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GNTM-Teilnehmerin Kaggwa gegen Hasskriminalität

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Beleidigungen, Drohungen, dann die Angst: Für Betroffene ist Hatespeech kaum auszuhalten. GNTM-Teilnehmerin Lijana Kaggwa ist eine von ihnen. Sie will dennoch nicht schweigen - und fordert mehr Zivilcourage im Netz.

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Wie anonym ist Hate Speech wirklich?

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"Die Hassnachrichten zielten darauf ab, alles, was an mir anders oder besonders war, abzuwerten", erinnert sich Lijana Kaggwa. Die 27-Jährige aus Kassel nahm 2020 an der Castingshow "Germany's next Topmodel" teil. Auf ihre Teilnahme folgten Hass und Hetze auf Social Media.

Alles an ihr sei kritisiert worden, sagt sie, von ihrer Hautfarbe bis hin zu ihrer lauten Stimme. "Ich schlage dir die Fresse ein" oder "Ich verätz' dir dein Gesicht mit Säure" drohten ihr die Verfasser solcher Hassnachrichten. Jemand habe ihr schließlich in der Nähe ihres Zuhauses aufgelauert, erzählt Kaggwa.

Die Worte und Taten hätten psychische Folgen gehabt. Sie habe unter ständiger Angst gelitten. "Du bist so unsicher und willst eigentlich niemanden mehr kennenlernen", erinnert sich Kaggwa. Und ihre Geschichte ist nur eine von vielen.

Lijana Kaggwa sitzt auf einer Bank und schaut auf ihr Smartphone.

"Hessen gegen Hetze": 36.500 Beiträge in gut zwei Jahren

Wie viele Menschen von Hass und Hetze im Internet betroffen sind, ist nicht bekannt. Dass Cybermobbing und Hass im Internet ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem sind, darauf weist die Zahl der deutlich steigenden gemeldeten Beiträge bei der Meldestelle "Hessen gegen Hetze" hin.

Über die von der Landesregierung eingerichtete Meldestelle sind allein in den vergangenen zweieinhalb Jahren rund 36.500 Hinweise zu extremistischen Beiträgen oder Hass im Internet an die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität geschickt worden.

Davon seien letztlich über 8.100 Fälle strafrechtlich relevant gewesen, teilte der hessische Justizminister Roman Poseck (CDU) zum Internationalen Aktionstag für die Betroffenen von Hasskriminalität am Samstag mit.

320 Tatverdächtige in Hessen identifiziert

Das Portal "Hessen gegen Hetze" war vor drei Jahren, am 16. Januar 2020, online gegangen. Beiträge müssen gemeldet werden, damit es strafrechtliche Konsequenzen geben kann.

Strafrechtlich relevante Meldungen werden an die zuständigen Einheiten des Bundeskriminalamtes und der Generalstaatsanwaltschaft übergeben.

Bundesweit wurden den Angaben zufolge seitdem 4.800 Tatverdächtige identifiziert, darunter 320 Menschen aus Hessen. In Hessen gab es bislang 90 Urteile, dabei handelte es sich überwiegend um Fälle von Hassreden gegen Menschen des politischen Lebens, politisch Andersdenkende und Journalisten.

Minister: Aus Hass und Hetze können Gewalttaten werden

"Wir wissen, dass aus Hass und Hetze Gewalttaten werden können", mahnt Justizminister Poseck, "das haben wir in Hessen sehr schmerzvoll an verschiedenen Stellen erleben müssen."

Im Juni 2019 wurde der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke in seinem Zuhause in Wolfhagen (Kassel) aus rassistischen Motiven ermordet. Nach einer Rede, in der er sich für die Aufnahme von Geflüchteten stark machte, war Lübcke zuvor jahrelang in den sozialen Netzwerken beschimpft und bedroht worden.

Kein Jahr nach dem Lübcke-Mord erschoss am 19. Februar 2020 ein 43-Jähriger aus rassistischen Motiven neun Menschen in Hanau. Der Täter hatte sich zuvor im Internet radikalisiert.

Die AfD bereite für solche Gewalttaten einen "Nährboden", warnte CDU-Politiker Poseck am Samstag. "Deshalb ist es so wichtig, dass der Rechtsstaat an dieser Stelle konsequent ist und auch klare Grenzen setzt."

"Bürger trauen sich nicht mehr, sich zu äußern"

Axel Schröder von der Meldestelle "Hessen gegen Hetze" zufolge wirkte insbesondere die Corona-Pandemie wie ein "Beschleuniger". Er beobachte seitdem, "dass Leute offensichtlich weniger Scham haben, ganz krasse Äußerungen loszulassen". Es sei inzwischen beinahe normal, "Kritik nur noch unter der Gürtellinie zu äußern", sagte Schröder.

Inzwischen seien aber auch immer häufiger Umweltaktivisten und Umweltaktivistinnen betroffen. Grundsätzlich richte sich Hatespeech gegen gruppenbezogene Eigenschaften, erklärt Schröder. In Deutschland treffe Hatespeech besonders häufig Politiker und Politikerinnen, Personen mit einer anderen politischen Einstellung, Geflüchtete sowie Jüdinnen und Juden.

"Man geht davon aus, dass der demokratische Prozess sehr darunter leidet, weil sich eine ganze Reihe von Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr trauen, das zu äußern, was sie eigentlich gerne äußern würden", betont Schröder. Sie hätten Angst, selbst zum Ziel von Hatespeech zu werden.

Kaggwa setzt sich gegen Hatespeech ein

Die 27 Jahre alte Kaggwa hingegen will als Betroffene von Hass und Hetze im Netz auf das gesellschaftliche Problem aufmerksam machen. Über ihre Cybermobbing-Erfahrungen hat sie in ihrem Buch "Du verdienst den Tod!" geschrieben.

Sie sieht alle Menschen im Internet in der Pflicht, sich gegen Hatespeech einzusetzen und Zivilcourage im Netz zu beweisen, wie sie sagt. "Weil die Hater und der Hass so unfassbar laut sind im Netz."

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