Sofa-Konzerte

Wer nicht gern auf Konzerte geht, aber Live-Musik liebt, kann die auch auf der heimischen Couch erleben. Wohnzimmer-Konzerte sind dafür eine Option. Wir haben eins besucht.

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Sofakonzerte bringen Musik ins heimische Wohnzimmer

Sofa-Konzerte
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Für Anna-Lena Hosenfeld und ihre Gäste ist es an diesem Abend ein musikalisches Experiment. Statt auf ein Konzert zu gehen, hat die 31-Jährige einen Künstler gebucht, der daheim in Hainzell (Fulda) im Wohnzimmer für sie, Familie und Freunde auftritt.

Der Frankfurter Singer-Songwriter Dominik van Deyk veranstaltet für die rund ein Dutzend Menschen einen privaten und exklusiven Gig. Der 39-Jährige singt Cover-Songs sowie eigene Kreationen und begleitet sich mit unterschiedlichen Gitarren. Technisch unterstützt wird er von einem kleinen Verstärker, und wenn er einen Bass als Begleitung braucht, stampft er mit dem Fuß auf den Boden - Impro ist alles.

Auftritt zwischen Schrankwand und Couch

Zwei Stunden lang spielt er zwischen Schrankwand und Couch in der guten Stube der Hosenfelds Songs verschiedener Stilrichtungen, darunter Indie und Folk-Pop. Nachdem das Eis gebrochen ist, singen und tanzen die Gäste begeistert mit. "Das war richtig schön und ging richtig ab", freut sich der Künstler danach.

Mann mit Gitarre in einem Wohnzimmer

Zusammengefunden haben sich Künstler und Gastgeber im Vorfeld auf einer Plattform namens SofaConcerts. Künstler können sich dort präsentieren und von Musik-Fans gebucht werden.

Weitere Einnahmequellen für Künstler

"Damit haben wir für Künstlerinnen und Künstler eine weitere Einnahmequelle geschaffen, die Möglichkeit besondere Konzerte zu spielen und Leerlauf-Tage auf Tour zu füllen", erklärte eine Sprecherin des in Hamburg gegründeten Start-Ups. Die Idee brachten die beiden Gründerinnen vor rund zehn Jahren aus dem Ausland mit.

Mittlerweile bietet die Plattform mehr als 7.000 Künstler aus dem In- und Ausland zur Auswahl. Die meisten kommen aus Deutschland, Österreich oder Schweiz. Aus Hessen sind rund 400 Musikerinnen und Musiker dabei.

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Anbieter-Vielfalt

Neben SofaConcerts gibt es noch weitere Anbieter zur Vermittlung von Musikern und Künstlern mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Auf dem Markt sind unter anderem Event Peppers, muziqme und gigmit.

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Der Frankfurter Künstler van Deyk hat in den vergangenen Jahren bereits über 100 Konzerte auf diesem Weg gegeben. Anfangs sei es für ihn herausfordernd gewesen: kein professionelles Licht, ungewohnte Umgebungen. "Man ist musikalisch nackt und kann sich nicht hinter Scheinwerfern verstecken. Mittlerweile liebe ich es, weil es sehr intensive Erfahrungen sind." Er sei so extrem nah am Publikum und spüre die Energie.

Van Deyk testet seine eigenen Songs und spielt bekannte Stücke von Bruce Springsteen, Colin Hay, Van Morrison, Coldplay oder Oasis. Zwischen den Liedern erzählt er in Entertainer-Manier immer wieder Anekdoten von sich und seinem musikalischen Schaffen.

Von großer Feier bis zum intimen Gig

Gebucht wird der studierte Berufsmusiker zu unterschiedlichen Anlässen. Natürlich für Partys, Firmenfeiern oder Hochzeiten. Aber oftmals auch einfach, wenn sich ein paar Leute einen schönen Abend zusammen machen und ein besonderes Event gönnen wollen. Mitunter seien es auch intime Gigs im kleinen Rahmen, etwa wenn sich Liebespaare eine Überraschung bereiten.

Die Konzerte kosten unterschiedlich, je nach Umfang und Aufwand für die Künstlerinnen und Künstler. Zwischen ein paar hundert und Tausenden Euro sind verschiedene Arrangements möglich. 80 Prozent gehen an den Künstler, 20 Prozent an die Plattform für die Vermittlung.

Akustik bei Sofa-Konzerten überraschend

Auch die Orte können sehr unterschiedlich ausfallen. Plötzlich entstehen Bühnen, wo vorher keine waren: in Wohnhäusern, Garagen, Yoga-Studios und auch Berghütten. Beim Sofa-Konzert bei den Hosenfelds ist es das klassische Wohnzimmer. "Alle sind immer wieder überrascht, wie gut auch dort die Akustik sein kann und wie gut es funktioniert", sagt van Deyk.

Sofa-Konzerte

Auch Gastgeberin Anna-Lena Hosenfeld ist begeistert von dem ungewöhnlichen Konzert: "Es war faszinierend zu sehen, wie er sich auf den Raum einlässt und aufs Publikum zugeht. Dadurch wurde eine besondere Atmosphäre geschaffen. Das Experiment ist für uns voll und ganz gelungen."

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