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Insolvenz: Drei Pflegeheime in Bad Nauheim schließen kurzfristig

Zwei Bewohner eines Altenheims sitzen in Rollstühlen.

Schock in Bad Nauheim: 113 Pflegebedürftige aus drei Heimen müssen ausziehen - voraussichtlich bis Ende August. Der Betreiber Dorea muss die Heime aus finanziellen Gründen schließen. Auch wie es für 75 Mitarbeiter weitergeht, ist unklar.

Der Pflegeheimbetreiber Dorea schließt drei seiner vier Pflegeheime in Bad Nauheim (Wetterau). Das bestätigte das Unternehmen am Dienstag auf hr-Anfrage. Betroffen sind demnach das Haus Württemberg, das Haus Regina und das Haus Christa.

In den Einrichtungen leben insgesamt 113 mehrheitlich ältere Bewohnerinnen und Bewohner. Auch 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind von den Schließungen betroffen. Sie seien in den vergangenen Tagen informiert worden, teilte das Unternehmen mit. Ein offizielles Schreiben folge noch.

Noch keine neuen Pflegeplätze

Voraussichtlich bis zum 31. August müssen die Bewohner aus den Heimen ausziehen, wie der Betreiber weiter mitteilte. Wo sie untergebracht werden, war zunächst unklar. Die Angehörigen und Betreuerinnen und Betreuer müssen kurzfristig neue Pflegeplätze für die Menschen finden, die teils psychische Erkrankungen haben.

Sie würden "bei der Suche nach Alternativen selbstverständlich unterstützt und begleitet", hieß es dazu von der Dorea-Gruppe.

Betroffene verlieren ihr Zuhause

Für die Angehörigen ist das schwacher Trost, findet eine 46-jährige Betroffene, die anonym bleiben möchte. Sie hat am Dienstag von den Schließung erfahren. Ihr Vater wohnt seit rund 18 Jahren in einem der betroffenen Heime und ist schwerkrank.

"Das ist wirklich Wahnsinn. Wir Angehörigen müssen jetzt schauen, wie wir zurecht kommen. Es gibt einfach kaum Pflegeplätze", sagt sie. Ihr Vater und die Bewohner würden aber nicht nur einen Pflegeplatz verlieren, sondern auch "ihr Zuhause".

Neues Jobangebot für Mitarbeiter "leider nicht so einfach"

Auch wie es für die 75 Mitarbeiter weitergeht, ist unklar. Weil andere Dorea-Standorte weiter entfernt seien, sei es "leider nicht so einfach", ihnen ein Jobangebot zu machen.

In Hessen hat Dorea 18 Standorte, bei sieben ist der Betreiber laut Register insolvent gemeldet. Sie liegen in Bad Nauheim (Wetterau), Frankfurt, Idstein (Rheingau-Taunus) und Schwarzenborn (Schwalm-Eder).

"Stehen wirtschaftlich unter Druck"

Die Dorea-Gruppe hat ihren Hauptsitz in Berlin und ist mit über 80 Einrichtungen und 5.000 Mitarbeitern einer der größten Pflegeanbieter in Deutschland. Seit April stecken 25 operative Gesellschaften des Unternehmens in einem Insolvenzverfahren - darunter auch die Margarethenhof GmbH, die die Pflegestandorte in Bad Nauheim betreibt.

"Wie viele Pflege-Anbieter steht die Dorea-Gruppe aufgrund der enorm gestiegenen Kosten für Energie, Miete und Material wirtschaftlich unter Druck", teilte das Unternehmen mit. Als weitere Gründe für die finanzielle Schieflage nannte Dorea steigende Personalkosten und Einnahmenverluste während der Corona-Pandemie.

Übergangslösung nicht gefunden

Die Belastungen hätten dazu geführt, "dass viele Häuser in die Verlustzone geraten sind", so Dorea-Geschäftsführer Walter von Horstig. Auch die Pflegeheime in Bad Nauheim waren zuletzt wohl nicht mehr lukrativ. Gespräche mit Eigentümern der Immobilien über eine Übergangslösung scheitertet laut Dorea zuletzt.

Außer den Bad Nauheimer Pflegeheime ist offiziellen Angaben nach derzeit kein anderer Dorea-Standort in Hessen von Schließungen bedroht. Der vierte Bad Nauheimer Standort - das Haus am Sprudelhof - soll gerettet werden. Hier gebe es einen Interessenten, der den Pflegebetrieb weiterführen wolle, hieß es. Namen wollte Dorea zunächst nicht nennen. 

Angespannte Situation in Pflegeheimen

Die Situation in den Pflegeheimen ist wegen des Mangels an Fachkräften ohnehin angespannt. Aus vielen Krankenhäusern können pflegebedürftige Patienten nicht entlassen werden, weil es immer schwieriger wird, im Anschluss einen Platz in einem Heim zu finden.

Manche müssen sogar Monate auf den Stationen verweilen. Gleichzeitig werden die Plätze in den Heimen teurer.

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