Frisch geschlagen und schon im Online-Shop: Brennholz aus Südhessen

Weil die traditionelle Holzvermarktung zu teuer und aufwendig wurde, lassen viele südhessische Kommunen das Holz aus ihren Wäldern über einen Onlineshop vermarkten. Einkaufen kann dort jeder. Wer auf einen Lieferservice hofft, wird aber enttäuscht.

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Südhessisches Brennholz per Mausklick

Brennholz liegt im Wald bei Fischbachtal zur Abholung bereit.
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Der Gemeindewald im Fischbachtal (Odenwald) ist meist ein Ort der Stille, doch gerade ist es unerträglich laut. Mit einer Kettensäge machen sich die Forstarbeiter Mike und Mirko an einer großen Buche zu schaffen. Krachend fällt der Baum zu Boden. Nachdem ihn die Arbeiter in zwei Teile gesägt haben, zieht ihn ein Schlepper aus dem Wald an den Wegesrand, wo der Stamm vermessen wird.

"Mit den Daten kann ich die Kubikmeter ausmessen", sagt Revierleiter Felix Niedermaier von Hessenforst. Das ist wichtig, denn das Holz der Buche soll später als Brennholz verkauft werden.

Kaufen kann die Fischbachtaler Buche praktisch jede oder jeder - und das ganz bequem vom heimischen Sofa aus. Denn die Odenwälder Kommune verkauft das Holz aus ihrem Wald über einen Online-Shop an Privatleute.

Holz aus 26.500 Hektar Wald

Den Shop betreibt das Holzkontor Darmstadt-Dieburg-Offenbach – und das nicht nur für Fischbachtal. Das öffentlich-rechtliche Unternehmen vermarktet im Auftrag von aktuell 37 Kommunen aus Südhessen und Teilen des Rhein-Main-Gebiets das Holz aus den kommunalen Wäldern. Auch einige Privatwälder sind im Angebot.

Insgesamt ist das Holzkontor nach eigenen Angaben für etwa 26.500 Hektar Wald verantwortlich und vermarktet rund 125.000 Festmeter Holz im Jahr.  

Auf der Suche nach Alternativen zur traditionellen und zugleich teuren sowie aufwendigen Brennholzvermarktung – Privatkunden machen einen Termin im Rathaus, fahren gemeinsam mit dem Forstleiter in den Wald und suchen sich Holz aus – hatte Holzkontor-Geschäftsführer Mathias Geisler im Sommer 2020 die Idee für den Online-Shop.

In Shop kaufen, im Wald mitnehmen

Das Prinzip ist simpel: "Wir stellen das Holz am Wegrand im Wald bereit. Der Kunde kann es dann im Brennholzshop kaufen und es anschließend im Wald selbst zurechtsägen und mitnehmen", erklärt Geisler.

Das Holz wird, wie hier in Fischbachtal, im Wald geschlagen, zerteilt und am Wegrand gelagert. Kunden können es online kaufen und dann im Wald abholen.

Kunden brauchen Genehmigung

Im Shop können sich die Kunden ihr Holz nach Menge, Holzart und Lagerort aussuchen, in den Warenkorb legen und reservieren. Zusätzlich müssen sie noch einen sogenannten Feuerstättennachweis hochladen, also eine Bestätigung vom Schornsteinfeger oder von der Stadt, dass sie eine genehmigte Feuerstelle besitzen.

Die Kunden haben dann 14 Tage Zeit, sich das Holz anzuschauen und den Kaufvertrag eventuell zu stornieren. Wenn sie das Holz bezahlt haben, bekommen sie die Freigabe, dass sie das für sie markierte Holz abholen dürfen.

Nach kleinen Startschwierigkeiten ist Fischbachtals Bürgermeister Philipp Thoma (SPD) von dem Konzept überzeugt: "Am Anfang gab es durchaus Kommunikationsbedarf. Mittlerweile hat sich das aber super eingependelt." Ihn erreichten nur noch "ganz wenige bis überhaupt keine Klagen mehr".

Die Akzeptanz sei stetig gewachsen, bestätigt auch Holzkontor-Geschäftsführer Geisler. Derzeit nutzten rund 2.500 Kunden das Online-Angebot, viele hätten bereits mehrfach eingekauft. Mike und Mirko können also weiterhin fleißig die Kettensäge schwingen.  

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Klimaneutral? Das sagt das Umweltbundesamt

Entgegen mancher Einschätzungen ist das Verbrennen von Holz nicht klimaneutral. Wie das Bundesumweltministerium auf seiner Homepage mitteilt, entstehen bei der Verbrennung zudem Emissionen wie etwa Feinstaub. Das Umweltbundesamt empfiehlt, beim Kauf auf einen hohen Nutzungsgrad und geringe Schadstoffemissionen zu achten.

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