Ein Mann sitzt an einem Tisch in einer Kneipe mit vielen Bildern und Objekten an den Wänden und lächelt in die Kamera.

Das Mampf – eine Kult-Kneipe in der Frankfurter Jazz-Szene. Seit Jahrzehnten hat sich das Lokal und sein Wirt Michael "Mischi" Damm dem Live-Jazz verschrieben. Neben den alten Bekannten kommt jetzt auch neues Publikum ins Mampf.

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Die Frankfurter Jazz-Szene in den 90ern

Mann hinter Tresen in Kneipe
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"Ein Sammelsurium an Zeitgeschichte", nennt Mischi sein Mampf. Und er hat recht: Fähnchen und Karo-Zigaretten-Packungen aus der ehemaligen DDR, alte Flipperautomaten im Raucherzimmer und man sieht im Mampf vor lauter Plakaten die Wand nicht mehr.

Die Gäste haben das Mampf mitgestaltet – lokale Künstler stellen ihre "Saufnasen" aus, Uni-Dozenten nutzen die Kneipe auch mal ironisch als maoistische Parteizentrale, Vertreter des Flippermuseums zocken wöchentlich an der Elvis-Maschine im Hinterzimmer. Teil vom Inventar ist seit 30 Jahren auch Wirt Mischi.

Von Punk zu Live-Jazz

30 Jahre sind ganz schön lange dafür, dass das Mampf mehr oder weniger zufällig zu Mischis Kneipe geworden ist. Gemeinsam mit sechs anderen übernimmt er es 1983. "Das wurde von Punks geführt, die hinter dem Tresen Adorno und Nietzsche gelesen und nicht mal Hallo gesagt haben. Die wollten dann nicht mehr - aus Mitleid haben wir es gemacht."

Mit Mischi und den anderen ändert sich die Kultur im Mampf: Statt Punk und Adorno gibt es Live-Jazz und Kunst-Ausstellungen. Das Mampf wird zur zentralen Szenekneipe für lokale Jazz-Musiker in Frankfurt. Von Jazz-Standards bis Blues und Latin-Jazz wird hier alles gespielt. Der Rahmen für die Konzerte ist locker, willkommen sind alle – dazu passen auch die Preise. Die musste Mischi zuletzt etwas anheben - trotzdem zahlt man für ein Konzert im Mampf nie mehr als acht Euro.

Das Mampf in der Krise

Neben Kunst und Kram hängt an der Wand eine Sammlung von Programm-Flyern, weit über dreißig Stück - alle aus dem Jahr 2020. Es ist Mischis Hommage an die Konzerte, die wegen der Corona-Pandemie nie stattfinden konnten. Wenn er darüber spricht, verlässt ihn manchmal die Stimme. Die Pandemie war schwer zu verkraften für die Szene, für Musikerinnen und Musiker, Veranstalter und Wirte wie Mischi. Er selbst habe Glück gehabt – mit großzügigen privaten Spenden und den Corona-Hilfen des Bundes konnte er das Mampf am Leben halten.

Trotz der Herausforderungen in der Krise: Ein großes Aussterben der Jazz-Szene aufgrund von Corona sei nicht zu beobachten gewesen. Das bestätigt auch Arndt Weidler vom Jazz-Institut Darmstadt. Die Corona-Hilfen haben für die meisten Klubbetreiber schlussendlich gut funktioniert. Die Pandemie ziehe eher ein anderes Problem hinter sich her: Ein Großteil der Arbeit in der Kulturszene sei ehrenamtlich. Alle Aktiven nach der Corona-Pandemie wieder zu reaktivieren, sei vielen Vereinen nicht gelungen.

Jede Szene braucht ein Mampf

Das Mampf gibt es inzwischen seit über 50 Jahren. Und auch die anderen Kult-Jazzclubs in Frankfurt - der Jazz-Keller, die ArtBar oder der Dreikönigskeller - haben es durch die Pandemie geschafft.

Zum Glück: Kontinuität, in Form der Veranstaltungsorte, sei sehr wichtig für die Szene, so Weidler – unabhängig von der Musikrichtung. Das Mampf sieht er als einen Ort an, an dem für lokale Musiker und kleinere Bands, die live spielen wollen immer wieder mal ein Plätzchen frei ist.

Der Andrang auf Musik und Kultur nach der Pandemie hat die Szene wiederbelebt – vor allem junge Menschen haben hier Nachholbedarf. Dass Jazz deshalb eine Renaissance erlebt habe, könne man so aber nicht sagen, meint Weidler. Der Altersdurchschnitt des Publikums hänge oft stark von der Location der Veranstaltung ab.

Mischi und Mampf: "Es kann nicht aufhören"

Eine hippe, junge Location – so sieht sich das Mampf wohl selbst nicht. Aber Mischi stellt fest, dass die Gäste trotzdem jünger werden. Seine Erklärung: Die Alten haben inzwischen Angst sich in enge Kneipen zu quetschen und die Jungen bekommen über Soziale Medien mehr mit vom Veranstaltungsgeschehen. Auch denkbar: Kultcharakter und Retro-Charme sind schon lange nicht mehr nur was fürs ältere Publikum.

Auch wenn das Publikum jünger wird: Verändern wird sich im Mampf erstmal nicht viel. Jedenfalls so lange er noch da ist, so Mischi. Und dort sein wird er wohl noch eine Weile. "Es kann nicht aufhören - es muss immer weitergehen", sagt er. Wie, das weiß man vielleicht nicht immer, gibt er zu. Aber irgendwie muss es.