Das Kurhaus in Wiesbaden

Übernachtungen in Wiesbaden werden ab dem 1. Februar pauschal teurer. Die Stadt erhöht die Kurtaxe auf den Rekordwert von fünf Euro und sackt das Geld auch von Geschäftsreisenden ein. Hoteliers und Gastronomen schlagen Alarm.

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Wiesbaden erhöht die Kurtaxe auf fünf Euro

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Dass die hessische Landeshauptstadt einiges zu bieten hat, steht außer Frage. Besucher und Besucherinnen können im Kurpark oder über die liebevoll Rue genannte Wilhelmstraße schlendern. Auch ein Besuch in der ebenso pittoresken wie traditionsreichen Spielbank, dem Staatstheater oder dem Biebricher Schlosspark bietet sich an. Das Angebot an Restaurants und Kneipen ist ebenso abwechslungsreich wie das Konzert-Programm im Schlachthof. Gestatten: Wiesbaden.

"Ein Besuch lohnt sich immer", heißt es passend dazu auf der Tourismusseite der Stadt. Ein Besuch wird inzwischen aber auch immer teurer – das muss seit dem 1. Februar ergänzt werden.

Seit diesem Donnerstag gilt in Wiesbaden nämlich die neue Kurtaxen-Regelung. Alle Gäste, also auch Geschäftsreisende, müssen ab sofort deutlich tiefer in die Tasche greifen und statt der bislang üblichen drei Euro jetzt fünf Euro Kurtaxe pro Nacht berappen. Eine Steigerung um zwei Drittel.

Wiesbaden braucht Geld

Wiesbaden möchte so die großen Löcher im Haushalt stopfen und Streichungen im Sozialen oder der Kultur verhindern. Jugendzentren könnten so weiter offengehalten, Kindern weiter freier Eintritt in Schwimmbäder gewährt werden.

"Dieser Haushalt ist aus Sicht der Kinder gestaltet", fasste der SPD-Fraktionsvorsitzende Silas Gottwald zusammen. Zwei Euro mehr klingen da erst einmal unspektakulär. Das ist es aber nicht.

Selbst Sylt ist billiger als Wiesbaden

Im Vergleich zu Wiesbadens urbanen Nachbarn Mainz und Frankfurt, die beide pro Nacht eine Tourismusabgabe von lediglich zwei Euro aufrufen, verlangt Wiesbaden einen echten Wucherpreis. Selbst Sylt (3,90 Euro), Wangerooge oder Norderney (beide 4,90 Euro) können bei der Preisgestaltung des selbsternannten "Nizza des Nordens" nicht mithalten. Teurer ist die Kurtaxe oder ihr Äquivalent Tourismusabgabe nirgends.

"Dieser Schritt macht Wiesbaden zum negativen Spitzenreiter in ganz Deutschland", kritisierte die Industrie- und Handelskammer. Die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt sei erheblich beeinträchtigt. Die Preiserhöhung könnte eine K.o.-Kriterium für touristische und geschäftliche Reisen haben.

Nur in Städten wie Berlin, Köln oder Freiburg, die fünf Prozent des Netto-Übernachtungspreises als sogenannte Bettensteuer draufschlagen, könnte es bei luxuriöseren Ausstattungen des Schlafgemachs noch kostspieliger werden.

DEHOGA schlägt Alarm

Hoteliers und Veranstalter aus Wiesbaden schlagen deshalb schon seit Wochen Alarm. Der Wiesbadener Kreisverband der DEHOGA kritisiert die Erhöhung in einer Mitteilung als "kurzsichtige Kassenpolitik" und befürchtet "fatale Folgen für die gastgewerblichen Betriebe und die Vermarktung des Kongressstandortes".

Da auch Geschäftsreisende, die bislang von der Kurtaxe ausgenommen waren, nun zur Kasse gebeten werden, sieht der Hotel- und Gastronomieverband den Standort Wiesbaden in Gefahr. Frankfurt und Mainz sind um die Ecke. Auch der günstig gelegene Rheingau, der ebenfalls nur zwei Euro pro Nacht abrechnet, könnte so noch attraktiver werden.

"Wir lehnen den Kurbeitrag ab, da er für unsere Geschäftskunden einen unverhältnismäßigen finanziellen Mehraufwand bedeutet", sagte stellvertretend Michael Mann vom Mercure Hotel. Urs von Kellenbach vom Motel One ergänzte, dass sich die Kurtaxe in der ganzen Stadt bemerkbar machen werde. "Jeder, der am Gast verdient – Hotels, Restaurants, RMCC, Casino, Einzelhandel und Kultur – wird Umsatz verlieren."

Folgen noch nicht absehbar

Nun wird sicher abzuwarten sein, ob und wie große Unternehmen wirklich auf diese Preissteigerung reagieren. Die wirklichen Folgen werden sicher erst in ein paar Monaten zu sehen sein.

Dass Geschäftsreisende mit Unverständnis auf die zusätzliche Abgabe reagieren, für die sie de facto keine Gegenleistung erhalten, liegt aber auf der Hand. Familien, die ein verlängertes Wochenende in Wiesbaden verbringen, bekommen für die Kurtaxe immerhin Vergünstigungen im Freibad, im Kino oder bei Fahrten der Nerobergbahn. Ob ein Handwerker nach seiner Schicht aber noch den Zehn-Prozent-Nachlass im Kletterwald nutzt, darf eher bezweifelt werden.

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26 Kommentare

  • Nein, viel zu hoch und für Geschäftsreisende unverhältnismäßig! Sollte sofort auf 3 Euro reduziert und für Geschäftsreisen wieder abgeschafft werden Rechnet man noch die Mehrwertsteuer in der Gastronomie dazu, lohnt sich dann doch ein Ausweichen außerhalb oder die Rückfahrt ohne Übernachtung und Essen gehen.

  • Es ist, wie so oft, eine Milchmädchenrechnung, die mal wieder nicht gut durchdacht ist, und erinnert mich an die Aufstockung auf 19% bei Lebensmitteln in der Gastronomie, die mehr Verluste als Gewinn einbringen wird, da durch das Schließenmüssen von Unternehmen gar keine Steuern mehr eingenommen werden, sondern obendrauf auch noch die Menschen unterstützt werden müssen, die ihre Arbeit verlieren werden.
    Wird das eigentlich nicht gegengerechnet? Ich kann über derartige Kurzsichtigkeit nur den Kopf schütteln und wünschte mir mehr Politiker mit Weitsicht.
    Es ist nicht zu fassen!

  • Nein, das ist Gier nach Geld und Vorschub müssen die "Kinder" leisten (bei denen vermutlich das Wenigste ankommen wird). So hilft man weder dem RMCC noch der Stadt, die seit Jahren am Ausbluten ist. Hauptsache, unsere Politiker können sich auf die Schultern klopfen, die meisten Blitzer in Deutschland in Wiesbaden nach Freiburg, die höchste Kurtaxe, ein desolates Theater, verkorkste Verkehrsplanung, was kommt dann noch?

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