Welche Lehren sind aus der documenta fifteen zu ziehen? Darüber hat der Kulturausschuss im Bundestag beraten - und dabei vor allem fehlende Verantwortung thematisiert.

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Bundestagsdebatte über documenta fifteen

Prospekte der documenta 15 in Nahaufnahme.
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Der Kulturausschuss des Bundestags hat sich am Mittwoch in Berlin erneut mit der documenta fifteen im vergangenen Sommer in Kassel befasst. Thematisiert wurde die Frage, welche Konsequenzen die von Antisemitismus-Skandalen überschattete Kunstschau nach sich ziehen müsse.

Für das Gespräch hatte der Ausschuss den Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, eingeladen. Mit dabei waren Nicole Deitelhoff, Vorsitzende des Gremiums zur fachwissenschaftlichen Begleitung der documenta, der ehemalige documenta-Geschäftsführer Alexander Farenholtz, Kirsten Haß von der Kulturstiftung des Bundes, der Berliner Rechtsprofessor Christoph Möllers, und Ferdinand von Saint André, Geschäftsführer der documenta.

Zentralrat der Juden fordert Handlungen

"Sich in Reden gegen Antisemitismus auszusprechen, ist gut und wichtig, aber hieraus müssen auch Handlungen erwachsen", sagte Daniel Botmann. Dies müsse auf der Haltung fußen, "dass man Antisemitismus in keinem Umfang und in keiner Ausprägung dulden wird". Bei der documenta sei Verantwortungslosigkeit zum Konzept gemacht worden. Das müsse sich ändern.

"Es geht nicht darum, Symptome zu behandeln, ein Bild abzuhängen oder nachträglich kontextualisierende Texte zu ergänzen. Sondern wir müssen an die Wurzel des Problems ran", so Botmann. Der Ausschluss von Antisemitismus und die Wahrung der Kunstfreiheit seien für ihn keine Gegensätze.

Kulturstaatsministerin Roth: Bund will sich mehr einbringen

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) betonte, Antisemitismus und Rassismus dürften keinen Platz haben bei Kunstausstellungen. Staatliche Förderung von Kunst verbinde sich mit Verantwortung, diese sei in Kassel nicht wahrgenommen worden. Der Bund sei bereit, bei der documenta wieder mehr Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig müsse gegen Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit vorgegangen werden. Roth verwies darauf, dass staatliches Wollen und Dürfen nicht immer identisch seien.

Nicole Deitelhoff sagte, die documenta sei auf das kuratorische Konzept nicht vorbereitet gewesen. Sie forderte, die Geschäftsführung zu stärken und Konfliktregeln festzuhalten. Der Bund solle wieder eingebunden werden in die Verantwortung. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass auch künftig nicht auszuschließen sei, dass Kunstwerke mit antisemitischen Inhalten entdeckt würden.

Erst am Montag veröffentlichte das Experten-Gremium zur Aufarbeitung des Antisemitismus-Eklats auf der documenta fifteen seinen Abschlussbericht. Die sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen darin die Vorfälle auf der jüngsten documenta auf strukturelle Schwächen zurück. "Der sich lange ankündigende Konflikt um Antisemitismus traf intern auf nur unzureichende Vorbereitungen", stellten die Experten fest. Das Gremium hatten die Gesellschafter der documenta, die Stadt Kassel und das Land Hessen, zur fachwissenschaftlichen Begleitung der Schau berufen.

Angela Dorn will mehr Einfluss für den Bund

Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) unterstützt die Vorschläge des Experten-Gremiums für eine Ausweitung der Gremien der documenta in Kassel. "Wir brauchen internationale Expertise aus dem Kunst- und Kulturbereich, und es ist wesentlich, dass der Bund wieder dabei ist", sagte die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der documenta am Dienstag nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts. Es brauche eine echte Mitsprachemöglichkeit auf Bundesebene. Das Land Hessen sei auch offen für eine Beteiligung des Bundes als Gesellschafter.

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