"Dichteste Dichte an Dichtung" Slowenien gibt Vorgeschmack auf Ehrengast-Auftritt 2023
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Slowenien wird Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2023

Noch ist das Rampenlicht auf Spanien als Gastland auf der Buchmesse gerichtet. Der Ehrengast für die kommende Buchmesse steht aber schon in den Startlöchern: Slowenien will mit dem Motto "Waben der Worte" überzeugen.
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Schon seit 2018 sind die Verträge zwischen Slowenischer Buchagentur und der Frankfurter Buchmesse unterzeichnet, jetzt nimmt das Projekt "Ehrengast 2023" allmählich Gestalt an: in Form einer mit goldenen Buchstaben gefüllten Honigwabe. Slowenien stellte am Donnerstag sein Programm für den Ehrengast-Auftritt im kommenden Jahr vor, das unter dem Motto "Honeycomb of Words - Waben der Worte" stehen soll.
Die Tradition der Buchmesse-Ehrengäste
Jedes Jahr lädt die Buchmesse ein anderes Land ein, das nach Worten von Buchmesse-Direktor Juergen Boos fünf Tage lang "im Rampenlicht" der Messe stehen darf. Die Gestaltung des Ehrengastpavillons, zahlreiche Kooperationen mit Kulturinstitutionen und Verlagen sowie ein großes Übersetzungsprogramm der Literatur des Landes ins Deutsche gehören dazu.
Ende der weiteren InformationenWas slowenische Autoren mit Bienen gemein haben
"Bienen ziehen in die Welt hinaus und kommen wieder mit Tropfen von Nektar", erklärte der slowenische Kurator Miha Kovač das Bild. "Genauso ziehen unsere Autorinnen und Autoren in die Welt hinaus und bringen neue Einflüsse mit zurück nach Slowenien." Das Land mit seiner eigenen Sprache sei als selbstständige Zelle zu verstehen, die von der sie umgebenden Vielfalt lebe.

Zwischen Österreich, Italien, Kroatien und Ungarn liege Slowenien im Zentrum mehrerer aufeinandertreffender Sprachregionen. Viele slowenische Autorinnen und Autoren schrieben nicht nur auf Slowenisch, sondern auf mindestens einer weiteren Sprache, sagte Kovač.
Kulturministerin will mehr Menschen zum Lesen bringen
Die slowenische Kulturministerin Asta Vrečko betonte, dass die slowenische Sprache etwas Besonderes sei, weil sie nur von so wenigen Menschen gesprochen werde. Ihre Regierung wolle die Lesekompetenz insbesondere von Kindern und Jugendlichen im Land weiter fördern und dies auch bei der Buchmesse zum Thema machen, sagte sie.
Vrečko betonte, es gehe beim Lesen nicht nur um Kunst und Kultur, sondern auch um kritisches Denken, um Fragen der Gegenwart wie Krieg und Redefreiheit. So sei die Frankfurter Buchmesse ein Ort des Meinungsaustauschs. "Es ist wichtig, dass Slowenien jetzt ein Steinchen in dieses Mosaik setzt", sagte sie.

Politische Themen und Gedichte
Internationale Bestseller habe Slowenien bisher nicht zu bieten, merkte Übersetzer Erwin Köstler an, der am Donnerstag zusammen mit slowenischen Autorinnen und Autoren diskutierte. Dennoch sei nicht zu unterschätzen, wie reich und wie politisch die Literatur des Landes sei - darin war sich die Runde einig.
Auch der Matthias Görritz, der das Programm von deutscher Seite kuratiert, bemerkte in einer Videobotschaft: Slowenien sei eines der Länder mit der "dichtesten Dichte an Dichtung". Trotz seiner nur rund zwei Millionen Einwohner bringe das Land jedes Jahr etwa 6.000 Bücher auf den Markt - davon 400 Gedichtsammlungen.
Rund 600 neue Übersetzungen
Seit Bekanntgabe des Ehrengast-Auftrittes habe das Übersetzen slowenischer Werke in andere Sprachen einen Schub erfahren. Seit 2019 habe es rund 600 neue Übersetzungen gegeben, hieß es von den Kuratoren.
Einige Autorinnen und Autoren stellen ihre Bücher bereits in diesem Jahr auf der Messe oder beim Rahmenprogramm in der Stadt vor. So diskutiert beispielsweise die Autorin Nataša Kramberger ("Verfluchte Misteln") mit Luisa Neubauer am Freitag über Umweltthemen.
Am Sonntag, dem letzten Tag der Buchmesse, folgt dann der offizielle Part: Spanien übergibt in einer feierlichen Zeremonie die Gastrolle - sozusagen der Staffelstab der Gastländer - an Slowenien.