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Pflege-Azubis übernehmen Station in Lauterbach

Pflege-Azubis übernehmen Station im Eichhof Krankenhaus.

Acht angehende Pflegekräfte haben für mehrere Tage die eigenständige Betreuung einer Station in einem Krankenhaus in Lauterbach übernommen. Von der praxisnahen Ausbildung profitieren Klinik und Azubis gleichermaßen.

Im Krankenhaus Eichhof in Lauterbach (Vogelsberg) steht praxisnahes Lernen im Fokus: Acht Krankenpflegeschüler im dritten Lehrjahr durften nun das Steuer auf Station 1A übernehmen.

Über einen Zeitraum von vier Tagen waren sie im Tagdienst eigenständig dafür verantwortlich, dass die Patienten in den Bereichen Innere Medizin/Gastroenterologie und Kardiologie bestmöglich betreut werden.

Neben den gewönhlichen Pflegearbeiten übernahmen sie zusätzliche Aufgaben wie die Aufnahme von Patienten und die Koordination ihrer Betreuung und Medikamenteneinnahme. Außerdem hielten sie die Ärzte auf dem Laufenden und erstellten vollständige Arztbriefe.

"Da steckt noch einiges dahinter"

"Man merkt erst jetzt wirklich, welche Aufgaben auf einen zukommen. Die Verantwortung liegt ganz bei uns, wir werden immer als Erste gefragt", berichtet die Pflegeschülerin Michelle Meier dem hr. Als man noch mitgelaufen sei, habe man das nicht so wahrgenommen. "Jetzt weiß man, da steckt noch einiges dahinter", so Meier.

Pflege-Azubis übernehmen Station im Eichhof Krankenhaus.

Die intensiv vorbereitete Übernahme der Station durch den diesjährigen Examenskurs wurde medizinisch vom zuständigen Chefarzt unterstützt. In jeder Schicht stehen den Auszubildenden zudem zwei erfahrene Praxisanleiter als "Rettungsschirm" zur Seite.

Konzept: Praxisnähe pur

Enrico Schneider ist einer von drei Ausbildungsleitern.

Die Erfahrung, die komplette Verantwortung zu übernehmen, sei entscheidend, betont einer der Praxisanleiter, Enrico Schneider. "Es sorgt dafür, dass wir am Ende der Ausbildung im Sommer Pflegekräfte haben, die ihre Arbeit eigenständig übernehmen können." Denn schon innerhalb der nächsten zehn Monate müssten die angehenden Pflegefachkräfte täglich diese Herausforderung bewältigen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten fänden die Schüler schnell ihren Rhythmus, erklärt Schneider. Ab dem dritten oder vierten Tag laufe alles stabil, und die Ausbildungsanleiter könnten sich entspannt zurücknehmen. "Die Schüler kommen auf uns zu, wenn sie unsicher sind, und das gibt uns die Sicherheit, dass keiner überfordert ist", sagt Schneider.

Schülerin: "Schon meine Omas bis zum Schluss mitgepflegt"

Die größte Herausforderung sei der erste Tag gewesen, "wenn man plötzlich seine Liste mit 20 Patienten bekommt", bestätigt Pflegeschülerin Michelle Meier: "Vor Beginn der Woche war ich noch ziemlich nervös." Das habe sich aber relativ schnell gelegt.

Meier strebt seit Jahren an, Krankenpflegerin zu werden. "Ich habe früher schon meine Omas bis zum Schluss mitgepflegt. Mir machen sowohl die schönen als auch die in unschönen Seiten des Jobs Spaß." Das Tollste für sie am Beruf: "Die Dankbarkeit der Patienten. Das lässt einen auch persönlich wachsen."

Gemeinsame Reflexion nach praxisnaher Woche

Für Ausbildungsleiter Schneider sei das seit Jahren bewährte Projekt jedes Mal aufs Neue ein Erfolg. Das Feedback der meisten Azubis sei nach einer Woche: "Können wir nicht noch länger machen?!", sagt Schneider lachend. "Aber wir haben immer einen knackigen Zeitraum, in dem wir auch wirklich alles überwachen und die Performance der Schüler überprüfen."

Nach den vier Tagen auf der Station gab es zum Abschluss der Projektwoche eine gemeinsame Reflexion mit den Praxisanleitern. Dabei wurde unter anderem besprochen, welche Erkenntnisse gesammelt wurden und wie die Patienten reagiert haben.

Außerdem wurde diskutiert, was die angehenden Pflegekräfte für ihre zukünftige Arbeit mitnehmen beziehungsweise in ihre Arbeit einfließen lassen könnten. Denn schon im Sommer schließen die teilnehmenden Pflegeschüler Hasan, Tijana, Laura, Tarik, Nina, Michelle, Mohamed und Larihre ihre Ausbildung ab.