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Friedenspreis für Autor und Musiker Serhij Zhadan

Serhij Zhadan schaut in die Kamera

Der ukrainische Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In seinen Texten führe er eindringlich vor Augen, was viele lange nicht sehen wollten, so die Jury.

"Wir ehren den ukrainischen Schriftsteller und Musiker für sein herausragendes künstlerisches Werk sowie für seine humanitäre Haltung, mit der er sich den Menschen im Krieg zuwendet und ihnen unter Einsatz seines Lebens hilft", heißt es in der Begründung der Jury. Die Entscheidung gab der Stiftungsrat am Montag in Frankfurt bekannt.

In seinen Romanen, Essays, Gedichten und Songtexten führe Serhij Zhadan in eine Welt, die große Umbrüche erfahren habe und zugleich von der Tradition lebe. "Seine Texte erzählen, wie Krieg und Zerstörung in diese Welt einziehen und die Menschen erschüttern."

Zhadan dankt für Zeichen der Solidarität

In einer ersten Reaktion wertete Zhadan die Auszeichnung an ihn als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. "Es ist sehr wichtig, dass die Ukraine im deutschen Informationsraum präsent ist", schrieb der 47-Jährige bei Facebook. Für ihn sei es zudem wichtig, dass die Ukraine durch die Verleihung auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober Gegenstand der Diskussion bleiben wird.

"Wir fordern Waffen, doch verlangen wir auch die informationelle Unterstützung." Jede Unterstützung der ukrainischen Kultur würde zum ukrainischen Sieg gegen Russland beitragen. Sein Land müsse gewinnen, um die eigene Zukunft zu verteidigen.

Das ist Serhij Zhadan

Serhij Zhadan wurde am 23. August 1974 in Starobilsk geboren, im Gebiet Luhansk der damaligen Sowjetrepublik Ukraine. Er ist Schriftsteller, Übersetzer und Musiker und zählt zu den wichtigsten, innovativsten und bekanntesten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. Für verschiedene Rockbands schreibt er Songtexte und ist seit 2007 Sänger der ukrainischen Band "Sobaki v kosmosi" (Hunde im Weltraum).

Sein vielgestaltiges literarisches Werk setzt sich aus Romanen, Gedichten, Erzählungen, Reportagen und Essays zusammen und widmet sich insbesondere der Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion sowie dem seit 2014 in der Ukraine herrschenden Krieg. Schauplätze seiner Texte sind in erster Linie die Stadt Charkiw und die Ostukraine, für die er sich auch sozial und kulturell engagiert und aktuell im Krieg humanitäre Hilfe leistet.

"Poetisch und radikal"

Dabei finde Zhadan eine eigene Sprache, die eindringlich und differenziert vor Augen führe, was viele lange nicht sehen wollten. "Nachdenklich und zuhörend, in poetischem und radikalem Ton erkundet Serhij Zhadan, wie die Menschen in der Ukraine trotz aller Gewalt versuchen, ein unabhängiges, von Frieden und Freiheit bestimmtes Leben zu führen", heißt es in Begründung des Stiftungsrats.

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Obwohl in einer überwiegend russischsprachigen Gegend aufgewachsen, schreibt Zhadan auf Ukrainisch. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und haben internationale Preise erhalten. Für die Übersetzung seines Romans "Internat" erhielt er 2018 den Preis der Leipziger Buchmesse. Darin erzählt er eindrücklich vom Krieg im Donbas.

Soziales und kulturelles Engagement

Ein Beispiel für sein soziales und kulturelles Engagement ist die von ihm gegründete Serhiy Zhadan Charitable Foundation. Seit 2017 fördert die Stiftung Bildungs- und Kulturinitiativen in den Kriegsgebieten der Ostukraine. Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat sich seine soziale Arbeit verstärkt.

Zhadan lebt weiter in Charkiw, organisiert Konzerte, rettet Menschen aus umkämpften Vierteln, liest Gedichte und verteilt Hilfsgüter in der Stadt. Seine jüngsten Artikel über die Situation in der Ukraine sind aktuelle Zeitdokumente darüber, wie die dort lebenden Menschen im Angesicht von Gewalt und Bedrohung versuchen, ihren Alltag zu organisieren.

In der "Zeit" bezeichnete er den russischen Angriff im April als "Genozid". Und weiter: "Jeder, der jetzt versucht, eine Rechtfertigung oder Erklärung für das Verhalten der Russen zu finden, tut nichts anderes, als einen Genozid zu rechtfertigen."

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben.

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Die Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels seit 2013

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Die Preisverleihung findet traditionell am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse - in diesem Jahr ist das der 23. Oktober - in der Paulskirche statt. Die Verleihung wird um 10.45 Uhr in der ARD übertragen.

Haftbefehl gegen Dangarembga erlassen

Im vergangenen Jahr wurde die Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe ausgezeichnet. In ihrem Heimatland muss die Aktivistin derzeit wegen angeblicher Aufwiegelung zur Gewalt vor Gericht verantworten. Dangarembga hatte in Simbabwe an einer Demonstration für mehr Demokratie teilgenommen und dabei ein Schild hochgehalten, auf dem sie Reformen forderte.

Im Prozess gegen Dangarembga hat ein Gericht in Simbabwe die Entscheidung über ihre mögliche Entlastung vertagt. Grund dafür sei, dass Dangarembga am Montag nicht zum Gerichtstermin erschienen sei. Die Richterin erließ einen Haftbefehl gegen Dangarembga. Ihr drohen mehrere Jahre Haft. Deutschlandfunk Kultur hat in der vergangenen Woche mit ihr gesprochen, sie befindet sich derzeit in Deutschland und hatte aus gesundheitlichen Gründen für den Gerichtstermin nicht nach Simbabwe reisen können.

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