Börsenverein des Deutschen Buchhandels 200 Jahre voller Einsatz für Bücher
Er ist Buchmessen-Veranstalter und Preisverleiher: Rund 4.000 Verlage, Buchhandlungen, Antiquariate und Verlagsvertreter sind im Börsenverein des Deutschen Buchhandels organisiert. Er ist das Sprachrohr der Buchbranche - und das schon seit 1825.
Wer zum "Börsenverein des Deutschen Buchhandels" will, der kommt in die Frankfurter Altstadt: In der Braubachstraße ist der Dachverband der deutschen Buchbranche heute ansässig.
Zur Geburtsstunde des Vereins vor 200 Jahren war das aber noch ganz anders, denn gegründet wurde er in Leipzig. Am 30. April 1825 unterzeichneten dort 101 Buchhändler und Verleger ihre Börsenordnung, also ihre Satzung, die ihre Zusammenarbeit offiziell besiegelte. "Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig" - so nannte der Zusammenschluss sich zuerst.
Buchmessen-Veranstalter und Preisverleiher
Heute tritt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels kulturell und auch wirtschaftlich stark in Erscheinung: Neben seiner Hauptaufgabe als Interessenvertretung der Buchbranche auch als Veranstalter der Frankfurter Buchmesse und Verleiher des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, sowie des Deutschen Buch- und Sachbuchpreises.
Erstmal die Finanzen regeln
Peter Kraus vom Cleff ist heute Hauptgeschäftsführer des Vereins und berichtet, dass der Verein ursprünglich dafür da war, die komplizierten Finanzen im Buchhandel zu regeln. 1825 befand sich auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands ein loser Staatenbund mit vielen verschiedenen Währungen.
"In Leipzig hat man damals eine Börse geschaffen, wo man sich über die Wechselkurse geeinigt hat", berichtet Kraus vom Cleff. "Dort hat man dann bestimmt, wie man zum Beispiel einen Taler aus was-weiß-ich-wo mit der bayerischen Währung zusammenbringt". Deshalb heiße der Verein auch bis heute "Börsenverein".
Buchpreise festgelegt, Bibliotheken gegründet
Schon bald entwickelte sich der Leipziger Verein zur Interessenvertretung der gesamten deutschen Buchbranche und wurde auch kulturell und politisch aktiv. Er engagierte sich gegen Raubdruck und Schleuderpreise. 1888 setzte er durch, dass Bücher zu einem festen Preis verkauft werden müssen.
Später, im 20. Jahrhundert, wurden auch Bibliotheken auf Initiativen des Börsenvereins gegründet. Dazu zählen die Deutsche Bücherei in Leipzig und die Deutsche Bibliothek in Frankfurt am Main
Auch an der Gestaltung des Urheberrechts wirkte der Börsenverein mit. Es schützt Autoren und andere Produzenten künstlerischer Werke davor, dass ihre Produkte ohne ihre Zustimmung verwendet, verändert oder vervielfältigt werden.
Verein macht Schriftstellerei als Beruf möglich
Bei der 150-Jahr-Feier des Börsenvereins, die 1975 in Frankfurt stattfand, erinnerte der Historiker und Publizist Golo Mann an die Verdienste des Vereins. "Ohne das strenge und generelle Verbot der Raubdrucke, ohne die Entwicklung des Urheberrechtes, an welchem dem Buchhändlerbörsenverein das Hauptverdienst gebührt, ohne ihn hätte die freie Schriftstellerei als Beruf nie zur Reife kommen können."
Auch Schriftsteller Hermann Kesten hielt bei der Feier eine Laudatio und beschwor, wie wichtig die gute Vernetzung aller Menschen in der Buchbranche nach wie vor sei. "Wer sollte die unerwünschten Wahrheiten schreiben, wenn es nicht eigensinnige oder aufsässige Autoren gäbe?", so Kesten. "Wer sollte sie drucken, wenn es nicht waghalsige Verlage gäbe? Und wer sollte diese Bücher verkaufen ohne unsere Buchhändler?"
Nach dem Krieg Vereinssitz in Frankfurt
Frankfurt ist seit 1948 das Domizil des Verbands. Der Ortswechsel geht auf die Neu-Organisation des Börsenvereins in der Nachkriegszeit zurück. Während des 2. Weltkriegs hatten Nationalsozialisten den Verband gleichgeschaltet und ihn mit ihrem Gedankengut geführt. Danach wurde er in eine Arbeitsgemeinschaft aus mehreren Verbänden aufgespalten.
1955 schlossen sich die westdeutschen Verbände dann wieder zusammen und gaben sich nun auch den Namen, den der Verein bis heute trägt. Der ursprüngliche Leipziger Verein existierte zu DDR-Zeiten ebenso weiter und kam dann 1991 nach der Wiedervereinigung auch zum Bundesverband hinzu.
Digitalisierung als Chance
Die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, und damit die einflussreichste Frau der deutschen Buchbranche, ist seit 2022 die Mainzer Verlegerin Karin Schmidt-Friderichs. Auch der Ökonom Peter Kraus vom Cleff ist seit 2022 als Hauptgeschäftsführer im Börsenverein-Amt. Für die Zukunft sieht er viele Aufgaben. Am wichtigsten erscheint ihm jedoch, dass der Börsenverein den Konsum der Menschen von anderen Medien als Büchern im Blick hat.
"Durch die Digitalisierung ergeben sich auch Chancen für uns", meint er optimistisch. "Zum Beispiel haben wir festgestellt, dass junge Leute durch Social Media auch stark wieder zum Lesen kommen. Sie kommen wieder mehr in Buchhandlungen, um sich die von ihnen präferierten Bücher dort zu holen." Da dran zu bleiben sei einer der wesentlichen Aufträge für die Zukunft.