Christian Mischkrowsky bei seinen Feuerwerkskontrollen

Damit Böller, Raketen und Feuerwerksbatterien nicht schon im Laden in die Luft fliegen, überprüfen Kontrolleure vor Silvester Lagerung, Verkaufsflächen und Fluchtwege. Wenn sie etwas finden, wird im schlimmsten Fall das Geschäft dicht gemacht.

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Silvesterfeuerwerk – Kontrollen gegen illegale Böller

hessenschau vom 28.12.2023
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Ein zugestellter Feuerlöscher, Feuerzeuge in unmittelbarer Nähe zu den Silvesterknallern, eine verschlossene Fluchttür – all das "geht überhaupt gar nicht", sagt Christian Mischkrowsky.

Mischkrowsky kontrolliert im Auftrag des Regierungspräsidiums (RP) Kassel das Feuerwerk in Baumärkten, Discountern und Supermärkten. Dafür ist er am frühen Donnerstagmorgen in Fritzlar (Schwalm-Eder) unterwegs - auf seiner Liste stehen insgesamt 30 Verkaufsstellen. Er kommt immer unangekündigt.

Rundgang mit Checkliste

Erster Stopp an diesem Morgen: ein Baumarkt. Der Ingenieur will hier überpüfen, ob die explosive Ware auch richtig gelagert und präsentiert wird. Baumarktleiter Matthias Mertling ist entspannt. Gemeinsam geht's zum Verkaufsstand im Kassenbereich.

Eines fällt dem Prüfer direkt ins Auge: Im benachbarten Regal stehen Druckgaspatronen. Die müssten unverzüglich weg, sagt Mischkrowsky, "mindestens fünf Meter weit". Danach geht es auf einen Rundgang durch den Laden.

In der Hand hält er eine Checkliste, darauf die Punkte, die er bei jeder Kontrolle überprüft. Neben Aufbewahrung und Kennzeichnung der Knaller, Raketen und Batterien, schaut er nach den Sicherheitsbestimmungen in Verkaufsräumen und im Lager. Auch die Lieferscheine sowie die Abgabebestimmungen werden kontrolliert.

Christian Mischkrowsky bei seinen Feuerwerkskontrollen

Stichproben fürs Prüflabor

Im Baumarkt ist bis auf die Kartuschen alles vorbildlich. Vier Feuerwerk-Batterien nimmt Mischkrowsky dann noch mit zum Regierungspräsidium - für Tests. Diese werden in einem Prüflabor auf ihre Sicherheit geprüft.

Dort wird geschaut, ob die Geräusch-Grenzwerte eingehalten werden, die Produkte hoch genug steigen, beim Abbrennen sicher stehen oder dass keine brennenden Teile auf Zuschauer oder auf den Boden fallen können. Außerdem müssen Gefahrstoffgrenzwerte eingehalten werden.

Christian Mischkrowsky bei seinen Feuerwerkskontrollen

Verkauf nur an drei Tagen 

Silvesterfeuerwerk darf lediglich an den letzten drei Verkaufstagen des Jahres über den Ladentisch gehen, ausgenommen Kinder- und Tischfeuerwerk wie Knallerbsen oder Wunderkerzen. Dazu gelten für den Verkauf besondere Bedingungen.

So dürfen sie nur in unmittelbarer Nähe zur Kasse präsentiert werden und ein Feuerlöscher muss in der Nähe sein. Die Menge an Feuerwerk, die im Laden und im Lager aufbewahrt werden darf, ist begrenzt. Dazu müssen Rettungswege frei sein.

Verschlossene Fluchttüren: ein Straftatbestand

Im Supermarkt von Elke Siebert-Schäfer ist das nicht der Fall. Mischkrowsky weist Mitarbeiter Matthias König und die Marktleiterin auf verstellte Wege und eine verschlossene Fluchttür hin. Wenn hier etwas passiere, handele es sich direkt um einen Straftatbestand, erklärt der Kontrolleuer. Beim Rundgang durch den Markt fällt dem RP-Mitarbeiter noch mehr auf: zugestellte Feuerlöscher, dazu Paletten, die den Weg versperren.

Die Supermarkt-Chefin nimmt die Verwarnung des Experten ernst und verspricht, die Mängel abzustellen. Das wird im Falle der Fluchttür dauern, denn die Tür ist nicht nur verschlossen, sie lässt sich nur nach Innen öffnen, am Boden direkt eine kleine Stufe. Das kann im Ernstfall zu einer Katastrophe führen. Alle anderen Mängel - wie fehlende Hinweisschilder oder Feuerzeuge in der Nähe der Pyrotechnik - werden die Mitarbeiter hingegen schnell beheben können.

Christian Mischkrowsky bei seinen Feuerwerkskontrollen

Beanstandungen bei bis zu zwei Dritteln der Verkaufsstellen 

Gut 100 Kontrollen führen die zuständigen Mitarbeiter des Regierungspräsidiums (RP) Kassel im Schnitt durch. Im letzten Jahr hatte es dabei bei mehr als einem Drittel der kontrollierten Geschäfte Beanstandungen gegeben, bestätigte eine Sprecherin. Dieser Wert sei in den letzten Jahren recht konstant geblieben.

Im Regierungsbezirk Gießen sieht es ähnlich aus - jedenfalls was die Anzahl der Kontrollen betrifft. Hier wurden circa 90 Verkaufsstellen überprüft. Dabei betonte ein Sprecher, dass lediglich die Anzahl der Mängel in den besichtigten Betrieben nachvollzogen werden könne, da keine Auswertung der Einzelfälle erfolge. Dennoch habe man 2022 bei zwei Dritteln der Betriebe Mängel festgestellt, allerdings sei nur bei einer Verkaufsstelle ein schwerwiegender Mangel festgestellt worden. 

Im Regierungsbezirk Darmstadt wurden mit 230 Besuchen mehr als doppelt so viele Kontrollen im Vergleich zu Kassel und Gießen durchgeführt. Auch hier hatten die Mitarbeitenden bei mehr als zwei Dritteln der kontrollierten Verkaufsstellen Mängel festgestellt. In 35 Fällen sei ein Verwarngeld verhängt worden, erklärte ein Sprecher des RP Darmstadt. 

Sofortige Schließung bei zu viel Feuerwerk im Laden

Wenn Mischkrowsky bei seinen Kontrollen Verstöße feststellt, muss er die melden. Manche müssen sofort abgestellt werden, beispielsweise wenn er eine erhöhte Menge an pyrotechnischen Gegenständen im Verkaufsraum oder im Lager bemerkt. Er hat deshalb auch schon eine Verkaufsstelle schließen müssen. Doch das ist ein Einzelfall.

Supermarkt-Chefin Schäfer-Dietrich wird einen Brief von ihm bekommen, mit der Frage, welche Maßnahmen sie noch ergreifen wird. Mischkrowsky wird das im Auge behalten.

Wenn er seine Liste bis Silvester abgearbeitet hat, wird der Fachmann für Arbeitsschutz selbst ein Feuerwerk zünden und dabei die eigenen Tipps beherzigen: nüchtern bleiben, die Anleitung des Herstellers lesen und acht Meter Abstand halten.

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