Franz-Werfel-Menschenrechtspreis "Heldenhafter Mut": Klitschko in Frankfurter Paulskirche geehrt
Als Bürgermeister von Kiew trägt Vitali Klitschko seit Beginn des russischen Angriffskriegs Verantwortung für eine Stadt im Ausnahmezustand. Jetzt wurde er in der Frankfurter Paulskirche für seinen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte ausgezeichnet.
Seit 2014 ist der frühere Box-Weltmeister Vitali Klitschko Bürgermeister von Kiew, ein Amt, das er seit über drei Jahren im Kriegszustand ausübt. Am Sonntag wurde er in der Frankfurter Paulskirche mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis ausgezeichnet – nur wenige Stunden zuvor war Kiew erneut von einem russischem Luftangriff attackiert worden.
Klitschko erhalte die Auszeichnung für "seinen unermüdlichen Einsatz für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte", begründete die Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen" mit Sitz in Wiesbaden die Wahl. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Es sei eine Auszeichnung für alle Einwohner Kiews und für das ukrainische Volk, das dem Aggressor heldenhaft widerstehe, sagte Klitschko in seiner Dankesrede. Wie dieser Krieg ende, werde die Zukunft ganz Europas bestimmen, "ihre Sicherheit und ihre Stabilität".
Die nächsten Ziele Russlands könnten europäische Länder werden. Und er hoffe, "jeder versteht das". Klitschko bedankte sich mehrfach für die militärische und finanzielle Unterstützung der Deutschen. Er betonte aber auch, wie wichtig strenge Sanktionen gegen Russland seien, vor allem im Energie- und Finanzbereich.
Pistorius: "Vorbild für uns alle"
Die Laudatio auf Klitschko hielt Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD): "Klitschko hat sich entschieden, Verantwortung zu übernehmen – für seine Heimat, seine Brüder und Schwestern in der Ukraine, für Freiheit und für Menschenrechte. Er ist ein Vorbild für alle Ukrainerinnen und Ukrainer, für uns alle." Er stehe für all die Menschen, die trotz des anhaltenden Krieges den Glauben an eine freie und demokratische Ukraine nicht verlieren würden.
Der 2014 gewählte und 2015 und 2020 jeweils wiedergewählte Bürgermeister Kiews sei zu einer wichtigen Kraft für die demokratische Entwicklung der Ukraine geworden und motiviere seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 zum Zusammenhalt und Durchhalten.
"Tag für Tag versuchen Sie, den Menschen in Kiew ein Stück Normalität zurückzugeben. Trotz des anhaltenden Krieges treiben Sie den Wiederaufbau voran", lobte Pistorius. Der Bundesverteidigungsminister versprach: "Deutschland wird auch unter der neuen Bundesregierung nicht nachlassen, die Ukraine verlässlich zu unterstützen."
Rhein lobt "heldenhaften Mut"
Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) dankte Klitschko für dessen "heldenhaften Mut" und "unbeugsamen Willen". Klitschko erinnere daran, dass universelle Menschenrechte, Frieden und ein gutes Zusammenleben der Völker keine Selbstverständlichkeit seien. "Sein Einsatz für die Freiheit und Demokratie in der Ukraine ist beispielhaft", sagte Rhein.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef. Kein Bürgermeister wolle erleben, was sein Amtskollege Klitschko erlebe, sagte der SPD-Politiker. "Er muss in einem terroristischen Bombenkrieg das Überleben seiner Bürger sichern." Das sei gewiss ein härterer Kampf als seine vielen Kämpfe im Boxen. "Frankfurt steht an Ihrer Seite", bekräftigte er.
Klitschko ist in der Sowjetunion im heutigen Kirgisistan geboren worden. Er ist einer der erfolgreichsten Schwergewichtsboxer aller Zeiten. Seit 2014 bekleidet er das Amt des Bürgermeisters der ukrainischen Hauptstadt Kiew.