Eine Frau sitzt auf ihrem Koffer, ein Mann liegt auf dem Boden zwischen blauen Absperrbändern.

Den gestrandeten Passagieren am Frankfurter Flughafen war wohl kaum zum Lachen zu Mute. Auf Twitter dagegen sorgten die Störungen, ausgelöst durch Bahn-Bauarbeiten, für Spott und Heiterkeit. Viele witterten einen genialen Coup - und Klimaschutz-Ambitionen beim Baggerfahrer.

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Chaos am Flughafen - Landungen wieder möglich

Viele Menschen mit Koffern stehen an Check-In-Schaltern am Flughafen
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Tausende Passagiere saßen am Mittwoch am Frankfurter Flughafen fest. "Hier ist das absolute Chaos", urteilte einer, der von Chile kommend in Frankfurt strandete. Über Stunden ging an Deutschlands größtem Flughafen nicht viel: Sämtliche Lufthansa-Starts annulliert, alle Landungen gestrichen. Als Alternative zu den Flügen innerhalb Deutschlands empfahl die Airline die Konkurrenz: die Deutsche Bahn.

Die allerdings war an der massiven IT-Störung bei der Lufthansa nicht ganz unbeteiligt, wie sich am Mittag herausstellte. Denn die Ursache dafür war eine Panne bei Bauarbeiten an der S6 in Frankfurt: Ein Bagger mit einem Erdbohrer hatte Glasfaserleitungen durchtrennt. Die Deutsche Bahn bat am Mittwoch alle Fluggäste um Entschuldigung - doch Nutzerinnen und Nutzerin witterten hinter der vermeintlichen Panne einen genialen Coup.

"Bahn dreht Lufthansa den Saft ab"

Nicht ganz ernst gemeinte Anerkennung erntete die Bahn dort, einige Nutzer unterstellten ihr aber auch bösere Absichten. "'Wenn wir nicht pünktlich kommen, dann soll es keiner': Deutsche Bahn dreht Mitbewerber Lufthansa den Saft ab'", scherzte etwa David Will.

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"Chapeau! Nur die Deutsche Bahn schafft es, dass sogar die Flugzeuge zu spät kommen", schrieb Twitter-Nutzer Rebel. Benny Illinger vermutet dahinter eine Strategie, um die Bilanz aufzuhübschen: "Beim Erreichen der Quartalszahlen ist der Bahn mittlerweile jedes Mittel recht."

Die Redaktion der Satiresendung ZDF heute-show witterte eine Marketing-Aktion: "Auf einer Bahn-Baustelle wurden offenbar Kabel durchtrennt, die eine IT-Panne bei der Lufthansa auslösten. Oder wie die Bahn es nennt: Kundenakquise."

Etwas anders sieht es der frühere Linken-Bundestagsabgeordnete Fabio de Masi, der mutmaßt, dass dahinter das Engagement für den Klimaschutz steht. "Die Deutsche Bahn geht die Verlagerung des Flugverkehrs auf die Schiene nunmehr beherzt an", twitterte er.

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Lob für den Baggerfahrer

Auch für andere Nutzerinnen und Nutzer steht der Klimaschutz-Aspekt im Fokus - sie zollen dem Baggerfahrer Respekt für seine effektive Arbeit. "Ein Baggerfahrer bei Frankfurt hat in ein paar Sekunden mehr für den Klimaschutz getan als die Politik in den letzten 20 Jahren", schrieb Twitter-Nutzer DennisKBerlin.

Boris Rosenkranz, Mitbegründer des Medien-Portal Uebermedien, witzelt gar über eine mögliche Auszeichnung durch andere Klimaaktivisten: "Letzte Generation verleiht Baggerfahrer den Ehrensekundenkleber am Bande", twitterte er.

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... und Mitleid

Doch auch Mitleid schlägt dem Baggerfahrer, der neben dem Flughafen auch das Internet und Festnetz vieler Telekom-Kunden lahmgelegt hat, entgegen. "Durchhalten Bruder, kann mal passieren, bald Feierabend", scherzte Guiseppe Rosso.

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Tomas Herzberger stellt sich den Dialog nach Feierabend dann so vor: "'Und - wie wars auf der Arbeit?' - 'Nicht so gut. Habe ein Glasfaserkabel mit dem Bohrer erwischt.' - 'Ist das schlimm?' - 'Öhm...'."

Telekom: "Auch in 5 Metern Tiefe nicht sicher"

Und was sagt die Deutsche Telekom, der die beschädigten Glasfaserkabel gehören, dazu? Das Unternehmen ließ sich einen Scherz zum Thema nicht nehmen. "Auch in 5m Tiefe ist unsere Glasfaser nicht in Sicherheit vor Betonbohrern", twitterte das Unternehmen am Dienstag. Wie groß die Auswirkungen sein würden, war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht klar.

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