Hauskauf Gieselwerder

Der Landkreis Kassel hat ein Haus in direkter Nachbarschaft eines bundesweit bekannten Neonazis gekauft. Es soll ein bunter Begegnungsort werden. Jetzt hat die Schlüsselübergabe stattgefunden.

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Mit einer symbolischen Übergabe hat Landrat Andreas Siebert (SPD) am Mittwoch in Wesertal-Gieselwerder (Kassel) den Schlüssel für ein Haus an Bürgermeister Cornelius Turrey (SPD) überreicht.

Mit dem Erwerb der leerstehenden Immobilie im Dezember vergangenen Jahres hatte der Landkreis eine Nutzung durch Rechtsextremisten aus dem Umfeld von Meinolf Schönborn verhindern wollen. Der mehrfach verurteilte Neonazi betreibt in unmittelbarer Nachbarschaft in einem ehemaligen Hotel einen Treffpunkt für Rechtsextreme.

Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen

Landrat Siebert betonte bei der Übergabe die Verantwortung für zukünftige Generationen, auch vor dem Hintergrund des Mordes an dem ehemaligen Regierungspräsidenten Walter Lübcke.

"Wir sind eine wehrhafte Demokratie", erklärte er am Mittwoch vor Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Vereine und Organisationen. Das könne man auch zeigen, indem man ein Haus kaufe, so Siebert.

Der Landkreis hatte für das Haus einen Kaufpreis von 100.000 Euro gezahlt und bereits Installations- und Elektroarbeiten durchführen lassen. Das Gebäude bleibt im Besitz des Landkreises, die Gemeinde hat aber das Nutzungsrecht. 

Landrat Andreas Siebert steht im Garten des Hauses. Er trägt ein mittelblaues Sakko, darunter ein hellblaues Hemd.

Lob an Vereine vor Ort

Bürgermeister Turrey lobte das Engagement der Vereine vor Ort. Ohne deren Beteiligung sei der "Kampf gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie" weitaus schwerer.

Neben der Handballspielgemeinschaft HSG Wesertal waren auch Vertreter des Vereins "Wesertal ist bunt" vor Ort. Der Verein setzt sich für Vielfalt, Toleranz und Respekt ein, klärt über Rechtsextremismus auf und organisiert regelmäßig Aktionen zur politischen Bildung.

Der Bürgermeister von Wesertal, Cornelius Turrey (SPD), trägt eine Sonnenbrille und ein helles, gemustertes Kurzarmhemd.

Schönborn: Kein Interesse an Immobilie

Nachbar Meinolf Schönborn scheint von alldem unbeeindruckt. Er hatte auf hr-Anfrage ein Interesse am Haus in Gieselwerder verneint.

Er habe sich lediglich wegen der Grundstücksgrenzen informieren wollen. Seiner Aussage nach habe man das fälschlicherweise als Kaufinteresse interpretiert. Wie auch immer: In seiner Nachbarschaft wird es bunt.

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Denn das Haus soll jetzt in Kooperation mit den Vereinen mit Leben gefüllt werden, so dass ein bunter Ort der Begegnung für alle Bürgerinnen und Bürger geschaffen wird.

Künftig können sich hier Vereine für Sportkurse oder Sitzungen treffen, dazu wird der Verein "Wesertal ist bunt" sein Büro dort eröffnen und beispielsweise Lesungen zu Demokratie oder gegen Rechtsextremismus anbieten.

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Meinolf Schönborn

Seit 2020 betreibt Meinolf Schönborn in einem früheren Hotel in Wesertal-Gieselwerder einen überregional bekannten Treffpunkt für Rechtsextreme. Das Gebäude aus den 1970er Jahren stand länger leer und wurde zwischenzeitlich als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Dass Schönborn das Gebäude gekauft hatte, war damals nicht sofort ersichtlich, da es durch einen Menschen aus seinem engeren Umfeld erworben wurde.

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