Die Deutsche Bank rühmt sich für ihre nachhaltigen Geldanlagen. Für Klimaaktivistin Luisa Neubauer dagegen ist das Geldinstitut die "schmutzigste Bank Deutschlands". Nun trafen sich beide Parteien in der Konzernzentrale in Frankfurt.

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Klimaaktivisten-Protest vor der Deutschen Bank

Luisa Neubauer sitzt an einem Tisch vor der Deutschen Bank und protestiert gegen Greenwashing.
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"Raus aus Kohle, Öl und Gas": Das steht auf einem großen Schild, das Umweltschützer aus aller Welt vor den Doppeltürmen der Deutschen Bank in Frankfurt aufgebaut haben. Es ist die Kulisse für eine improvisierte Pressekonferenz, die die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer direkt nach einem Treffen mit Bankenchef Christian Sewing und seinem Presse-Team hält.

"Es war eine aufgeschlossene Atmosphäre", erzählt Neubauer. "Angesichts der unterschiedlichen Auffassungen, die wir alle haben, ist das nicht selbstverständlich." Trotz allen Lobs für die Banker hält die Klimaaktivistin an ihrer Kritik fest. Schon länger wirft die 26-Jährige dem Geldhaus "Greenwashing" vor.

"Die schmutzigste Bank Deutschlands"

Nach Auffassung von Luisa Neubauer ist die Deutsche Bank die "schmutzigste Bank Deutschlands". Kein anderes Institut hierzulande investiere so viel in fossile Energien. Die Aktivisten wollen die Privatbank dazu bringen, sich vor allem von einer umstrittenen Erdölpipeline in Ostafrika zu distanzieren.

Für dieses Anliegen sind sogar Klimaschützer aus Uganda angereist, so wie Evelyn Acham. Sie hält solche Öl-Projekte für höchst bedenklich. "Sie ruinieren in meiner Heimat das Leben tausender Menschen und gefährden seltene Tierarten", warnt Acham. Hinter der Pipeline steht der französische Energiekonzern Totalenergies, ein Kunde der Deutschen Bank.

Stammesführer gegen Großkonzern

Ob die Deutsche Bank diese Pipeline wirklich finanziert, bleibt allerdings offen. Aus Bankenkreisen ist zu hören, das Institut sei gar kein Geldgeber. Eine offizielle Auskunft gibt es nicht, zu Kundenbeziehungen äußere man sich grundsätzlich nicht, so das Geldinstitut.

Ebenfalls vor Ort in Frankfurt am Mittwoch waren Vertreter indigener Völker. Dazu zählt der peruanische Stammesführer Ankuash Mitiap. Er trägt eine Federkrone, Perlenschmuck und hat sich sein Gesicht traditionell bemalt - mitten im Bankenviertel eine ungewöhnliche Erscheinung.

Bank ist abhängig von ihren Kunden

"Wir protestieren vor der Deutschen Bank, weil sie die Projekte von Petroperu finanziert", sagt Mitiap. "Das verschmutzt unsere Erde, unser Wasser, das müssen wir verhindern." Denn wenn der peruanische Ölkonzern mit seinen Ölförderprojekten das Wasser verseuche, könne auch der Fisch darin nicht mehr gegessen werden. Das bedrohe das Leben ganzer Stämme vor Ort.

Vorwürfe, die die Deutsche Bank nicht kommentieren will. Konzernsprecher Jörg Eigendorf sagt nur, man sei im Dialog mit den eigenen Kunden. "Wir können allerdings nur C02-frei werden, wenn auch unsere Kunden C02-frei werden", so der Pressesprecher. Wenn sich Kunden für den Klimawandel überhaupt nicht interessierten, ziehe sich die Bank aus den Geschäften zurück. Eine Behauptung, die sich allerdings nicht überprüfen lässt.

Vom Hinterzimmer raus in die Öffentlichkeit

Dass Banken auf Unternehmen einwirken, damit diese nachhaltiger werden, findet Christian Klein, Professor für Nachhaltigkeit an der Universität Kassel, grundsätzlich nicht verkehrt. Er fordert dabei aber mehr Transparenz. "Denn wenn Banken Kredite vergeben, führen sie solche Gespräche bisher still und heimlich im Hinterzimmer", sagt Klein.

Besser wäre nach Ansicht von Klein dagegen, offen über solche Gespräche zu berichten. Das gehe natürlich nur in Absprache mit den Kunden. Aber wer Gutes tue, habe vermutlich auch Lust, darüber in aller Öffentlichkeit zu reden. So wie die Aktivisten um Luisa Neubauer am Dienstag vor der Deutschen Bank.

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