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Für den Neubau der Europäischen Schule sollen Kleingärten weichen

Bildkombination mit zwei Fotos: links Dippemess, rechts Protagonist, der vor dem Tor einer Kleingärtenanlage steht.

Die Stadt Frankfurt plant einen Neubau der Europäischen Schule. Ein Standort ist gefunden - und sorgt für Kritik. Denn der Bau würde nicht nur ein beliebtes Volksfest verdrängen, sondern auch Kleingärtner.

Schon seit 20 Jahren gibt es die Europäische Schule (ES) im Frankfurter Stadtteil Niederursel. Ursprünglich war sie für 800 bis 900 Kinder geplant, heute besuchen sie rund 1.600 Schülerinnen und Schüler, Tendenz steigend. Die Schule platzt aus allen Nähten.

Das geht zwar vielen Frankfurter Schulen so, aber in diesem Fall ist die Stadt unter verstärktem Zugzwang. Denn die ES ist eine Einrichtung der Europäischen Union. Als der Sitz der Europäischen Zentralbank EZB nach Frankfurt kam, verpflichtete sich die Stadt den Mitarbeiter-Kindern einen angemessenen Unterricht in der jeweiligen Muttersprache zu ermöglichen. Das ist nun am Standort Niederursel so nicht mehr möglich. Daher gibt es schon seit einiger Zeit den Plan, die Schule an anderem Ort neu zu bauen.

Projektvereinbarung setzt auf den Standort am Ratsweg

Jahrelang wurde nach einem neuen Bauplatz gesucht, nun ist offenbar ein Durchbruch gelungen. Laut einer Pressemitteilung der Stadt haben vergangene Woche alle Beteiligten - Bund, Land, EZB, Europäische Schule und Stadt Frankfurt - eine Projektvereinbarung unterzeichnet.

Ein weitgehend leerer, asphaltierter Platz mit Schlaglöchern, im Hintergrund steht ein Zirkuszelt.

Eine Machbarkeitsstudie habe den Standort an der Eissporthalle am Ratsweg als geeignet befunden, nun sollten Nägel mit Köpfen gemacht werden. Unter anderem müsse eine neue Heimat für die Dippemess gefunden werden, die bislang zweimal im Jahr dort stattfindet. Im Gespräch ist dafür der Messeparkplatz am Rebstock-Gelände.

Stadtverordnete und Kleingärtner fühlen sich übergangen

Doch die zuständige Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) war da offenbar etwas vorgeprescht. Viele Stadtverordnete kannten die Machbarkeitsstudie nämlich noch gar nicht und reagierten irritiert.

"Die Kommunikation war sehr unglücklich", sagt Dimitrios Bakakis, Fraktionschef der Grünen im Römer. Und seine SPD-Kollegin Ursula Busch warnt: "Wir Frankfurterinnen und Frankfurter sind froh, dass sich die EZB bei uns angesiedelt hat. Aber für sie gelten die gleichen Regeln wie für anderen Schulen. Die Menschen sollten nicht den Eindruck haben, wer Einfluss hat, bekommt hier irgendwelche Vorteile eingeräumt."

Ein Mann mit Schiebermütze steht vor dem Eingangstor zu den Schrebergärten.

Die Studie hatte die EZB in Auftrag gegeben, nicht die Stadt selbst, und sie enthält Konfliktstoff. Sie sieht unter anderem vor, dass für den Neubau Schrebergärten weichen sollen. Rund 13.000 Quadratmeter Grünfläche würden wegfallen, ein Teil des in Frankfurt eigentlich unantastbaren Grüngürtels. Die Schule soll auf dem Gelände eine Zubringerstraße erhalten sowie Platz für eine doppelstöckige Sportanlage plus Fußballplatz.

"Die Studie gibt die Vorstellungen der EZB wieder", sagt Dezernentin Weber dazu. Sie sei nicht entscheidend dafür, wie letztlich der vom Bund auszuschreibende Architekten-Wettbewerb aussehen werde. "Wir werden mit der EZB und den Kleingärtnern Kompromisse suchen", sagte Weber dem hr.

Alternativvorschläge gibt es

Redebedarf gibt es offensichtlich, denn 44 der aktuell 105 Gärten der Anlage des Kleingartenvereins Riederwald wären von dem Baumaßnahmen betroffen. Zwar seien 21 Ausgleichsgärten angeboten worden, aber die seien für viele Kleingärtner nicht in Laufnähe, sagt der erste Vorsitzende des Vereins Niklas Pauli. Und die Pächter der restlichen 23 Gärten sollten sich sogar selbst auf die Suche nach einem neuen Garten machen. Für Pauli kein akzeptables Angebot.

Die Außenbahn der Eissporthalle ist mit einer weißen Plane abgedeckt

Dabei seien die Kleingärtner gar nicht grundsätzlich gegen den Neubau: "Wir haben nichts gegen die Europäische Schule auf dem Festplatz. Wir haben nur etwas gegen die Europäische Schule auf dem Standort Kleingartenanlage", sagt er. Es gebe Alternativen.

So könnten für die Sportstätten der Schule auch der Außenring der Eissporthalle genutzt werden - und eben nicht die Kleingärten. Dafür, so Pauly, würden die Kleingärtner kämpfen.

Dass der Protest von Schrebergärtnern in Frankfurt durchaus etwas bewegen kann, hatte sich im vergangenen Jahr nur wenige Kilometer weiter gezeigt: Das Bauprojekt Günthersburghöfe im Stadtteil Bornheim wurde nach massiven Protesten der Kleingärtner wieder begraben.

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