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Tod eines Obdachlosen: Anklage wegen Mordes erhoben

Kerzen und Tafeln mit der Aufschrift "Wehrlos, wohnungslos, schutzlos" wurden am Tatort am Darmstädter Luisenplatz aufgestellt.

Die Öffentlichkeit war geschockt, als der tödliche Angriff auf einen Obdachlosen in Darmstadt Ende 2023 bekannt wurde: Ein 15-Jähriger soll den Mann so brutal verprügelt haben, dass er starb. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft den Jugendlichen wegen Mordes angeklagt.

Bis zu 80 Mal soll der Jugendliche auf dem Darmstädter Luisenplatz gegen den Kopf des 57 Jahre alten Obdachlosen getreten haben. Das war im November 2023. Der Mann war anschließend an seinen Verletzungen gestorben. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt klagt den 15-Jährigen jetzt wegen Mordes an.

Mitte März sei am Landgericht Darmstadt Anklage erhoben worden, bestätigte die Staatsanwaltschaft auf hr-Anfrage. Details gab sie mit Verweis auf das Alter des Jugendlichen nicht bekannt.

Gegen seinen zur Tat 18-jährigen Bruder werde in derselben Sache Anklage wegen Raubes erhoben, sagte Oberstaatsanwalt Joachim Hauschild am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Zehn Jahre Haft nach Jugendstrafrecht möglich

Für den Angeklagten gilt das Jugendstrafrecht. Sollte er verurteilt werden, müsste er maximal zehn Jahre ins Gefängnis. Hinsichtlich des 18-Jährigen muss das Gericht entscheiden, ob Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht angewandt wird.

Der 15-Jährige hatte zuletzt in Untersuchungshaft gesessen. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt ihn, den obdachlosen Mann geschlagen und getreten und ihm damit seine letztlich tödlichen Verletzungen verursacht zu haben.

Der Jugendliche war nicht allein: Gemeinsam mit seinem 18 Jahre alten Bruder soll er zuvor dem Obdachlosen in einer Wartehalle die Geldbörse gestohlen haben. Der Bruder wurde ebenfalls in Gewahrsam genommen, war zunächst aber wieder freigelassen worden.

Überwachungsvideo zeichnete Tat auf

Die Brutalität des jugendlichen Täters hatte nach dem Bekanntwerden des Falls die Öffentlichkeit und auch Verantwortliche bei Stadt und Polizei schockiert. "Diese Tat übersteigt meine Vorstellungskraft", sagte Nicole Frölich von der Wohnungsnotfallhilfe beim Diakonischen Werk Darmstadt-Dieburg damals dem hr. 

Das Video einer Überwachungskamera am zentralen und belebten Luisenplatz hatte die Tat aufgezeichnet und später das Ausmaß der Gewalt offenbart. Zu sehen war auch, dass der überfallene 57-Jährige sich nicht gewehrt hatte.

Diese Videoaufzeichnung sei neben Zeugenaussagen das wichtigste Beweismittel, sagte Hauschild Oberstaatsanwalt. Ein Termin für die Verhandlung vor Gericht stehe noch nicht fest.

Spendenaktion für Beerdigung

Die Regionale Diakonie Darmstadt hatte nach dem Tod des Obdachlosen Spenden gesammelt, um dem Mann eine eine würdige Bestattung mit Grabstein zu ermöglichen. Im Normalfall kommt die Stadt bei Verstorbenen ohne Wohnsitz für die Bestattungskosten auf. Das Grab bleibt bei solch einer sogenannten Sozialbestattung anonym.

Hunderte Menschen nahmen an der Spendenaktion teil, sodass die nötige Summe in kurzer Zeit erreicht war und der Tote auf dem Darmstädter Waldfriedhof beigesetzt werden konnte.

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