Ein trauernder Mann legt Blumen an einem Grab nieder.

Anlässlich des vierten Jahrestags des rassistischen Anschlags von Hanau haben Freunde und Angehörige Kränze an den Gräbern der Opfer niedergelegt. Auch Bundesinnenministerin Faeser und andere Politiker kamen, Reden waren jedoch nicht erwünscht.

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Vier Jahre nach dem Anschlag in Hanau

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"Diese Grabsteine sind ein Mahnmal", sagte der Hanauer Imam Mustafa Macit Bozkurt. Sie sollen alle Mitmenschen und die kommenden Generationen daran erinnern, "wohin Rassismus führen kann".

Bozkurt sprach an den Gräbern der Opfer des rassistischen Anschlags vor vier Jahren in seiner Stadt. Mit ihm versammelten sich am Montagvormittag anlässlich des vierten Jahrestags der blutigen Tat rund 200 Freunde und Angehörige der Opfer, aber auch Politiker und Politikerinnen auf dem Hauptfriedhof.

Stille Trauer, keine Reden

Sie beteten gemeinsam in Trauer und legten Blumen und Kränze an den Gräbern nieder. Es war ein stilles Gedenken, es flossen Tränen, geredet wurde kaum. Auf ausdrücklichen Wunsch der Opferangehörigen wurde auf politische Reden verzichtet. Die Toten seien jetzt in den Händen Allahs, und dort seien sie gut aufgehoben, spendete der Imam Trost.

In Hanau hatte am 19. Februar 2020 ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.

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Anschlag in Hanau - Gedenken auch in Frankfurt

Mann beim Interview unter einer Brücke
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Neben den Freunden und Angehörigen der Toten waren am Montag auch Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD), Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU), Vize-Ministerpräsident Kaweh Mansoori und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD) anwesend.

Am Montagabend wollen sich Hinterbliebene wieder in der Nähe der beiden Tatorte in der Innenstadt und im Stadtteil Kesselstadt versammeln und Mahnwachen abhalten.

Faeser ruft zum Kampf gegen Rechtsextremismus auf

"Es ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann: Dass die eigenen Kinder ermordet werden, nur weil sie eine andere Herkunft haben", sagte Faeser nach der offiziellen Gedenkveranstaltung. Gerade jetzt sei es besonders wichtig, "das Gedenken wach zu halten und den Angehörigen zur Seite zu stehen" und den Kampf gegen Rechtsextremismus zu führen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) legte einen Kranz nieder.

Der Staat sei den Hinterbliebenen nach wie vor schuldig, dass alle Fehler von Behörden im Zusammenhang mit dem Anschlag aufgearbeitet würden. Dazu müssten die Handlungsempfehlungen umgesetzt werden, die der Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags einstimmig beschlossen habe, betonte die Ministerin.

Kaminsky sieht keine Fortschritte

Oberbürgermeister Kaminsky sagte mit Blick auf das Erstarken der AfD und das "Gerede über Vertreibung und Remigration", Deutschland sei im Kampf gegen Rechtsextremismus seit dem 19. Februar 2020 noch nicht weit vorangekommen. "Vielleicht haben wir uns sogar ein Stück zurückbewegt", sagte er. 

Hanau pflegt im Internet die Seite "Hanau-steht-zusammen.de". "Mit dieser Website wollen wir ein digitales Denkmal setzen, das immer wieder aktualisiert wird und so die Erinnerung an das Geschehen lebendig halten und Wege in die Zukunft weisen soll", wie Oberbürgermeister Kaminsky dort schreibt.

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Anschlag in Hanau – welche Konsequenzen hat die Politik gezogen?

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Die Anteilnahme war auch bei Juden und Christen groß. Der Zentralrat der Juden in Deutschland schrieb auf X: "Wir erinnern an die Opfer und sind mit unseren Gedanken bei den Angehörigen."

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber sagte: "Unsere Gedanken und Gebete sind vor allem bei den Angehörigen der Opfer, die ein Leben lang unter dem Verlust ihrer Lieben leiden müssen. Der Tod der jungen Menschen mahnt uns gerade jetzt, als Zivilgesellschaft im Einsatz für die unbedingte Würde eines jeden Menschen - unabhängig von seiner Herkunft oder Weltanschauung - einzutreten."

Mehrere Tausend Menschen bei Demo

Bereits am Samstag hatten mehrere Tausend Menschen in Hanau bei einer Demonstration der Opfer gedacht und gegen Rassismus und Rechtsextremismus demonstriert. Organisiert wurde die Kundgebung von der Initiative 19. Februar, in der sich Angehörige und Betroffene des Anschlags sowie Unterstützer zusammengeschlossen haben.

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