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Ermittlungen in Niederzeuzheim werden noch Wochen dauern

Zerstörtes Haus

Eine Woche nach dem folgenschweren Gasaustritt in Hadamar laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Wie konnte es zu dem Leck kommen? Und wie zu der Explosion eines Hauses?

Hunderte vom Gasalarm betroffene Anwohnerinnen und Anwohner im Hadamarer Stadtteil Niederzeuzheim konnten am Wochenende nach mehreren Tagen des Bangens und Wartens in ihre Häuser zurückkehren. Nach der Entwarnung geht es nun um die Aufarbeitung des Vorfalls.

Offen ist weiterhin, wie es zum Gasaustritt kommen konnte und welche Folgen dies für das Chemie-Unternehmen hat, aus dessen Tank tonnenweise hochentzündliches Propangas entwichen war. Auch die Ursachen für die Explosion eines Wohnhauses in der Sperrzone wird ermittelt.

Schutt muss behutsam abgetragen werden

Das Grundstück, auf dem in der Nacht auf den 27. Februar ein Einfamilienhaus komplett zerstört wurde, gilt inzwischen als mutmaßlicher Tatort. Das Polizeipräsidium Westhessen teilte auf hr-Nachfrage mit: Derzeit seien Gutachter vor Ort, auch das Landeskriminalamt und das Regierungspräsidium (RP) Gießen seien involviert. 

Die Untersuchungen werden laut Polizei noch Wochen dauern, so Polizeisprecher Christian Wiepen. "Es müssen dabei große Mengen an Schutt sehr behutsam abgetragen werden."

Polizeisprecher: "Kein Sprengstoff im eigentlichen Sinne"

Erschwerend komme hinzu, dass es auch weiterhin möglich sei, dass unter den Schuttbergen noch Gaseinschlüsse vorhanden sind. Wiepen erklärte: Es liege zwar nahe, dass durch die Verpuffung kein Gas mehr übrig ist. Dennoch führe man am und um das Haus herum konstant Messungen durch.

Konkret ermittle die Polizei im Hinblick auf die Explosion mittlerweile wegen des Verdachts einer schweren Brandstiftung. Der Straftatbestand der "Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion" sei aus Sicht der Ermittlung nicht in Frage gekommen, so Wiepen. "Es handelte sich ja nicht um Sprengstoff im eigentlichen Sinne."

Auslöser der Explosion weiter offen

Man führe derzeit offene Ermittlungen. Der 44 Jahre alte Anwohner, der laut Polizei "widerrechtlich" in sein evakuiertes Wohnhaus zurückgekehrt und bei der Explosion schwer verletzt worden war, gelte dabei als Tatverdächtiger, so Wiepen. Er sei trotz seiner Verletzungen befragungsfähig und auch bereits befragt worden.

Was die Explosion ausgelöst habe, sei weiterhin völlig offen. Es komme dafür alles Mögliche in Frage. "Da hätte schon gereicht, dass ein schlecht angelehnter Spaten umfällt."

Nach ersten Erkenntnissen könne man bereits sagen: Das Haus befand sich an der am tiefsten gelegenen Stelle im ganzen Ort. Dort habe sich das Gas in starken Konzentration gesammelt, so Polizeisprecher Wiepen.

Derzeit keine Ermittlungen gegen Unternehmen

Gegen das Chemie-Unternehmen Tyczka Group wird nach Angaben der Polizei derzeit nicht ermittelt. Der Gasaustritt werde nach aktuellem Stand als Betriebsunfall betrachtet, so das Polizeipräsidium.

Ob es dabei bleibt, hänge vom Ergebnis des Gutachtens ab, das derzeit das Regierungspräsidium (RP) Gießen erstellt. Derzeit hat das RP den Betrieb auf dem Gelände untersagt.

Neue Auflagen für Gastanks in Wohnhäuser-Nähe

Nach aktuellem Stand hatte das Unternehmen mit dem Betrieb des Gastanks in direkter Nachbarschaft zu den Wohnhäusern nicht gegen behördliche Auflagen verstoßen. Jedoch teilte die Polizei inzwischen mit: Für eine neue Anlage dieser Art würden mittlerweile andere Vorgaben gelten.

Polizeisprecher Christian Wiepen erklärte: "Eine neue Anlage wäre so nah in der Nähe von Wohnhäusern nach heutigen Vorgaben nicht mehr genehmigungsfähig."

Die Genehmigung sei schon in den 1970er Jahren erteilt worden. Dem Unternehme seien für die Anlage seitdem mehrfach nachträgliche Auflagen gemacht worden, die nach aktuellem Erkenntnisstand auch eingehalten worden seien.

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