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Nach Absage von Lindemann-Konzert: Hass im Netz und 1 Million Euro Schaden

Das Bild zeigt Till Lindemann bei einem Konzert von Rammstein in Odense (Dänemark)

Rund eine Woche nach der kurzfristigen Absage des Konzerts von Till Lindemann in Kassel ist das Thema für Stadt und Veranstalter noch nicht vom Tisch. Im Raum stehen Schadenersatzforderungen im sechsstelligen Bereich.

Hier empörte Fans, da ein verärgerter Veranstalter - und dazwischen die Stadt Kassel. Nach der kurzfristigen Absage des Konzerts von Musiker Till Lindemann in der Nordhessen Arena sind die Beteiligten um Aufarbeitung bemüht.

Die Stadt hatte das Konzert in der vergangenen Woche wegen nicht erfüllter baurechtlicher Anforderungen abgesagt. Veranstalter MM Konzerte äußerte daraufhin den Vorwurf, es seien nicht erfüllbare Auflagen gestellt und der Einrichtungsplan verzögert bearbeitet worden.

Kurz nachdem die Stadt am Sonntag die Gründe für die Absage in einem FAQ auf ihrer Webseite erläutert hatte, legten die Beteiligten auf Veranstalterseite nach - mit einem eigenen FAQ auf der Website der Nordhessen-Arena. Darin heißt es, ihnen sei ein Schaden von fast einer Million Euro entstanden.

Anwalt soll Regressforderung prüfen

Wer für den entstandenen finanziellen Schaden aufkommt, ist aktuell unklar. Der Veranstalter hat eigenen Angaben zufolge einen Anwalt eingeschaltet, um "zumindest die Frage eines Regresses zu prüfen". Regressforderungen gegenüber der Stadt seien unberechtigt, hieß es dazu aus dem Kasseler Rathaus.

Man bedauere die Absage zwar, halte sie aber nach wie vor für richtig. Eine Veranstaltung dieser Größe brauche eine Sondergenehmigung, wie Baudezernent Christof Nolda (Grüne) gegenüber dem hr erklärte.

Dazu müssten Prüfungen von Seiten der Feuerwehr, der Sicherheitsdienste und der Bauaufsicht vorgenommen werden. Im Fall des Lindemann-Konzerts habe man nach dem Abschluss der Begutachtung keine Genehmigung erteilen können. 

Stadt: Hat nichts mit Konzert-Inhalt zu tun

Nolda wies den Vorwurf zurück, die Stadt habe ihre Entscheidung aufgrund der Diskussionen um Lindemann getroffen. Eine Bauaufsicht kümmere sich um Sicherheit und Brandschutz, nicht um den Inhalt von Konzerten. 

Dem Frontmann der Band Rammstein war im Sommer sexuelle Belästigung vorgeworfen worden. Ein von der Staatsanwaltschaft Berlin aufgenommenes Ermittlungsverfahren wurde Ende August allerdings mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt. Konzerte Lindemanns in anderen Städten waren zuvor von Gegenprotesten begleitet worden. In Leipzig etwa kamen rund 600 Menschen zusammen.

Fan-Rückmeldungen beschäftigten Stadt

Trotz aller Bemühungen, ihre Entscheidung zu erklären, sieht die Stadt sich derzeit mit den Rückmeldungen frustrierter Fans konfrontiert. Man erhalte Anrufe, E-Mails an verschiedene Adressaten sowie Direktnachrichten und Kommentare auf Social Media, erklärte ein Sprecher. Wie viele Reaktionen eingegangen sind, könne man nicht genau beziffern.

Neben enttäuschten Nachrichten seien auch strafrechtlich relevante Äußerungen darunter. Drohungen würden grundsätzlich zur Anzeige gebracht, so der Rathaus-Sprecher. Es gebe aber auch etliche, die Verständnis für die Entscheidung der Stadt geäußert hätten. 

Kein Verständnis hat dagegen Konzertveranstalter MM Konzerte. Geschäftsführer Günther Maienschein bezeichnete die Zusammenarbeit mit der Stadt insgesamt als schwierig. Er fürchtet, der Fall könnte seine Partner aus der Musikbranche abschrecken. 

"Riesen-Imageschaden" für Nordhessen Arena befürchtet

Auch die Verantwortlichen der Nordhessen Arena sehen in dem geplatzten Konzert einen "Riesen-Imageschaden". Die Halle wurde gerade erst aufwendig für 20 Millionen saniert. Dort finden Eishockeyspiele der EC Kassel Huskies statt, auch Konzerte sind geplant.

Warum das eine gehe und das andere nicht, sei für ihn unverständlich, so Halleninhaber Paul Sinizin. In gemeinsamen Gesprächen wolle man nun die "formalen Themen, die die Stadt in unseren Augen vorgeschoben hat, ausräumen".

Axel Mikesch, der verantwortlich für die Bauabläufe in der Halle ist, hofft, so Unstimmigkeiten für zukünftige Projekte beseitigen zu können. "Wir haben hohes Interesse, dass alles geregelt wird", sagte er. Daran ist einem Sprecher zufolge auch der Stadt gelegen.

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