Vier herzförmige Kartoffeln in einer Reihe auf einem rosafarbenen Hintergrund. In der Mitte ein Hand einer älteren Person, die einen goldenen Ring hält. Auf dem Bild eine kleine, farbige Grafik mit dem Schriftzug "war was?".

In Wettenberg-Wißmar beißt eine 90-Jährige in eine Kartoffel und hat plötzlich einen Ring im Mund. "War was?" findet: Märchenhafter wird’s heute nicht mehr – und spinnt die Geschichte weiter.

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Maria Tross hat Ring in Kartoffel gefunden

Goldener Ring liegt auf einem linierten Blatt, auf dem "W D 21.2.53" und "585" in Handschrift geschrieben steht.
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Manche Schlagzeilen lesen sich wie Grimms Märchen oder Bücher von Jonas Jonasson. Als ich beispielsweise am Mittwoch auf hessenschau.de die Überschrift sah: "90-Jährige beißt in Kartoffel und findet Ehering", wähnte ich mich kurz auf einer Märchen-Website, und hätte ich weitergescrollt und gelesen: "Hans findet Zauberbohnen und klettert in den Himmel" oder "Geschwister entdecken Lebkuchenhaus in Wald", ich hätte mich nicht gewundert.

Dass die Meldung dann nicht mit "Es war einmal" losging, war jedoch ein guter Indikator, dass ich mich nach wie vor auf hessenschau.de befand. Die Geschichte ist dennoch durch und durch unglaublich. Es war nämlich einmal, genauer gesagt Ende Juli, dass die 90 Jahre alte Maria Tross aus Wettenberg-Wißmar (Gießen) zuhause beim Mittagessen in eine Kartoffel biss – und plötzlich einen goldenen Ring im Mund hatte. "Es ist ein Wunder geschehen", dachte Tross.

"Das kann nicht wahr sein"

Der Ring hat die Gravur "W", D" und ein von einem Pfeil durchbohrtes Herz mit einem "N" sowie das Datum 21.2.53, was höchstwahrscheinlich ein Hochzeitsdatum ist. Niemand kann sicher sagen, wie der Ring in die Kartoffel gekommen ist. Am wahrscheinlichsten ist, dass er einst jemandem bei der Feldarbeit abhandengekommen und dann eines Tages an der Spitze eines Kartoffelkeimlings in die Knolle eingewachsen ist. "Ich kann verstehen, wenn andere sagen: 'Das kann nicht wahr sein'. Das dachte ich mir im ersten Moment selbst", sagte Frau Tross.

Dass so etwas passiert, gleicht einer biologischen Sensation, sagt Experte Karl-Josef Walmanns vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, ein Lottogewinn sei wahrscheinlicher, und an dieser Stelle möchte ich Frau Tross gerne nahelegen, zum nächstgelegenen Kiosk zu gehen und in einen Lottoschein zu beißen.

Vereinzelt Ringe auf Karotten

Was für eine wilde Geschichte. Eine Kurzrecherche ergibt keinerlei vergleichbare Schatz-in-Kartoffel-Fälle, kein Piratengold im Pürree oder Goldbarren in der Pommestüte. Lediglich wurden vereinzelt beim Gärtnern verlorene Ringe auf Karotten wiedergefunden, was aber ja irgendwie Sinn macht. Aber in einer Kartoffel? Alles an dieser Geschichte ist auf eine schöne Art und Weise rätselhaft. Frau Tross versucht nun, den Eigentümer ausfindig zu machen.

Ich denke, das wird eher schwierig. Und hoffe derweil immer noch auf einen elaborierten Heiratsantrag als mögliche Erklärung. Vielleicht handelt es sich ja gar nicht um einen Ehe-, sondern um einen Verlobungsring, vielleicht hat Frau Tross ja einen heimlichen Verehrer, und um ihr Herz und ihre Hand zu gewinnen, hat dieser sich einen möglichst ausgefallenen Antrag ausgedacht und dafür eine Kartoffel so gezüchtet, dass sie einen Verlobungsring umschließt.

Happily ever after

Und dann stellt sich raus, dass "W" "D" für "Willst du?" und das N für "Natürlich" steht – und plötzlich steht der Verehrer in der Tür und sie fällt ihm in die Arme und sagt "Ja" und dann essen sie erst einmal eine leckere Pfanne Bratkartoffeln und leben happily ever after, vielleicht ja sogar in einem Lebkuchenhaus mit Zauberbohnen. Und das wäre doch wirklich mal ein Märchen.

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