Neue App-Option für Frankfurt Uber lässt Frauen Fahrerinnen buchen
Der Fahrtenvermittler Uber lässt Frauen in seiner App nun entscheiden, ob sie in Frankfurt lieber von einer Fahrerin statt von einem Mann befördert werden möchten. Auf eine Abholung könnten sie aber länger als gewohnt warten. Denn Fahrerinnen sind in der Branche selten.
"Fahrerin bevorzugt" - diese Option können Nutzerinnen der Uber-App seit Donnerstag auswählen, wie der Fahrtenvermittler mitteilte. Das Unternehmen spricht von einer Pilotphase, die in den drei deutschen Großstädten Frankfurt, Berlin und München starte.
Auch Fahrerinnen können sich entscheiden
Weibliche Fahrgäste müssten ihr Geschlecht einmalig in der Uber-App angeben, dann könnten sie die Option nutzen. Ein Aufpreis werde nicht verlangt.
Auch Fahrerinnen, die über die Uber-App Aufträge erhalten, könnten auf Wunsch nun ausschließlich weibliche Fahrgäste vermittelt bekommen. "Dies soll helfen, die Attraktivität des Fahrerinnen-Jobs noch weiter zu erhöhen."
Längere Wartezeiten möglich
Als mögliche Einschränkung für Uber-Nutzerinnen, die ausschließlich von Frauen gefahren werden wollen, nennt das Unternehmen längere Wartezeiten. In deutschen Großstädten wie Frankfurt sind Frauen, die Taxis oder Mietwagen für Uber und Bolt fahren, selten.
Auf hr-Nachfrage, wie viele Frauen in Frankfurt über die Uber-App Fahrten anbieten, antwortete das Unternehmen "aus Wettbewerbsgründen" nicht. Man wolle die Zahl der Fahrerinnen mit dem Pilotprojekt steigern.
Mitbewerber Freenow, über dessen App lizensierte Taxis angefordert werden können, geht davon aus, dass der Fahrerinnen-Anteil bei Uber- und Bolt-Vermittlungen bei unter drei Prozent liegt. Im Taxi-Geschäft ist der Frauen-Anteil in Frankfurt kaum höher. Er liegt bei vier Prozent. Nach Zahlen der Taxi-Vereinigung gibt es aktuell 4.000 Fahrer und 170 Fahrerinnen in der Stadt.
"Grundproblem": kaum Fahrerinnen
Der geringe Frauenanteil sei das Grundproblem der angekündigten Uber-Option, antwortete ein Freenow-Sprecher auf Nachfrage: "Es gibt schlichtweg nicht genug weibliche Fahrerinnen im Mietwagensektor, um einen verlässlichen Service sicherzustellen - insbesondere zu jenen Zeiten, in denen sich Frauen am meisten Schutz wünschen: nachts oder bei geringer Fahrzeugverfügbarkeit."
Man sehe in dem Uber-Konzept "die Gefahr, ein trügerisches Sicherheitsgefühl zu schaffen". Außerdem berge das Modell ein Risiko des Missbrauchs:
"Es ist ein reales und dokumentiertes Risiko, dass sich Personen fälschlicherweise als weiblich registrieren, um gezielt Fahrten mit weiblichen Fahrerinnen zu buchen - und diese damit genau jener Bedrohung auszusetzen, die das Feature eigentlich verhindern soll", teilte der Freenow-Sprecher mit.
Uber will sich gegen Missbrauch wehren
Uber sieht sich gegen solch einen Missbrauch gewappnet: Ein Prozess solle sicherstellen, dass nur Frauen die Optionen nutzen können, antwortete ein Sprecher. "Sollte ein Mann eine Fahrt antreten wollen, können Fahrerinnen frei entscheiden, ob sie die Fahrt ausführen wollen und die Fahrt ohne Probleme stornieren."
Ein spezialisiertes Team werde solche Fälle auch untersuchen und "entsprechende Maßnahmen ergreifen", falls jemand die Funktionen unberechtigt nutzen würde.
Frankfurter Taxi-Vereinigung: "alter Wein"
Die Fahrerinnen-Option bietet Uber nach eigenen Angaben bereits seit dem vergangenen Jahr in Paris an. Mitbewerber Bolt startete eine Frauen-für-Frauen-Kategorie Anfang des Jahres in Frankreich, wie ein Sprecher mitteilte. Man prüfe, wie man dieses Angebot auch in Deutschland ausbauen könne. Unabhängig vom Geschlecht seien in der Bolt-App bereits zahlreiche Sicherheitsfunktionen aktiv, wie ein Notfallknopf.
Die Taxi-Vereinigung Frankfurt hält die von Uber angekündigte Fahrerin-Option für "alten Wein". "Diese Möglichkeit besteht seit Jahrzehnten bei uns im Taxigewerbe", teilte der Vorsitzende Hans-Peter Kratz mit. Die Anforderung eines Taxis mit Fahrerin sei telefonisch bei jeder Taxizentrale möglich.
Razzien gegen Anbieter von Uber- und Bolt-Fahrten
Die Plattformen Uber und Bolt waren im Januar nach Razzien gegen Anbieter von Fahrten auf den Mobilitäts-Apps in die Schlagzeilen geraten. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ließ im Rhein-Main-Gebiet mit Schwerpunkt Frankfurt sowie in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Berlin 49 Objekte durchsuchen, rund 100 Autos wurden aus dem Verkehr gezogen.
Die Vorwürfe: illegale Beschäftigung von Fahrern, Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung. Fahrer sollen nicht bei der Sozialversicherung gemeldet gewesen sein, keinen Personenbeförderungsschein besessen haben oder mit Fälschungen unterwegs gewesen sein. Außerdem soll die Umsatzsteuer nicht abgeführt worden sein. Die Stadt Frankfurt kündigte im April scharfe Kontrollen von Uber- und Bolt-Fahrern an.
Ihre Kommentare Was halten Sie von dem Angebot für Frauen?
2 Kommentare
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Find es super kenne das zb aus Dubai wo es spezielle Frauentaxis mit Fahrerinnen nur für Frauen gibt. Habe das immer sehr gerne gebucht als Alleinreisende Frau.
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Wieder einmal wird nicht die Ursache des Problems behoben, sondern nur Augenwischerei betrieben. Warum müssen Fahrgästinnen Angst vor männlichen Fahrern haben? Da liegt ja bereits ein Problem, was man durch Verhaltensänderung in den Griff bekommen kann.
Und umgekehrt ebenso: ist es für Taxifahrerinnen Nachts gefährlich? Worin liegt die Ursache? Beim männlichen Fahrgast? Ja, sicherlich. Dann ist es aber angebracht, die Taxifahrerin besser zu schützen.
Das Problem ist nicht so zu lösen. Ich finde, es schürt weiter die Ängste von Frauen.
Aber meine Meinung ist irrelevant, denn ich bin keine Frau, diese müsst ihr fragen.
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