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Bankentrend: Künstliche Intelligenz

Bankberater in der Banking-App

Bei der Beratung von Kunden und dem Schreiben von Programmcodes: Banken in Hessen experimentieren mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Das birgt Chancen und Risiken.

Die Kundinnen und Kunden der Commerzbank könnten es bald mit einem virtuellen Bankberater zu tun bekommen, der auf der Basis Künstlicher Intelligenz funktioniert. Sobald sie sich in ihre Banking-App eingeloggt haben, sollen sie mit diesem Berater wie mit einem Menschen sprechen können. Der virtuelle Helfer soll auf die persönliche Situation der Kunden zugeschnittene Antworten und Empfehlungen geben - etwa zum Thema Geldanlage.

Das sei eine neue Art des Bankings, so die Commerzbank in Frankfurt. Bei ersten Tests sei der Berater gut angekommen und ermögliche ein neues Kundenerlebnis. Dazu seien die Daten der Kunden immer sicher. In einem ersten Schritt sollen die über zwei Millionen Nutzerinnen und Nutzer der Banking-App das KI-Projekt verwenden können. Wann es auf breiter Front startet und was die Bank dafür ausgibt, verrät die Commerzbank noch nicht.

Maschine macht immer bessere Vorschläge

Auch bei der Deutschen Bank kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz, allerdings im Hintergrund, etwa im Bereich IT. "Sie hilft unseren Programmierern, Softwarecodes zu schreiben. Sie unterbreitet Vorschläge, wie unsere Mitarbeiter eine Aufgabe lösen können", erklärt Christoph Rabenseifner aus dem Technologieteam der Bank: "Darüber hinaus können sie KI einsetzen, um Software zu testen und Fehler zu beheben."

Da die KI stetig dazu lernt, werden ihre Vorschläge nach Aussagen von Rabenseifner über die Zeit immer besser. Den maschinell erstellten Softwarecode müssten am Ende immer noch Menschen kontrollieren und ins System einpflegen. Aber es gehe hier schließlich nicht darum, mit Hilfe von KI Personal einzusparen, meint Rabenseifner: "Vor allem können wir alle dadurch effizienter arbeiten."

IT-Systeme oft noch von anno dazumal

Die Schweizer UBS, die ihren Europasitz in Frankfurt hat, will wiederum ihren Kundenberaterinnen und -beratern die Arbeit erleichtern. Im Vorfeld zu ihren Kundengesprächen bekommen sie automatisch erstellte Berichte mit Informationen über ihre Kunden aus bankinternen und externen Quellen. Laut UBS können sich die Banker dadurch voll auf die eigentliche Beratung konzentrieren und selbst dafür bekommen sie von der Künstlichen Intelligenz Vorschläge.

Nach einer Studie der Beratungsfirma PwC nutzen bereits knapp zwei Drittel aller Finanzdienstleister Künstliche Intelligenz. Grundvoraussetzung sei dafür allerdings eine funktionierende, moderne IT, meint Andreas Hufenstuhl, der sich bei PwC auf das Thema KI spezialisiert hat. Die Systeme vieler Banken hierzulande seien veraltet, auch wenn es neue KI-Projekte gebe.

Diskriminierung durch Künstliche Intelligenz?

Erst wenn die Geldhäuser ihre IT auf den neuesten Stand gebracht haben, können sie Künstliche Intelligenz laut Hufenstuhl wirklich in vollem Umfang nutzen. Dadurch könnten sie Kosten sparen und langfristig im Schnitt um bis zu fünf Prozent profitabler werden, prognostiziert der PwC-Berater.

Außerdem dürfte es ihnen leichter fallen, die Vorschriften der Aufseher einzuhalten. Denn dank Künstlicher Intelligenz ist es möglich, jede einzelne Bewegung auf den Bankkonten zu scannen und Hinweise auf mögliche Betrugsfälle und Geldwäsche frühzeitig zu entdecken.

Doch so vielversprechend Künstliche Intelligenz für die Banken sein mag, sie könnte ihre blinden Flecken haben, etwa wenn es um die Vergabe von Krediten geht. Gerade bei kleineren Sofortkrediten gehe das mittlerweile vollautomatisch, meint Kolja Gabriel, der beim Bundesverband deutscher Banken für den Themenbereich Innovation zuständig ist: "Es kann aber nicht sein, dass beim Einsatz von KI einem Verbraucher ein Kredit aufgrund diskriminierender Kriterien nicht gewährt wird."

Hintergrund: Die KI trifft ihre Wahrscheinlichkeitsaussagen auf der Grundlage von pauschalen Gruppenmerkmalen . Was auf den ersten Blick objektiv wirkt, kann automatisch Vorurteile und Stereotype reproduzieren. 

BaFin: "Nicht abhängig machen von Dienstleistern"

Ein Problem, das auch die Finanzaufsicht BaFin beschäftigt. Exekutivdirektor Rupert Schaefer betont, die Aufseher würden von den Finanzinstituten erwarten, dass diese mit Künstlicher Intelligenz verantwortungsvoll umgehen. "Sie müssen uns zeigen, wie Entscheidungen zustande kommen und welche präventiven Maßnahmen sie ergreifen, damit solche versteckten Diskriminierungen nicht vorkommen", so Schaefer. Da würde die Finanzaufsicht auch selbst regelmäßig nachhaken, Strafen habe man bislang nicht verhängt.

Eine zweischneidige Sache ist aus Sicht der BaFin, dass die Geldhäuser immer mehr Partnerschaften eingehen, gerade mit US-amerikanischen Tech-Größen wie Microsoft und der Google-Mutter Alphabet. "Das bietet natürlich Chancen: Die Banken können dadurch komplexere KI-Modelle entwickeln und verwenden", meint Exekutivdirektor Schaefer. "Aber es birgt auch Risiken, deshalb sollten sich die Banken von solchen Dienstleistern nicht zu abhängig machen." Auch der Datenschutz müsse bei solchen Kooperationen immer gewährleistet bleiben.

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