sind unklar.

Der Düsseldorfer Projektentwickler Gerch Group hat wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet. Zu den Projekten des Unternehmens gehört auch der Bau eines neuen Quartiers auf dem Gelände des alten Frankfurter Polizeipräsidiums.

Eine Sprecherin des Planungsdezernats der Stadt Frankfurt sagte dem hr am Donnerstag, man wisse noch nicht, was dies für das Projekt auf dem Areal des alten Polizeipräsidiums bedeute. Die Stadt müsse die Entwicklung abwarten.

Das Land Hessen hatte das Areal im März 2018 für gut 212 Millionen Euro an Gerch verkauft. Für das Land habe der Insolvenzantrag keine Konsequenzen, und der Kaufpreis sei vollständig bezahlt worden, teilte das Finanzministerium auf Anfrage mit.

Inflation und gestiegene Zinsen

Die Gerch Group macht in einer Pressemitteilung unter anderem die Inflation durch den Krieg in der Ukraine sowie die drastisch gestiegenen Zinsen für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten verantwortlich.

Neben der Dachgesellschaft Gerch Group seien auch die Unternehmensteile Gerch Development, Marathon Beteiligungsgesellschaft und Gerch Beteiligungen, aber nicht die einzelnen Immobilien-Projektgesellschaften von Gerch betroffen.

Gerch: Ziel, Immobilienprojekte trotzdem umzusetzen

Das Unternehmen wolle nun in Eigenverwaltung die angeschlagenen Unternehmensteile neu strukturieren. Der Geschäftsbetrieb laufe uneingeschränkt weiter.

"Unser primäres Ziel ist es, trotz der derzeitigen Krise in der Baubranche alle Immobilienprojekte umzusetzen und am Markt zu platzieren", wird Geschäftsführer Mathias Düsterdick in der Mitteilung zitiert. "Dafür starten wir ein umfassendes Sanierungs- und Restrukturierungsprogramm." Unter anderem seien Gespräche mit allen Projekt- und Finanzierungspartnern geplant.

Büros, Wohnungen, Hotel und Kita

Der Projektentwickler plant auf dem Areal des alten Polizeipräsidiums umfangreiche Abriss- und Sanierungsarbeiten sowie Neubauten: Ein 175-Meter-Hochhaus soll Platz für Büros und Wohnungen schaffen. Geplant waren unter anderem auch der Bau einer Kita, die der Stadt 30 Jahre kostenfrei zu überlassen ist und die Errichtung von Wohnungen mit einer Fläche von mindestens 40.000 Quadratmetern, davon 30 Prozent öffentlich gefördert.

Das Gelände in der Nähe von Hauptbahnhof und Messe umfasst über 15 Hektar und gilt als eines der größten Bauprojekte Frankfurts. 2027 sollte das Areal bezugsfertig sein. Insgesamt wollte die Gerch Group mindestens 800 Millionen Euro in das Projekt investieren - und die Investitionen durch die Vermarktung später wieder einnehmen.

Das alte Polizeipräsidium in zentraler Lage nahe des Hauptbahnhofs ist über 100 Jahre alt und wird seit mehr als 20 Jahren nicht mehr von der Polizei genutzt. Nachdem es in eine Diskothek umgewandelt worden war, stand es lange leer.

Der Frankfurter SPD-Vorsitzende Kolja Müller kritisierte, das brachliegende Gelände sei "Mahnmal der katastrophalen Wohnungspolitik der schwarz-grünen Landesregierung". Stadtentwicklung dürfe keine Aufgabe privater Investoren sein. Die Landesregierung habe selbst für bezahlbaren Wohnraum sorgen müssen, anstatt das Areal zu verkaufen

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