Sportplatz von Viktoria Preußen Frankfurt

Nach dem Tod eines 15-Jährigen durch einen Faustschlag bei einem Jugendfußballturnier in Frankfurt steht der minderjährige Angreifer vor Gericht. Ihm wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen.

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Prozess – Gewaltsamer Tod von 15-Jährigem auf Fußballplatz

hs 25.01.2024
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Zu der Gewalttat war es am Pfingstsonntag im vergangenen Jahr bei einem internationalen Jugendfußballturnier im Frankfurter Stadtteil Eckenheim gekommen.

Nach dem Halbfinale zwischen dem JFC Berlin und dem französischen FC Metz, das die Berliner für sich entschieden hatten, kam es auf dem Vereinsgelände von Viktoria Preußen zu einer Schlägerei zwischen den französischen und den deutschen Spielern, die Staatsanwaltschaft spricht von einem "Tumult".

Schlag gegen Wange und Hals

Der damals 16-Jährige vom FC Metz soll laut Staatsanwaltschaft zunächst einen Spieler der gegnerischen Mannschaft im Oberkörperbereich mit den Fäusten geschlagen haben. Der Angeklagte sei danach zunächst von einem Mitspieler weggezogen worden. Er habe sich allerdings wieder zu der Menschenansammlung begeben.

Er habe den 15-Jährigen aus Berlin in den Schwitzkasten genommen und in den Magen geschlagen, doch dieser habe sich befreien und weggehen können.

Daraufhin sei ihm der mutmaßliche Täter nachgelaufen und habe ihm hinterrücks einen festen Schlag gegen die Wange beziehungsweise den Hals verpasst. Der Jugendliche sei zusammengesackt - der Angreifer habe ihn liegenlassen und sei weggegangen.

Tod durch stumpfe Gewalteinwirkung

Der 15-Jährige wurde nach dem Angriff reanimiert. Im Krankenhaus wurden schwerste Hirnverletzungen festgestellt. Drei Tage nach dem Vorfall wurde er für hirntot erklärt. Die Obduktion ergab nach Angaben der Staatsanwaltschaft, dass der 15-Jährige durch stumpfe Gewalteinwirkung starb.

Der Angreifer habe vermutlich bei dem Schlag gegen den Kopf des 15-Jährigen eine Arterie am Hals verletzt, infolge dessen sei es zu einer Blutung ins Schädelinnere gekommen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der Vorfall hatte eine Diskussion um zunehmende Gewalt auf Fußballplätzen ausgelöst.

Eltern des Verstorbenen sind Nebenkläger

Die Eltern des Verstorbenen treten in dem Prozess vor dem Landgericht Frankfurt als Nebenkläger auf. Sie waren beim Auftakt am Donnerstag nicht vor Ort und werden nach Angaben ihres Anwalts auch zu weiteren Terminen nicht kommen.

"Der Grund ist, dass jedes Mal, wenn sie darüber reden, Paul ein zweites Mal stirbt. Sie würden es emotional nicht schaffen", sagte der Berliner Rechtsanwalt René Lau, der die Eltern vor Gericht vertritt.

Von der Nebenklage erhoffen sich die Eltern vor allem mehr Informationen, so der Anwalt. "Sie wollen wissen, was genau vor Ort passiert ist." Laut den Eltern war Paul "völlig gesund", er habe keinerlei Vorerkrankungen gehabt. Zu dem Angeklagten hatte Lau bisher keinen Kontakt. "Ich sehe ihn heute zum ersten Mal."

Öffentlichkeit ausgeschlossen

Der Vorwurf gegen den inzwischen 17 Jahre alten Angeklagten lautet Körperverletzung mit Todesfolge. Der Angreifer will nach Angaben seines Anwalts nicht mit Absicht gehandelt haben.

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Prozessbeginn gegen 17-Jährigen nach tödlichem Faustschlag auf Fußballplatz

Ein Schild, auf dem steht "Herzlich Willkommen im Vereinsheim des SV Viktoria Preußen 07 e.V. Frankfurt am Main"
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Der mutmaßliche Täter befindet sich seit Mai 2023 in Untersuchungshaft in Deutschland. Er wird von einem Wahl- und einem Pflichtverteidiger vertreten, die sich vor Prozessbeginn nicht öffentlich äußerten.

20 Zeugen geladen

Das Verfahren findet aufgrund seines Alters unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: Bei Jugendverfahren steht der Erziehungsgedanke im Vordergrund. Für den Prozess sind sieben weitere Termine angesetzt.

Rund 20 Zeugen sind laut Staatsanwaltschaft geladen, vor allem Spieler und Betreuer der beiden Mannschaften, daher sind auch die meisten Zeugen minderjährig. Zum Prozessauftakt waren laut Aushang sechs Zeugen geladen, ein Dolmetscher und zwei Sachverständige.

Die Zeugen am ersten Verhandlungstag stammten "überwiegend aus dem Umfeld der Berliner Mannschaft", sagte ein Gerichtssprecher am Mittag. Der Angeklagte äußerte sich demnach nicht zur Sache. "Es gibt derzeit keine Einlassung des Angeklagten", berichtete der Sprecher.

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