Millionen Fans wollten Karten für die beiden NFL-Spiele in Frankfurt kaufen. Dafür mussten sie dem US-Unternehmen persönliche Daten übermitteln. Datenschützer halten das für fragwürdig.

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Kartenverkauf für Frankfurt Games: Datenschützer kritisieren NFL

NFL-Logo auf einem Foto des Frankfurter Stadions ohne Zuschauer.
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Der Ansturm war gewaltig: Die American-Football-Liga NFL spricht von gut drei Millionen Ticket-Anfragen für die beiden Liga-Spiele in Frankfurt am kommenden und am darauffolgenden Wochenende. Das New Yorker Unternehmen kennt die Zahl, denn jede Anfrage wurde registriert. Wer ein Ticket wollte, musste sich auf einer Internetseite der NFL anmelden. Dann bekamen die Interessenten einen Code zugeschickt, mit dem sie sich in einem zweiten Schritt um ein Ticket bewerben konnten.

Datenschützer fragen sich, warum die NFL millionenfach persönliche Daten gesammelt hat. Denn der tatsächliche Ticketverkauf wurde später über eine andere Internetseite abgewickelt: das kommerzielle Portal Ticketmaster.

Manche Experten haben den Verdacht, dass auch Marketingzwecke eine Rolle spielten. Auf diese Weise habe sich die NFL nämlich die Kontaktdaten von Millionen potenzieller Kunden gesichert.

Datenschützer: NFL auf dünnem Eis

Rechtlich würde sich der US-Konzern in dem Fall auf dünnem Eis bewegen, glaubt Roland Schäfer von der Bürgerinitiative "DieDatenschützer Rhein Main". Die NFL dürfe nur die unbedingt nötigen Daten sammeln, so sei es in der Datenschutzgrundverordnung der EU geregelt. Um Tickets für zwei Spiele mit insgesamt rund 100.000 Zuschauern zu verkaufen, brauche man nicht persönliche Daten von rund drei Millionen Menschen.

Ähnlich argumentiert Florian Frisse, Fachanwalt für Medienrecht in der Frankfurter Kanzlei Schallast und Partner. Auch ihm fällt bei der NFL ein gewisser Datenhunger auf. Das Unternehmen habe die Ticketinteressenten nicht nur nach dem Namen gefragt, sondern auch nach Geburtsdatum, Postleitzahl und Lieblingsclub - und das zu einem Zeitpunkt, als es noch gar nicht um den konkreten Ticketkauf ging.

NFL: Schutz vor Bots und Betrügern

Die NFL weist diese Kritik zurück. Man habe den Ticketverkauf bewusst in zwei Schritte geteilt - eine Vorregistrierung bei der NFL und den eigentlichen Verkauf auf der Plattform Ticketmaster. Damit habe man einen zu großen Ansturm auf die Verkaufsplattform verhindern wollen, denn dieser hätte zu technischen Problemen führen können. Außerdem wollte man Betrüger vom Kartenverkauf ausschließen, die mit Bots arbeiten, also mit Software, die echte Ticketanfragen fingiert.

Von wie vielen Menschen die NFL Daten erhoben und wie sie diese weiterverarbeitet hat, hat das New Yorker Unternehmen dem hr nicht konkret beantwortet. All das gehe aber aus den NFL-Datenschutzbestimmungen hervor, schreibt das Unternehmen. Dort heißt es unter anderem, dass die NFL die Daten zu Marketingzwecken auswerten und an Partnerunternehmen weitergeben könne.

Beschwerden bei Hessens oberstem Datenschützer

Ob all das mit dem EU-Datenschutzrecht vereinbar ist, könnte noch zu einem Thema für die Datenschutzbehörden werden. Der Hessische Beauftragte für Datenschutz hat Beschwerden von Ticketinteressenten bekommen, denen die Datenabfrage der NFL merkwürdig vorkam. Das hat ein Sprecher dem hr bestätigt.

Allerdings hat die NFL vor einem Monat ihre Deutschland-Zentrale in Düsseldorf aufgemacht. Deshalb verweisen die hessischen Datenschützer auf ihre Kollegen in Nordrhein-Westfalen. Die seien für den Fall zuständig.

Wo auch immer der Fall geprüft wird, sicher ist: Die beiden Liga-Spiele in Frankfurt sind davon nicht betroffen - wer ein Ticket hat, kann sich auf US-Football im Waldstadion freuen. 

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