Mietpreisüberhöhung und Wucher Viele Mieten zu hoch - Städte um Hilfe bemüht
Wohnraum ist Mangelware, besonders in Großstädten. Und so langen Vermieter bei der Miete oft ordentlich zu – weil sie es können. Dabei schießen einige über das Ziel hinaus, bis hin zur Straftat. Mehrere hessische Großstädte wollen helfen.
Überhöhte Mietpreise sind ein Problem in Hessens Großstädten: Nach Angaben der Stadt Frankfurt etwa könnte die Dunkelziffer unrechtmäßiger Mietverhältnisse bei mindestens 30 Prozent liegen.
Bei Verdachtsfällen können Mieterinnen und Mieter in Frankfurt Hilfe von der Stadt bekommen. Seit Oktober 2023 ist dies auch über ein Online-Formular möglich. Beim zuständigen Amt für Wohnungswesen seien von 2020 bis 2024 gut 1.000 Fälle angezeigt worden. "Es erfolgten Rückzahlungen in Höhe von 330.000 Euro an Staat und Mieter:innen", teilt die Stadt mit.
Betroffene wehren sich oft nicht
Der Mieterschutzverein Frankfurt bescheinigt der Stadt, das Thema der hohen Mieten als ein "Hauptproblem" erkannt zu haben. Aber Betroffene nutzten die rechtlichen Möglichkeiten selten aus, erklärt Geschäftsführer Rolf Janßen.
"Viele Betroffene haben Angst, einen Konflikt mit ihrem Vermieter herbeizuführen." Außerdem fehlten oftmals die juristischen Kenntnisse und so komme erst gar kein Unrechtsempfinden auf.
Vermieter müssen Teil der Miete zurückgeben
Im vergangenen Jahr wurden laut Stadt 20 Bußgeldbescheide wegen Mietpreisüberhöhung erlassen und Geldbußen in Höhe von 17.800 Euro verhängt. Im selben Zeitraum konnten 26 Fälle in Frankfurt durch einvernehmliche Gespräche beigelegt werden.
Vermieter hätten sich entschieden, ihre Mietverträge auf "zulässige Miethöhen" anzupassen und "zu Unrecht vereinnahmte Miete" zurückzugeben. "Dadurch wurden insgesamt 50.356 Euro erzielt", berichtet eine Sprecherin.
"Machtgefälle" zwischen Vermietern und Mietern
Laut der Stadt gibt es seit Jahren nur wenig "bezahlbaren Wohnraum". Das führe "zu einem nicht mehr weg zu redenden Machtgefälle" zwischen Vermietern und Mietern.
In Frankfurt wurde im Mai 2025 ein Vermieter wegen Mietwuchers verurteilt, der über längere Zeit hinweg Mieten verlangte, die bis zu 122 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete lagen.
Wiesbaden will Mietmarkt "im Auge behalten"
Auch den anderen Großstädten in Hessen wurde im Rahmen der Mieterschutzverordnung im Jahre 2020 ein angespannter Wohnungsmarkt attestiert.
In Wiesbaden fungiert die Wohnungsaufsicht als Ansprechpartnerin für Mieter, die mutmaßlich von Mietüberhöhung betroffen sind. Das zuständige Dezernat "wird auch weiterhin den Mietmarkt im Auge behalten und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um Wohnraum für die Masse der Bevölkerung bezahlbar zu halten", verspricht die Landeshauptstadt.
Kassel will präventiv tätig werden
Dringenden Handlungsbedarf sieht auch Kassel beim Thema überhöhte Mieten: Für Teile der Bevölkerung sei es schwer, sich mit angemessenem und bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. "Überhöhte Mieten sind deshalb besonders problematisch", betont ein Sprecher. Daher plane Kassel, bei mutmaßlich überhöhten Mietangeboten auf Immobilienportalen präventiv tätig zu werden.
Offenbach wird eine Bürger-Anlaufstelle für Hinweise zu Mietpreisüberhöhungen vorerst nicht bekommen. Ein entsprechender Antrag der Partei "Die Linke" wurde von der Stadtverordnetenversammlung im Februar 2025 abgelehnt.
Experte: Missverhältnis von Angebot und Nachfrage
Der Anstieg der Mieten resultiert nach Angaben des Geschäftsführers des Eigentümervereins Haus & Grund Hessen, Younes Frank Ehrhardt, aus dem "seit langem bestehendem Missverhältnis von Angebot und Nachfrage an Wohnraum und aus explodierenden Energiekosten".
"Hauptgrund für eine Mieterhöhung sind die allgemeine Teuerung, an denen sich auch ein privater Vermieter zur Gewährleistung der Wirtschaftlichkeit des Vermietungsgeschäfts zu orientieren hat", betont Erhardt.
Grundlegende Probleme auf dem Wohnungsmarkt könnten nur dadurch gelöst werden, dass mehr Wohnraum gebaut und die Energie- und Nebenkosten gesenkt würden. Wenn bestehende Gebäude aufgestockt würden, könnten 250.000 neuen Wohnungen im Rhein-Main-Gebiet geschaffen werden, so der Experte.