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Erster Schwimmabzeichen-Tag in Hessen

Ein Junge schwimmt mit einem roten Schwimmbrett in einem Schwimmbecken.

In der Coronazeit konnten rund 50.000 Kinder nicht richtig schwimmen lernen. Das soll sich jetzt ändern. Doch fehlende oder veraltete Schwimmbäder erschweren die Aufgabe, ebenso Personalmangel in Schulen und Bädern.

Hessenweit gibt es derzeit rund 50.000 Kinder, die nach Schätzung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und der Landesregierung pandemiebedingt nicht schwimmen lernen konnten. "Wir schieben einen Stau aus Nichtschwimmer-Kindern vor uns her", sagt ein DLRG-Sprecher.

Nun soll der Rückstand aufgeholt werden. Dazu rief die DLRG zusammen mit weiteren Verbänden, Badbetreibern und Vereinen auf, die bei ihnen bestandenen Schwimmprüfungen zu zählen und zu registrieren und sich damit als Schwimm-Ausbildungszentren zertifizieren zu lassen.

22 solcher Zentren gibt es laut Homepage der Initiative "Hessen lernt schwimmen", die Sportverbände und die Landesregierung ins Leben gerufen hatten. Seit vergangenen Sommer seien rund 10.000 Schwimmabzeichen abgenommen worden, sagt der Präsident des DLRG-Landesververbands Hessen, Michael Hohmann.

60 Bäder beteiligen sich am Schwimmabzeichen-Tag

Um die Schwimmausbildung von Kindern voranzubringen, haben der DLRG-Landesverband sowie der hessische Schwimmverband und die Landesregierung den ersten hessenweiten Schwimmabzeichen-Tag ins Leben gerufen. Im gesamten Land wollten sich am Sonntag mehr als 60 Bäder an der Aktion beteiligen, wie Sportminister Peter Beuth (CDU) mitteilte. Auch andere Bundesländer griffen die Idee auf, darunter Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Der erste bundesweite Schwimmabzeichen-Tag ist für kommendes Jahr angepeilt.

"Schwimmen zu können macht nicht nur Spaß, sondern ist vor allem auch enorm wichtig", erklärte Beuth. Weil die Bäder während der Corona-Pandemie zeitweise geschlossen waren, hätten die Eltern in dieser Zeit kaum die Möglichkeit gehabt, ihren Kindern das Schwimmen beizubringen. Das sollte jetzt nachgeholt werden, sagte der Minister. Der Landesschwimmverband hofft, dass im Laufe des Aktionstages 1.000 Schwimmabzeichen verteilt werden können.

Beim Kampf gegen eine drohende "Generation an Nichtschwimmern" - vor der die DLRG warnt - gilt es allerdings, viele Hürden zu überwinden. Fehlende oder veraltete Schwimmbäder erschweren die Aufgabe, ebenso Personalmangel in Schulen und Bädern gerade nach den zwei Pandemie-Jahren sowie zuletzt auch die steigenden Energiekosten, die den Unterhalt der Schwimmbäder verteuern.

Angebot für Grundschulkinder zeigt erste Erfolge

Der Fuldaer Bäderbetreiber Rhön Energie und der DLRG-Bezirk Fulda-Osthessen wollen den Kraftakt trotzdem schaffen. Gemeinsam riefen sie vor rund einem Jahr das Programm "Swim4you" ins Leben, mit dem das Angebot an Schwimmkursen für Kinder im Grundschulalter massiv ausgebaut wurde.

Der Vorteil der Kooperation: Qualifizierte Kursleiter auf der einen Seite und der Zugriff auf die benötigten Wasserflächen auf der anderen Seite. Bei den Eltern stieß das Programm auf enorme Resonanz, wie der DLRG-Bezirksvorsitzende und Rhön Energie-Mitarbeiter Michael Lipus sagt. Zum Start von "Swim4you" sei das Ziel gewesen, 600 Kindern aus der Region das Schwimmen beizubringen.

Schon bald sei das Angebot auf 1.000 Kinder aufgestockt worden, 739 hätten inzwischen bei den fast 100 in den Fuldaer Bädern angebotenen Kursen mitgemacht. Allerdings habe man den anfänglichen Anspruch, möglichst viele Jungen und Mädchen mindestens bis zum Seepferdchen zu führen, rasch herunterschrauben müssen, weil vielen Kindern dafür schlicht die körperlichen Voraussetzungen fehlten.

Viele Kinder mit Defiziten bei Beweglichkeit

Lipus führt das auf ein verändertes Freizeitverhalten mit mehr Medienkonsum und Bewegungsmangel vor allem während des Lockdowns zurück. Davor hätten nach seiner Schätzung noch rund 80 Prozent der Kinder, die an Schwimmanfängerkursen teilnahmen, die Seepferdchen-Prüfung erfolgreich absolviert - danach nur noch unter 60 Prozent, weil Koordination und Beweglichkeit abnahmen. Das habe auch Ärzte und Gesundheitsämter auf den Plan gerufen.

Aber ohnehin sei das Seepferdchen nur eine Art erste Eintrittskarte ins Wasser, sagt Lipus. "Das Seepferdchen heißt ja nichts mehr, als dass das Kind eine Bahn, also 25 Meter in bestem Falle, irgendwie umher schwimmt und ein bisschen tauchen kann." Erst ab dem Schwimmabzeichen Bronze - dem früheren "Freischwimmer" - könne die Rede von sicheren Schwimmern sein.

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