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Mäzen kritisiert MMK-Leitung

Zwei Männer stehen an einer Wand und schauen in die Kamera, zwischen ihnen Weingläser

Seit Monaten brodelt es zwischen der Direktorin des Museums für Moderne Kunst und ihrem Mitarbeiter-Stab. Bislang wurden die Vorwürfe gegen die Museumschefin nur anonym geäußert. Nun erhebt erstmals ein Mitglied des Fördervereins Vorwürfe auch gegen die politisch Verantwortlichen.

Der Bad Homburger Kunstsammler und Verlagskaufmann Adrian Koerfer war 30 Jahre Mitglied im Verein der Freunde und Förderer des Museums für Moderne Kunst Frankfurt (MMK), neun Jahre lang davon im Vorstand.

Seit Anfang der Woche ist das Geschichte. Koerfer ist ausgetreten. Er ist der erste, der nun offen von einem Machtmissbrauch im MMK durch die Direktorin Susanne Pfeffer spricht und auch die politisch verantwortliche Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) kritisiert. In der Vergangenheit hatten Mitarbeiter des Hauses harte Vorwürfe gegen Pfeffer geäußert und ihr fehlende Teamfähigkeit, respektloses Verhalten und Übergriffigkeit vorgeworfen.

Hartwig: Lage ist komplex und ernst zugleich

Kulturdezernentin Hartwig hatte die anonymen Vorwürfe der Vergangenheit schon mehrfach kommentiert: Sie nehme die Vorwürfe ernst, bedaure, dass eine Mediation nicht erfolgreich war und setze jetzt auf eine Verbesserung der Strukturen im Haus. Ziel müsse es sein, die organisatorischen Abläufe und das Miteinander im Haus zu verbessern.

Auch in einer Mitteilung von Freitag verweist sie auf den Reorganisationsprozess, der seit längerem eingeleitet sei. Diesem müsse man eine Chance geben. Hartwig schreibt wörtlich: "Die Lage ist komplex und ernst zugleich. Wir treiben die notwendigen Prozesse innerhalb der Museumsorganisation mit der gebotenen Sorgfalt und Sensibilität voran."

Susanne Pfeffer selbst schreibt in einer Stellungnahme, sie weise "die Pauschalvorwürfe entschieden zurück, ohne Handlungsbedarf zu bestreiten." Man arbeite daran, angesprochene Punkte zu verändern. "Aber Veränderung braucht Zeit und auch den Willen aller Beteiligten, zu einer gemeinsamen Lösung und einem gemeinsamen Verständnis zu kommen", so Pfeffer weiter.

Der Vorwurf: Vertuschung

Adrian Koerfer reicht diese Ankündigung nicht, er bleibt dabei: Der Machtmissbrauch im MMK sei zu vergleichen mit den autoritären Zuständen in der Filmbranche um Til Schweiger, sagt er. Es sei ein politischer Fall und alles andere als eine Angelegenheit des MMK, findet Koerfer. Struktureller Machtmissbrauch müsse öffentlich gemacht und wie im Fall Schweiger lückenlos aufgeklärt werden.

Für die Zustände am MMK findet er starke Worte: "Es wird vertuscht, es wird geleugnet, es wird unter den Teppich gekehrt." Bei Machtmissbrauch und bei Kindesmissbrauch, sagt Koerfer, habe man es immer mit den gleichen Strukturen zu tun.

Langjähriger Kämpfer gegen Missbrauch

Adrian Koerfer weiß, wovon er spricht. Er ist Betroffener des sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule und kämpft seit Jahren für eine Aufarbeitung der Vorfälle. Koerfer sieht auch hier Ähnlichkeiten zum MMK.

Im Falle des MMK höre man den Betroffenen nicht richtig zu, man glaube ihnen nicht, man wolle die Institution schützen. Mittlerweile gebe es sogar eine Schuldumkehr: Die Betroffenen würden zu den Schuldigen des Konflikts erklärt. Es herrsche eine "Wagenburg-Mentalität", so Koerfer.

Rolle der Kulturdezernentin

Verantwortlich dafür sei die Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD), deren Verhalten Koerfer für problematisch hält. Hartwig komme ihrer Fürsorgepflicht gegenüber ihren städtischen Angestellten in keiner Weise nach.

Da die Mediation zwischen der Direktorin und den Mitarbeitenden gescheitert sei, fordert Koerfer nun eine von der Stadt Frankfurt finanzierte unabhängige Kommission, die den Konflikt aufkläre und den Machtmissbrauch sofort beende. "Aufklärung muss und kann nur noch von außen kommen."

"Aderlass" der Mitarbeiter

Nur so könne "der Aderlass der Mitarbeiter" gestoppt werden, so Koerfer. Zum Vergleich nennt er Zahlen: Unter Vorgänger Udo Kittelmann habe es rund 35 feste Mitarbeitende im MMK gegeben, unter Susanne Pfeffer nur noch 15. Kulturdezernentin Hartwig macht hingegen eine andere Rechnung auf: Derzeit gebe es insgesamt 27 Planstellen im Haus, von denen aktuell fünf vakant seien.

Susanne Pfeffer

Kulturdezernentin Ina Hartwig selbst habe die personellen Strukturen im MMK zum Amtsantritt von Susanne Pfeffer neu geordnet, die Stellen so verteilt, dass alles auf die Direktorin zugeschnitten ist.

Führung wie im 19. Jahrhundert

Manche Kritiker nennen Susanne Pfeffer darum "Sonnenkönigin", in Anlehnung an die Alleinherrschaft des französischen Königs Ludwig XIV. "Nordkorea", findet Adrian Koerfer zutreffender, als Anspielung auf totalitäre Verhältnisse einer politischen Diktatur. "Das MMK steht als ein wirklich bedeutendes Kulturinstitut da und wird jetzt geführt wie ursprünglich im 19. und 20. Jahrhundert."

Zwischen Ina Hartwig und Susanne Pfeffer erkennt Koerfer eine Solidarität, die der Sache nicht dienlich sei. Die Strukturen seien immer gleich, sagt Koerfer, der seit 13 Jahren gegen Missbrauch jeglicher Art kämpft. "Es ist wahnsinnig schwer, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Das war ja auch im Fall von Til Schweiger so: Aufgedeckt wurde das Ganze von zwei Journalistinnen.

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