Ein kleines U-Boot unter Wasser in Nahaufnahme.

Im Nordatlantik ist ein Tauchboot auf dem Weg zur "Titanic" verschollen. Heike Sohlbach aus Mittelhessen fiebert bei der Suche besonders mit. Sie brach vor Jahren selbst zu dem berühmten Schiffswrack auf.

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Privates U-Boot in Gefahr

hs
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Seit Tagen suchen die Küstenwachen der USA und Kanadas nach einem Tauchboot, das am Sonntag mit fünf Menschen an Bord zu einem Tauchgang zum Wrack der "Titanic" aufgebrochen war. Die "Titan" verlor nach Behördenangaben nach knapp zwei Stunden den Kontakt zum Mutterschiff an der Meeresoberfläche. Sonargeräte registrierten am Dienstag zwar heftiges Klopfen unter Wasser, das aus dem vermissten Boot stammen könnte, doch die Zeit drängt: Die Kapsel enthält nur Sauerstoff für etwa vier Tage.

Wie sich die Passagiere an Bord fühlen müssen, kann Heike Sohlbach aus Villmar-Aumenau im Kreis Limburg-Weilburg nachempfinden. 1998 gewann sie in einem Preisausschreiben die erste Touristenexpedition zum Wrack der "Titanic". Im Interview erzählt sie, wie sie die Fahrt in 3.840 Meter Tiefe damals erlebt hat.

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hessenschau.de: Frau Sohlbach, was geht Ihnen durch den Kopf, seit Sie von dem verschollenen Tauchboot erfahren haben?

Heike Sohlbach: Ich bin sehr aufgeregt. Als wäre ich wieder 25 Jahre zurückgebeamt und säße wieder selbst in der Tauchkapsel. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie die Passagiere sich dort fühlen. Man macht das größte Abenteuer seines Lebens, und das geht dann vielleicht schief, weil … nun ja.

Porträt von Heike Sohlbach

hessenschau.de: Hatten Sie keine Angst, dass es schief ausgehen könnte, als Sie dort unten waren?

Sohlbach: Nein. Der Adrenalinspiegel war so hoch, dass ich mir über die ganzen technischen Belange keine Gedanken gemacht habe. Erst im Nachgang - Monate oder Jahre später - habe ich mich für meinen Mut bewundert, dass ich da eingestiegen bin.

hessenschau.de: Wie lange hat die Fahrt damals gedauert?

Sohlbach: Wir waren elf bis zwölf Stunden unterwegs.

hessenschau.de: Was passierte da unten in der kleinen Kapsel?

Sohlbach: In unserer Kapsel war nur Platz für drei Personen. Wir saßen relativ beengt, auf etwa drei Quadratmetern. Links und rechts hinter den Bullaugen gab es zwei kleine Sitze, auf denen wir kauerten. In der Mitte saß der Pilot, der das Tauchboot gesteuert hat.

Tauchboot beim Ablassen ins Wasser.

hessenschau.de: Was konnten Sie unten sehen?

Sohlbach: Erst mal nicht viel. Das Blickfeld ist sehr gering. Man kann sich das vorstellen, als würde man durch eine Streichholzschachtel gucken. Das Schiff (das Wrack der "Titanic", Anm. d. Red.) kann man nicht in seiner Gänze sehen, sondern immer nur ausschnittsweise. Wir hatten ein zweites Tauchboot zum Ausleuchten dabei. Darauf waren wir angewiesen, um etwas zu erkennen.

hessenschau.de: Sie haben die Tauchfahrt in einem Preisausschreiben gewonnen. Damit ging für Sie ein Traum in Erfüllung. Warum wollten Sie unbedingt runter zur "Titanic"?

Sohlbach: (lacht) Als Kind hatte ich einen wiederkehrenden Traum. Darin habe ich mich selbst gesehen, wie ich durch ein Bullauge gucke.

Die "Titanic" hat mich seit frühester Kindheit begeistert. Als ich damals das Preisausschreiben gesehen habe, dachte ich, damit vollendet sich für mich etwas, das ich mir schon immer erträumt habe.

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Heike Sohlbach über ihre Tauchfahrt zum Titanic-Wrack

Porträt von Heike Sohlbach
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hessenschau.de: Nun sitzen die Insassen des Tauchboots wahrscheinlich vier Kilometer unter der Wasseroberfläche irgendwo am Meeresgrund fest. Können Sie sich in diese Situation hineinversetzen?

Sohlbach: Ja. Ich denke, es sind jetzt genügend Wissenschaftler dabei und Leute, die technisch bewandert sind. Die wissen, welche Möglichkeiten da unten bestehen, ob sie geborgen werden können oder eben nicht.

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Die Passagiere

An Bord der "Titan" befindet sich mit Stockton Rush der Geschäftsführer des Expeditions-Anbieters OceanGate. Der Tiefseeforscher Paul-Henri Nargeolet, der das vermisste Boot steuerte, war schon bei mehr als 30 Tauchgängen zur "Titanic" dabei und überwachte die Bergung von rund 5.500 Objekten aus dem gesunkenen Schiff. Außerdem an Bord sind der mehrfache Weltrekordhalter Hamish Harding, der schon in die Tiefe des Marianengrabens getaucht ist, und der pakistanische Unternehmer Shahzada Dawood sowie sein 19 Jahre alter Sohn Suleman Dawood.

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hessenschau.de: Im Moment heißt es, dass noch Luft für die nächsten 24 Stunden da sein müsste.

Sohlbach: Bis morgen Mittag, ja. Das wird sehr schwierig. Erst mal müssen sie das Boot finden. Inzwischen hat man ja Klopfgeräusche gehört, aber man kann sie noch nicht genau verorten.

Dann ist die Bergung ein anderes Thema. Ich wüsste leider nicht, wie es technisch funktionieren soll, dass man die Passagiere bis morgen Mittag geborgen haben könnte.

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