Ein Lehrer wischt eine Schultafel

Deutsche Schüler haben in der Leistungsstudie Pisa historisch schlecht abgeschnitten. Für das hessische Kultusministerium kommt das wenig überraschend. Opposition und Gewerkschaft sehen dringenden Handlungsbedarf.

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Pisa-Ergebnisse so schlecht wie nie – woran kann es liegen? Hessische Schüler antworten

hs 05.12.2023
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Das historisch schlechte Abschneiden der deutschen Schülerinnen und Schüler in der internationalen Leistungsstudie Pisa 2022 ist aus Sicht des hessischen Kultusministeriums "keine Überraschung". Auch andere zugleich erhobene Bildungsstudien seien zu ähnlich ernüchternden Ergebnissen gekommen, teilte das Ministerium am Dienstag mit.

Die Pisa-Daten seien unmittelbar nach den langen Corona-Schulschließungen erfasst worden, "die in Deutschland viel einschneidender waren als in anderen Ländern".

Hinzu kommt laut dem Kultusministerium eine besonders in der Bundesrepublik "durch die Zuwanderung immer heterogener werdende Schülerschaft – sehr oft aus bildungsfernen Familien".

In Hessen kämen beispielsweise derzeit jeden Monat aufgrund von Flucht und Zuwanderung 1.000 zusätzliche Kinder und Jugendliche in die Schulen. Das sei eine enorme Belastung und Herausforderung, die trotz der tollen Arbeit der Lehrkräfte nicht immer mit Fördermaßnahmen vollständig aufgefangen und ausgeglichen werden könne.

Ergebnisse sind "bildungspolitischer Skandal"

Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Hessen ist die Corona-Zeit keine Ausrede für die schlechten Ergebnisse. Sie bezeichnete die Pisa-Ergebnisse als "bildungspolitischen Skandal".

Weiter teilte die Gewerkschaft mit: "Mit Corona rausreden hilft nicht – die schulischen Leistungen werden durch den Lehr- und Fachkräftemangel eingeschränkt." Mehr Lehrer seien nötig. Besonders Schüler aus benachteiligten Haushalten brauchten deutlich mehr Förderung.

Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) forderte eine Bildungsoffensive in Schulen und Kitas, um den Standort Hessen wettbewerbsfähig zu halten. In Hessens neuer Wahlperiode, die im Januar 2024 beginnt, müsse ein klarer Fokus auf Bildung als staatliche Kernaufgabe gelegt werden.

"Bildungssystem braucht Nachhilfe"

Die FDP-Opposition im Landtag forderte die künftige wohl schwarz-rote Landesregierung auf, "Hessens Schulen ein Update zu verpassen". Das beginne damit, den Lehrerberuf attraktiver zu machen und ende mit modernisierten Lerninhalten. "Unser Bildungssystem braucht Nachhilfe" teilte die FDP mit.

Die oppositionelle AfD-Landtagsfraktion kritisierte, nach dem ursprünglichen Pisa-Schock vor etwa zwei Jahrzehnten sei weiter auf ein Rezepte aus der "sozialistischen Mottenkiste" zurückgegriffen worden.

Schlechteste Ergebnisse bei Pisa-Studie

Deutschlands Schülerinnen und Schüler hatten diesmal bei Pisa so schlecht abgeschnitten wie noch nie zuvor - sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften. Auch international sank die durchschnittliche Leistung drastisch, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag in Berlin mitteilte.

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