Ein Mann in blauem T-Shirt sitzt auf dem Rand eines Brunnens und schüttet sich Wasser aus einer Flasche über den Kopf.

In der kommenden Woche droht in Hessen eine Hitzewelle. Die Temperaturen können über 35 Grad steigen. Hessens Kliniken rechnen mit Hitzepatienten und fühlen sich schlecht ausgestattet.

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Hitzewelle in Hessen befürchtet

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Zu den befürchteten 45 Grad wird es wohl nicht mehr kommen. Trotzdem droht in Hessen in der kommenden Woche eine Hitzewelle: "Die Wahrscheinlichkeit, dass es an die 35 Grad hoch geht, ist schon sehr hoch", sagt hr-Meteorologin Pila Bossmann. "Man kann sich darauf einstellen, dass es zwei, drei heißere Tage gibt nächste Woche. Auch die 40 Grad sind durchaus noch im Bereich des Möglichen."

Dass die Temperaturen tatsächlich diesen Extremwert erreichen werden, bezweifelt Bossmann allerdings. "Da sind noch Unsicherheiten drin, weil es immer ein Zusammenspiel von Hoch- und Tiefdruckgebieten ist", so die Meteorologin.

Am Dienstag oder Mittwoch könnte der Höhepunkt erreicht sein. Auch wenn es schon einige warme Tage in diesem Jahr gab, könnte es die erste richtige Hitzewelle werden, die im Kopf bleibt, so Bossmann.

Hitze belastet den Kreislauf

Die Hitze dürfte auch zu gesundheitlichen Gefährdungen führen. "Betroffen sind vor allem die älteren Bevölkerungsgruppen, die öfters dazu neigen, zu wenig zu trinken. Anfällig für die Hitze sind auch Menschen mit Vorerkrankungen oder Herzproblemen", sagt Meteorologin Bossmann.

Die Hitze belastet den Kreislauf im Körper. "Dadurch, dass die Gefäße sich erweitern und Flüssigkeit verschwitzt wird, fehlen dem Körper Blutvolumen und Mineralien", erläutert Tassilo Scherle, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Frankfurt: "Das ist eine Herausforderung für viele Organe: Herz, Nieren, Gehirn."

Krankenhäuser schlagen Alarm

Auch Hessens Krankenhäuser stellen sich wegen der Hitze auf mehr Arbeit ein. Die Hessische Krankenhausgesellschaft rechnet mit weiteren Hitzepatienten. Die Lage werde durch den Personalmangel in vielen Krankenhäusern zusätzlich verschärft, erklärt deren Geschäftsführender Direktor Steffen Gramminger. Gründe dafür seien die Corona-Sommerwelle, der generelle Fachkräftemangel und die Urlaubszeit.

"Die hitzebedingten Notfälle werden selbstverständlich genauso behandelt wie andere Notfälle", so Gramminger. "Mit steigenden Infektionszahlen und zusätzlich verstärkt durch die Urlaubszeit gehen wir aber davon aus, dass sich die Situation weiter verschärfen wird." Für den Sommer rechne man damit, weitere Operationen verschieben zu müssen.

Hinzu kommt, dass Krankenhauszimmer in der Regel nicht klimatisiert sind. Die Krankenhäuser würden bereits mit Ventilatoren, Getränken oder verdunkelten Vorhängen reagieren. Das seien aber keine langfristigen Lösungen. "Die Krankenhäuser müssen sich an den Klimawandel anpassen können", sagt Gramminger, "es braucht ein großes Investitionsprogramm, das die Krankenhäuser in die Lage versetzt, Emissionen herunterzufahren und sich baulich an die heißen Temperaturen anzupassen." Dafür sieht Gramminger Bund und Länder in der Pflicht.

Hitzeaktionsplan erst im nächsten Jahr

Seit zwei Jahrzehnten sind die Sommer in Hessen spürbar heißer geworden. In den Jahren 2017 bis 2021 sind in Deutschland geschätzt 22.400 Menschen an den Folgen von Hitze gestorben. Das geht aus einer Auswertung des Robert-Koch-Instituts, des Deutschen Wetterdienstes und des Umweltbundesamtes hervor. Allein 2018 starben 8.700 Menschen deutschlandweit. In Hessen waren es 740.

Hessen erfasst und beobachtet die Zahl der Hitzetoten. Das Land hat auch ein Hitzewarnsystem. Doch einen Hitzeaktionsplan, wie ihn der Bund den Ländern und Landkreisen schon seit 2017 empfiehlt, hat Hessens Sozialministerium erst für 2023 angekündigt. Der soll dann vor allem präventiv sein und der Hitze auch in der Städteplanung entgegenwirken.

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