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Was beim Biken mit Handicap zu beachten ist

Einarmhelden am Kloster Schiffenberg in Gießen

Seit einem Motorradunfall ist der rechte Arm von Torsten Krämer aus Bad Endbach gelähmt. Aufgeben kam für ihn nicht in Frage. Mit seinem Verein "Einarmhelden" will er Biker mit Handicap unterstützen.

"Okay, das war’s jetzt mit dem Motorradfahren." Das dachte Torsten Krämer aus Bad Endbach (Marburg-Biedenkopf) nach seinem schweren Motorradunfall im Jahr 1999. Beim Überholen eines Autos stieß er auf seinem Bike frontal mit einem anderen Wagen zusammen.  

Dabei wurde der rechte Arm des KfZ-Mechanikers von der Schulter an abwärts gelähmt. Seinen Job konnte er nicht mehr machen. Er musste sich umschulen lassen – heute arbeitet er als Medieninformatiker. 

Seine früheren Kollegen machten ihm Mut, wie der begeisterte Biker sagt. "Sie haben mir dann auf die Schulter geklopft und gesagt: Mach dir keine Sorgen, dein Motorrad bauen wir dir um."  

Vereinsmitglieder von Flensburg bis Garmisch-Patenkirchen 

Damit war eine Idee geboren, die sich vom Bad Endbacher Ortsteil Bottenhorn über ganz Deutschland ausbreiten sollte: Die "Einarmhelden & Einbeinhelden". Der Verein – im Februar 2023 gegründet – setzt sich dafür ein, dass behinderte Menschen Motorrad fahren können. Inzwischen zählen die "Einarmhelden" rund 100 Mitglieder, die teilweise sogar aus Flensburg oder Garmisch-Patenkirchen kommen.  

Sie helfen bei allem, was nach einem Unfall oder auch mit angeborener körperlicher Behinderung für das Motorradfahren so nötig ist. Als erstes muss zum Beispiel ein medizinisches Gutachten eingeholt werden. Dafür vermittelt der Verein geeignete Ärzte. 

Verein vermittelt von der Werkstatt bis zum TÜV-Prüfer 

Damit jemand mit Handicap Motorradfahren kann, muss das Gefährt an das Handicap angepasst – also umgebaut – werden. Das passiert im Austausch mit der Führerscheinstelle und dem TÜV-Prüfer. Krämer selbst kann nur noch seinen linken Arm bewegen. Da müsse man etwa "die Kupplung und ein paar Schalter auf die andere Seite legen", erklärt er. 

"Wenn die Behinderung am rechten Arm ist, dann muss zum Beispiel das Gas auf die linke Seite", erklärt Krämer. Auch Beinamputationen schließen das Motorradfahren nicht aus. "Wir haben sogar Fahrer bei uns, die eigentlich im Rollstuhl sitzen", sagt der Vereinsgründer. 

Prüfer finden ist schwierig

Die "Einarmhelden" helfen bei der Vermittlung sämtlicher Stellen -  wie spezieller Werkstätten für den Fahrzeugumbau und Orthesen. Aber auch Prüfstellen und Fahrschulen werden vermittelt. Nach dem Umbau folgt nämlich eine ganz normale Fahrprüfung inklusive vorangehender Fahrstunden.  

Wie schwer es ist, geeignete Prüfer zu finden, weiß die "Einarmheldin" Jolene Lack. "Manche Prüfer trauen sich gar nicht, sich auf das umgebaute Motorrad zu setzen", sagt die Marburger Studentin. Absurd: Genau diese Prüfer sollen bescheinigen, dass man das Motorrad straßenverkehrskonform fahren kann. 

"Ob man eine Behinderung hat, ist egal"

Nach einem Unfall geht dann irgendwann vielleicht wieder das, was für viele zuerst für immer unmöglich schien: Motorradfahren. Auch Vereinsmitglied Til Graller ließ sich nach einem schweren Unfall nicht abschrecken. Er hat einen gelähmten linken Arm und eine Unterschenkelprothese.  

"Sobald man auf dem Motorrad sitzt, zählt nur noch das Motorrad und die Straße", sagt er. Der Rest spiele überhaupt keine Rolle. "Ob man eine Behinderung hat oder nicht, das ist in dem Moment egal." 

Ihre Arbeit vorstellen werden die "Einarmhelden" auf dem Dillenburger Bikes’n’BBQ-Festival am Sonntag, 7. Mai.  

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