Alte, junge und ganz junge Menschen: Das Publikum war bunt gemischt.

Das Europa Open Air an der Weseler Werft in Frankfurt begann bei Sonnenschein und endete im Regen. Dennoch sorgten rund 16.500 Menschen, eine erkältete Sängerin und ein spanischer "Magier" für eine stimmungsvolle Atmosphäre.

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16.500 Menschen bei Europa Open Air

Rund 12.000 Menschen hatten sich auf dem Gelände der Weseler Werft eingefunden.
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Es war ein fast perfekter Sommerabend, am Ende mussten dann doch die Regenjacken gezückt werden: Rund 12.000 Menschen hatten sich am Donnerstag zum Europa Open Air in der Weseler Werft in Frankfurt eingefunden, weitere 4.500 hörten sich das Konzert am Sachsenhäuser Ufer, auf Brücken, Booten und auf Balkonen der umliegenden Wohnhäuser an.

Schon am Nachmittag hatten es sich die ersten Besucherinnen und Besucher auf den Bierbänken, auf mitgebrachten Campingstühlen und bunten Decken vor der Bühne in der neuen "Picknickdecken-Area" gemütlich gemacht. Da strahlte noch die Sonne. Es herrschte eine rundum entspannte Atmosphäre bei milden Temperaturen.

Als die hr-Bigband unter Leitung von Jörg Achim Keller gegen 18 Uhr traditionell das mittlerweile sechste Europa Open Air des hr-Sinfonieorchesters und der Europäischen Zentralbank eröffnete, war der Platz bereits prall gefüllt.

Buntgemischtes Publikum

Das Publikum war bunt gemischt, Eltern mit Kindern saßen neben jungen Paaren und älteren Menschen. Eine Atmosphäre, die auch hr-Intendant Florian Hager zu schätzen wusste: "Es ist großartig, dass hier ganz unterschiedliche Menschen zusammen feiern und unter freiem Himmel Musik hören."

Stargast der Bigband war die Berliner Soulsängerin Joy Denalane, die den Soul der 1960er- und 1970er-Jahre wieder aufleben ließ. Zusammen mit der Band "Freundeskreis" landete Denalane 1999 mit dem Song "Mit dir" einen Charthit. Vor drei Jahren wurde ihr Album "Let yourself be loved" sogar mit einer Veröffentlichung auf dem legendären US-Soullabel Motown geadelt.

Denalane singt trotz Erkältung

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Am Donnerstagabend machte der mittlerweile 50-Jährigen allerdings eine kleine Erkältung zu schaffen. "Ich wollte es mir aber nicht nehmen lassen, hier vor dieser wunderschönen Kulisse für euch zu singen", sagte Denalane am Anfang ihres Auftritts.

Bis auf wenige Wackler in der Stimme ließ sich die Sängerin ihre Erkältung auf der Bühne auch nicht anmerken. Neben der Bühne war eine große Leinwand angebracht, sodass auch die Menschen im hinteren Teil des Geländes das Geschehen gut mitverfolgen konnten.

Joy Denalane auf der Bühne an der Weseler Werft

Bei Songs wie "Be here in the morning", "Wounded Love" oder der wunderbar entspannten Nummer "Let yourself be loved" fügten sich ihre voluminöse Soulstimme und die Klänge der Big Band vor der in der Abendsonne glänzenden Skyline zu einem warmen Klangteppich zusammen.

Viele Zuschauerinnen und Zuschauer hielt es bereits wenige Minuten nach Beginn des etwa einstündigen Auftritts nicht mehr auf ihren Bänken und Stühlen. Vorbeifahrende Boote und sogar Stand-Up-Paddeler legten auf dem Main immer wieder eine Pause ein, um den Klängen zu lauschen. Sommer, Sonne und ganz viel Groove.

Im Zeichen der Filmmusik

Um 20 Uhr, nach einer rund einstündigen Umbaupause, betrat dann das hr-Sinfonieorchester bei einsetzender Dämmerung unter Leitung von Dirigent Alain Altinoglu die Bühne.

Der Abend stand ganz im Zeichen der Filmmusik, gespielt wurde Musik, die entweder für das Kino komponiert oder im Laufe der Zeit für die Leinwand entdeckt wurde. "Es ist bezaubernd, vor solch einem Publikum spielen zu dürfen", sagte Altinoglu auf der Bühne.

"Uns ist es wichtig, viele verschiedene Menschen mit unserer Musik zu erreichen." Das könne mit Filmmusik gut gelingen. Vor allem mit Musik könne man Menschen glücklich machen, so Altinoglu. Blickte man in die Gesichter der Besucherinnen und Besucher, ist es zumindest an diesem Abend gelungen.  

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Piraten-Musik zum Auftakt

Den Anfang machte das Sinfonieorchester mit der Suite "Der Herr der sieben Meere", die der Österreicher Erich Wolfgang Korngold für den gleichnamigen Hollywood-Streifen aus dem Jahr 1940 komponiert hatte. Unter Film-Fanatikern hat die Filmmusik Legenden-Status. Manch einem Anwesenden mag beim Spiel des Sinfonieorchesters vor dem inneren Auge das ein oder andere Piratenschiff auf dem Main vorbeigesegelt sein.

Anschließend begab sich das Orchester in die Fantasiewelt von Disney. Zumindest dürfte den meisten das Stück "Der Zauberlehrling" des französischen Komponisten Paul Dukas aus dem gleichnamigen Zeichentrickfilm mit Mickey Maus bekannt sein, der ebenfalls 1940 erschien.

In der Vertonung der Ballade von Goethe treibt ein verzauberter Besen sein Unwesen. In mitreißender Weise gelang es dem Orchester, die Dramatik, Hektik und das zunehmende Chaos in der Zauberstube auf die Bühne zu bringen. Man konnte den Besen förmlich wirbeln sehen.

Spanischer "Magier" an der Gitarre

Gegen halb neun bekam das Orchester prominente Verstärkung durch den Gitarristen Milos Karadaglic. Er ist einer der angesagtesten Gitarristen der Gegenwart, die BBC bezeichnete den 40-Jährigen jüngst als "Gitarren-Star der klassischen Musik". Bereits mit 14 gab er Konzerte, man schreibt dem Montenegriner magische Kräfte an seinem Instrument zu.

Gitarrist Milos Karadaglic und Dirigent Alain Altinoglu

Dem möchte man nicht widersprechen, hat man ihn einmal spielen gehört und die Beweglichkeit seiner Finger bewundert. Auf der Bühne des Europa Open Airs spielte Milos, wie er meist schlicht genannt wird, das "Concierto de Aranjuez" des spanischen Komponisten Joaqiun Rodrigo.

Im Zusammenspiel mit der Dunkelheit, den Lichtern der Stadt und der in rot-violettes Licht getauchten Bühne erzeugten die iberischen Gitarrenklänge eine fast andächtige Atmosphäre. Entsprechend groß fiel der Applaus aus. "Mein Herz hat gerast vor so vielen Zuschauern", sagte er nach dem Auftritt.

Zugabe im Regen

Zur Auflockerung stimmte das hr-Sinfonieorchester danach die Klänge von Richard Strauss' "Till Eulenspiegels lustige Streiche" an. Währenddessen setzte allerdings doch noch leichter Regen ein. Reihenweise wurden Schirme geöffnet und Regenjacken übergestreift.

Das Orchester entschloss sich kurzfristig zu einer Programmänderung, damit die Zuschauerinnen und Zuschauer den Höhepunkt des Abends noch genießen konnten, bevor sie sich ins Trockene retteten.

Statt dem Stück "Prélude à l'après-midi d'un faune" von Claude Debussy spielte das Sinfonieorchester direkt den "Bolero" von Maurice Ravel. So leise und vorsichtig der Bolero auch anfängt, umso furioser endet er.

Trotz Regens ließ sich Dirigent Altinoglu sogar noch zu einer doppelten Zugabe hinreißen. Ein zwar nasses aber mitreißendes Ende eines schönen Abends am Mainufer.

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