Kim de l'Horizon

Bunt, bunter, Buchpreis-Träger: Kim de l'Horizon gewinnt nicht nur überraschend. Bei der Verleihung im Frankfurter Römer setzt de l'Horizon ein besonderes Zeichen. Ohne große Rede – dafür mit Song und Rasierer.

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Hier singt der Buchpreis-Träger und rasiert sich die Haare

Kim de l'Horizon
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Als der Name Kim de l'Horizon fiel, kochten die Emotionen im Frankfurter Römer schlagartig hoch. Kim de l'Horizon schaute kurz ungläubig, während der Saal bereits applaudierte. Nach dem nächsten Atemzug hatte der/die frisch gekürte Buchpreis-Gewinner/in (siehe auch Infobox) ein Lächeln im Gesicht, das ausstrahlte: Ja, ich habe gewonnen!

De l'Horizon hat nach Ansicht der Buchpreis-Jury mit "Blutbuch" den besten deutschsprachigen Roman des Jahres geschrieben - eine Familiengeschichte aus non-binärer Perspektive. Der Deutsche Buchpreis ist mit 25.000 Euro dotiert und gilt als wichtigste Auszeichnung der Branche. Er wird traditionell am Montag (17.10.2022) vor Beginn der Frankfurter Buchmesse verliehen.

De l'Horizon: Song statt Rede

Nach der Bekanntgabe am Montagabend im Kaisersaal stürmte de l'Horizon ins Publikum, um Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter zu umarmen. Danach dankte der/die Autor/in unter Tränen zunächst der eigenen Mutter - eine Rede war nicht vorbereitet. Stattdessen sang de l'Horizon spontan den Song "Nightcall" des französischen Elektro-House-Künstlers Kavinsky.

Vorbereitet hatte de l'Horizon dann aber doch etwas: einen Rasierer, der bis dato in der Glitzertasche versteckt war. "Dieser Preis ist nicht nur für mich." Erst fielen die Haare, dann die Worte: "Ich denke, die Jury hat den Preis auch ausgewählt, um ein Zeichen zu setzen gegen den Hass, für die Liebe und für den Kampf aller Menschen, die wegen ihres Körpers unterdrückt werden."

De l'Horizon solidarisierte sich damit mit der Protestbewegung im Iran – Bewunderung für den Mut und die Kraft der Frauen.

Zeichen für Toleranz im Frankfurter Römer

"Mit einer enormen kreativen Energie sucht die non-binäre Erzählfigur in Kim de l’Horizons Roman 'Blutbuch' nach einer eigenen Sprache“, heißt es in der Jury-Begründung. Am Montagabend fand Kim de l'Horizon eine deutliche Sprache: Mit dem Auftritt bewegte der Buchpreis-Gewinner - und in Frankfurt setzte er ein deutliches Zeichen für Toleranz und gegen Hass.

Weitere Informationen zur Vergabe des Deutschen Buchpreises und zum ausgezeichneten Roman finden Sie hier.

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Kim de l'Horizon

Kim de l'Horizon lässt die eigene Biografie bewusst im Vagen: Im Klappentext des bei DuMont erschienenen Romans heißt es: "geboren 2666". Kim de l'Horizon studiere Hexerei, Transdisziplinarität und texte kollektiv.

Kim de l'Horizon definiert sich als genderfluid, identifiziert sich also weder eindeutig als Mann oder als Frau. In der deutschen Sprache ist noch nicht abschließend geklärt, welches Personalpronomen für diese Menschen verwendet wird. Da die Pronomen "sie" und "er" geschlechtsbezogen sind, bevorzugen manche Non-Binäre andere Formen wie zum Beispiel "sie/er" oder das englische "they/them" oder "dey/dem". Sie kennzeichnen das zum Beispiel auf Instagram in eckigen Klammern hinter ihren Namen. Wir weisen an dieser Stelle darauf hin, verwenden etwa in Titel und Teaser der Kürze halber aber das männliche Personalpronomen.

Laut Börsenverein wurde Kim de l'Horizon 1992 bei Bern geboren, studierte Germanistik, Film- und Theaterwissenschaften in Zürich sowie Literarisches Schreiben in Biel.

Das Roman-Debüt "Blutbuch" wurde zuvor bereits mit dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet.

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"Literarisch opulentes, äußerst faszinierendes Buch"

Buchcover von "Blutbuch"
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